
Fiaccolata 2024
"24. Juni 1859?" -„Schlacht von Solferino!“ Die Initialzündung der Rotkreuzidee. Eine blutige Schlacht hinterlässt Tausende von Toten und Verwundeten. Henri Dunant wird zufällig Zeuge davon und hilft den Opfern gemeinsam mit den Frauen aus der Umgebung. in Erlebnis, das maßgeblich sein ganzes Leben bestimmen wird.
Kaum vorstellbar, was sich 1859 in der Gegend südlich des Gardasees abgespielt hat, wo sich heute eine liebliche Hügellandschaft in die kleinen Ortschaften schmiegt.
Die Soldaten sind seit den frühen Morgenstunden im Einsatz, als am späten Nachmittag ein heftiges Unwetter die Schlacht beendet – Verletzte bleiben unversorgt und verwundet zurück. Dunants Betroffenheit, als Zeuge dieser Grausamkeit, findet sich nicht nur in seiner Niederschrift „Erinnerung an Solferino“ wieder, sondern führte auch zur Entstehung nationaler Hilfsgesellschaften und der ersten Genfer Konferenz.
Zum Gedenken an die Entstehung des Roten Kreuzes organisiert das Italienische Rote Kreuz seit 1992 alljährlich an dem Wochenende um den 24. Juni die „Fiaccolata“, an der in diesem Jahr rund 60 Teilnehmende aus den Landesverbänden Nordrhein, Rheinland-Pfalz und Bayern dabei waren.
Von Düsseldorf, weiter über Würzburg, Nürnberg und München füllte sich der Bus. Das Vorbereitungsteam aus München ist bereits Donnerstag losgefahren. Über die Brennerautobahn erreichten wir am Abend den Campingplatz in einem Ortsteil von Sirmione, östlich des Gardasees, wo wir jeweils zu viert in kleinen Appartements untergebracht wurden. Zum Abendessen gab’s Pizza – was sonst? Danach begab man sich zur Nachtruhe.
Nach dem Frühstück am Samstag wurden die Fiaccolata-T-Shirts verteilt und die Teilnehmer hatten Zeit zum Baden, Spazieren etc., bevor die Reisegruppe nach Solferino aufbrach. Auf dem Weg dorthin konnte man sich von der Schönheit der baff 3/2024 25 Landschaft überzeugen. Schließlich erreichten wir das etwas außerhalb liegende Sportgelände, das sich in ein riesiges Rot-Kreuz-Camp verwandelt hatte. Dort gab es allerhand zu bestaunen, denn das Italienische Rote Kreuz hatte dort immens viel Material aufgefahren.
Nach der Ausgabe unserer Teilnehmerausweise und einem leckeren Mittagessen, versammelte sich die Gruppe, um gemeinsam in den Ort Solferino zu laufen. Ausgestattet mit unseren Fackeln machten wir uns auf den Weg den Hügel zum Castello zu besteigen. Nicht nur die Sicherheitskontrollen, durch den hohen Ansturm an Menschen zogen den Anstieg in die Länge, auch die Hitze machte uns zu schaffen.
Oben angekommen ging es gleich weiter mit dem Fackellauf, dem Hauptziel der Wanderung. Mit entzündeten Fackeln wanderten wir durch die üppige Landschaft und einige kleine Orte und weiter Richtung Castiglione. Fenster und Gartenzäune waren mit Rot-Kreuz-Fähnchen dekoriert und Anwohner winkten uns vom Straßenrand zu.
Schon ein Erlebnis, auf Wegen zu laufen, auf denen 165 Jahre zuvor die Verwundeten transportiert wurden!
Mit Einbruch der Dunkelheit kommt die Gänsehaut: vor Dir und hinter Dir Fackelwandernde so weit das Auge reicht! Dieses Bild und dieses
Gefühl brennen sich ins Gedächtnis ein.
Nach drei Stunden erreichen wir den für uns festlich geschmückten Ort Castiglione. Auf der Piazza zu Füßen des Domes ist das Ziel erreicht und die Fackeln werden gelöscht. Das Feuer in den Herzen der Teilnehmer aber brennt weiter!
Beim Aufwachen am Sonntag ist nicht nur alles grau, sondern steht auf der Wiese auch das Wasser. Aber wir brechen nach dem Frühstück trotz allem zum Besichtigungsprogramm auf: eine Führung durch das Rot-Kreuz Museum in Castiglione, der Turm San Martino della Battaglia, Museum und Beinhaus warteten auf uns.
Beim gemeinsamen Abendessen fabrizierte dann jede „WG“ aus zugeteilten Zutaten ihren Beitrag und kredenzt ihn jeweils auf der Terrasse der Häuschen. Und dann hoppen wir hierhin und dahin, nehmen hiervon und davon und sind am Ende alle pappesatt.
Zur Abfahrt am Montagmorgen stehen alle etwas müde am Bus bereit. In umgekehrter Reihenfolge leert sich der Bus, bis kurz nach Mitternacht auch die letzten Teilnehmenden ihre Heimat erreicht haben.
Wir haben in kurzer Zeit viel erlebt und bleibende Eindrücke gesammelt. Die Stimmung war immer gut, woran das Vorbereitungsteam einen großen Anteil hatte, weil einfach alles geklappt hat. Ein großes Dankeschön an Euch!
Vielleicht sitzt der alte Henri auf irgendeiner Wolke und sieht jedes Jahr im Juni in der Nähe des Gardasees eine Schlange lodernder Fackeln in die Nacht ziehen und ist stolz, dass Menschen aus aller Welt, ihm für seine Idee die Ehre erweisen möchten.



