Shledana

Letztes Jahr waren wir ihre Gäste, dieses Jahr sollten sich die Mitarbeiter des tschechischen Jugendrotkreuzes aus Liberec bei uns wohlfühlen.

Silvia Grammon
3/1993

Eingeladen hatten wir sie für die Zeit vom 7. bis zum 12. Juni. Wir freuten uns auf das Wiedersehen. Aber da waren auch andere Gedanken: Die Kunde von der Ausländerfeindlichkeit ist bereits in alle Welt vorgedrungen. Wie würden wir uns fühlen, als Fremde in solch ein Land zu reisen? Wie erging es wohl unseren Freunden? Aber schon war der Nachmittag des 7. Juni herangerückt und kurze Zeit später standen Barbora Veletovä, Martin Mergl, Pavel Gero und Hanka Krouzovä vor uns. Die Freude über das Wiedersehen war von ihren Gesichtern zu lesen. In der Herberge angekommen, richteten wir uns ein, aßen gemütlich zu Abend und ließen die alten Kontakte Wiederaufleben. Gemeinsam entdeckten wir am nächsten Tag Bayreuth und seine Umgebung. Dank des schönen Wetters konnten wir uns bei einem Picknick mitten im Grünen erholen. Abends zeigte uns Martin stolz ein Album über die Arbeit im Jugendrotkreuz von Liberec. Die Situation des Roten Kreuzes in der Tschechei hat sich auch aufgrund
der Trennung von der Slowakei verändert. Das war für alle nicht leicht. "Aber," erklärte uns Martin, "wir lassen uns nicht unterkriegen!" Extra für uns hatten sie auch Dias über ihre Arbeit im Jugendrotkreuz mitgebracht. Wir waren von den vielen guten Ideen beeindruckt. Besonders freute uns, daß unserGastgeschenk vom Vorjahr, der Materialkoffer zur Realistischen Unfalldarstellung, sogut eingesetzt wurde. Daher sorgten wir natürlich auch gleich für Nachschub. Der offizielle Empfang im Kreisverband Bayreuth, die Besichtigung der Rotkreuzeinrichtungen wie Rettungswache, RD Leitstelle, Fahrzeuge und des Rettungshubschraubers gehörten selbstverständlich ebenso zum Programm wie eine Besichtigung des weltberühmten Bayreuther Festspielhauses. Es ist erstaunlich, wie wenig Worte notwendig sind, um sich gut zu verstehen. Etwas hat uns alle ein bißchen stolz gemacht. Es ist die Antwort von Barbora auf die Frage, ob sie aufgrund der vorhandenen Ausländerfeindlichkeit in Deutschland keine Bedenken gehabt hätten hierher zu fahren: "Nein," meinte sie, "wir haben uns darauf gefreut hierher zu kommen. Wir wußten ja, wir fahren zu guten Freunden." Eines ist uns allen klar: Der Dienst an der Völkerverständigung ist gewiß die vornehmste Arbeit des Jugendrotkreuzes. Nashledanou, Freunde!

Zur Begegnung aus dem Vorjahr