
Mit Erasmus nach Südspanien
David berichtet im Interview von seinem Erasmus-Abenteuer in Abla. Eine Erfahrung, die nicht nur seine Sprachkenntnisse bereicherte, sondern auch neue Freundschaften und Einblicke in die europäische Zusammenarbeit brachte.
Was hat Dich dazu motiviert, ein Auslandsjahr im Rahmen des Erasmus-Programms zu absolvieren?
Für mich war das eine ganz einfache Entscheidung. Angesichts der Unsicherheiten durch die Corona-Pandemie war unklar, ob der Austausch überhaupt stattfinden würde. Als ich mich im Oktober 2021 bewarb, war ich bereits seit Langem an einem längeren Auslandsaufenthalt interessiert und begeistert von Sprachen. Das Erasmus-Programm erschien mir als ideale Gelegenheit, das zu erleben. Am Ende muss ich sagen, dass es schon sehr cool ist, mal was ganz anderes als Deutschland zu erleben, wenn man sich darauf einlässt.
Wie kam es dazu? Wie lief der Bewerbungsprozess?
Der Bewerbungsprozess war etwas langwierig. Unsere Spanischlehrerin sprach uns an, ob wir darauf Bock hätten. Dann musste man ein paar Formulare ausfüllen, in denen man seine Motivation hinter dem Austausch, seine Hobbys, seine Charakterzüge, etc. angeben musste. Auch unsere Eltern wurden einbezogen und sollten uns nach denselben Kriterien beschreiben.
Warum hast Du Europa als Ziel für dein Auslandsjahr gewählt? Gab es spezifische Länder oder Regionen, die Dich besonders gereizt haben?
Die Entscheidung für Europa und nicht zum Beispiel für Brasilien, woran ich auch Interesse gehabt hätte, fiel aus mehreren Gründen: Ganz entscheidend war für mich das Praktische an der Sache. Dadurch, dass Reisen in Europa auch im Nach-Corona-Jahr 2022 doch relativ einfach war, fiel es sehr viel leichter, ganz einfach mal loszustarten. Außerdem gibt es dann doch in Europa sehr viel mehr Anhalts- und Anschlusspunkte, also irgendwie auch eine europäische Grundkultur, die wir teilen, was den Einstieg erleichterte. Spanien, besonders der Süden, reizte mich aufgrund des guten Essens, der Strände und der beeindruckenden Sehenswürdigkeiten wie der Alhambra in Granada.
Wie hast Du deine Zeit im Ausland organisiert? Gab es besondere Herausforderungen oder bürokratische Hürden, die Du überwinden musstest?
Es gab einige Hürden, aber sie waren gut zu bewältigen. Da Corona damals noch eine große Rolle spielte, musste ich zum Beispiel mehrere Immunitätsnachweise und auch eine Bestätigung über den längeren Aufenthalt beim spanischen Gesundheitsministerium abgeben. Ansonsten aber war das nur ein Formular für die Schule in Spanien und dann ging es schon los
Welche Rolle spielte das Rote Kreuz während Deines Auslandsjahres? Gab es Möglichkeiten zur Unterstützung oder zum Austausch mit anderen Mitgliedern?
Naja, so viel Kontakt hatte ich, um ehrlich zu sein, nicht mit den Anderen. Es war ja auch noch mehr oder weniger Coronazeit und deswegen durchaus unsicher, wann und ob Gruppentreffen stattfinden würden. Aber klar, ich hielt Kontakt mit meinen Kamerad:innen vom Roten Kreuz und das war schon ganz nett. So hatte ich immer eine Verbindung zum Leben in Deutschland. Zudem durfte ich auch ein bisschen das Rote Kreuz in Südspanien erleben, auch wenn das dort viel weniger präsent ist als das unsere in Deutschland.
Inwiefern hat dein Auslandsaufenthalt deine persönliche Entwicklung beeinflusst? Gab es bestimmte Erlebnisse oder Begegnungen, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben?
Natürlich hat mich der Auslandsaufenthalt in hohem Maße in meiner persönlichen Entwicklung beeinflusst und auch wirklich weitergebracht. Zum einen kann ich jetzt fließend Spanisch sprechen, was davor gar nicht ging. Ich weiß noch, wie ich ganz am Anfang nicht einmal ein “r” rollen konnte, was sich auf Spanisch wirklich nicht gut anhört. Es ist erstaunlich, wie oft diese Fähigkeit nützlich ist. Erst neulich konnte ich in Salzburg spanischsprechenden Touristen weiterhelfen. Das ist, muss ich sagen, wirklich cool. Zum anderen war es natürlich eine sehr, sehr coole Zeit, in der ich sehr viele neue, interessante Menschen kennenlernen durfte und aus den auch anhaltenden Freundschaften entstanden sind. Und auch die Erinnerungen, die ich mit Erasmus und der Gastfamilie, bei der ich war, machen durfte, sind unvergesslich.
Wie hat sich Dein Blick auf Europa und die europäische Zusammenarbeit durch Dein Auslandsjahr verändert?
Ich muss zugeben, dass mir vor dem Austausch noch nicht wirklich bewusst war, wie sehr Europa uns in unserem Alltag beeinflusst und auch, wie sehr Europa uns Chancen und Möglichkeiten bieten kann, wenn wir uns nur trauen, sie wahrzunehmen. Das Reisen ohne Barrieren und Einschränkungen, ist etwas ganz Besonderes, das es definitiv zu erhalten gilt. Nirgendwo sonst hat man diese länderübergreifende Freiheit. Zudem haben die Leute in Spanien eine ganz andere, sehr viel positivere Sicht auf Europa als weite Teile der deutschen Bevölkerung. Davon können wir uns eine große Scheibe abschneiden. Für die Spanier war Europa damals nach Francos Diktatur die ganz große Chance, die sie auch ergriffen haben. Und das merkt man: Wenn man mit Menschen, zumindest in Südspanien, spricht, fällt auf, dass sie Europa für etwas wirklich Großartiges halten und auch die Vorteile dieses Bündnisses erlebt haben und noch erleben. Im Nachhinein kann ich sagen, oder besser muss ich sagen, dass ich sehr dankbar bin, dass ich in der EU und als Europäer die Möglichkeit habe, am Erasmus-Programm teilzunehmen. Ich hoffe, dass möglichst viele Menschen dieselbe Gelegenheit erhalten, eine solche Reise anzutreten.
Mein Name ist David, ich bin 18 Jahre alt und stehe kurz vor meinem Abitur. Seit 2021 bin ich Mitglied im Roten Kreuz und engagiere mich seitdem sowohl bei der Bereitschaft Fridolfing als auch als Gruppenleiter bei der Bereitschaftsjugend. Mein Erasmus-Programm habe ich von März bis Mai 2022 in Abla, in der Nähe von Almería im Süden Spaniens absolviert.