Das Bild ist das Titelbild für ein Interview mit Miriam im Rahmen unserer Kampagne "Sag doch mal" und zeigt das Kampagnenmotiv sowie ein Portrait von Miriam.

Sag doch mal...Miriam

Miriam Köhnlein, 16 Jahre, engagiert sich im BRK Kösching und in der örtlichen Feuerwehr. Als der Krieg in Nah-Ost begann, war sie in Berlin auf einem Schüleraustausch mit israelischen Schülerinnen und Schülern. Die Nachricht war ein Schock für alle. Damit die Kriege endlich aufhören, sollten die Menschen unbedingt zur Wahl gehen, erklärt sie. Gerade auch die schweigende Mitte.

Heike Harenberg/BJRK
mybaff

Was bedeutet es für dich, am 9. Juni wählen zu können?

Für mich ist es in jedem Fall aufregend, weil ich das ja noch nie gemacht habe. Allein die verschiedenen Wahlbogen mit den unterschiedlichen Farben sind ziemlich beeindruckend. Zur Wahl gehen, bedeutet für mich Verantwortung zu übernehmen. Es ist außerdem ein Schritt in Richtung Erwachsenwerden, so wie man auch den Führerschein macht.

Wählen gehen, ist auch eine Chance mitzugestalten, wie denkt du darüber?

Der Rechtsruck bei den letzten Wahlen, ist für mich ein Aufruf, dafür einzustehen, dass wir politisch in der Mitte bleiben. Was passiert, wenn die breite Mehrheit in der Bevölkerung schweigt, wissen wir. Erst zuletzt gab es das Treffen von AfD-Vertretern mit Rechtsextremen in Potsdam, bei dem die massenhafte Abschiebung geflüchteter Menschen besprochen worden sein soll. Sowas darf nicht passieren. Die Demokratie muss stabil bleiben. Zukunftsthemen wie Klima, Bildung und Migration müssen weiter vorankommen. Die Krisen in der Welt rücken näher heran, der Ukraine Krieg, Gaza und auch die anstehende Wahl in den USA machen mir gerade Angst. Als der Nah-Ost Krieg losging, war ich in Berlin im Johannes-Rau-Programm bei einem Schüleraustausch mit israelischen Schülern. Wir hatten viel Spaß zusammen und haben uns echt angefreundet. Einige von ihnen waren auch schon 18 Jahre alt und hätten eingezogen werden können. Es geht ihnen aktuell gut, aber man weiß ja nicht, wie es weiter geht. Wir alle sind Menschen, wie du und ich. Ich würde mir so wünschen, dass die Verhandlungen endlich zu einem Ergebnis kommen. Die Kriege müssen aufhören. Auch deswegen sollten wir unbedingt wählen gehen.

Was bedeutet Demokratie für dich?

Demokratie kommt ja aus dem Griechischen und bedeutet Herrschaft des Volkes. Das heißt, man kann die eigene Meinung offen und ehrlich sagen und muss keine Angst haben, ausgegrenzt oder eingesperrt zu werden. Wir können wählen gehen und die Regierung mitbestimmen. Wenn wir mit ihr nicht einverstanden sind, können wir dadurch etwas verändern. 

Was läuft gerade falsch – für dich persönlich?

Für mich kommen die Themen Gesundheit und Bildung einfach zu kurz. Kliniken werden zum Beispiel zusammengelegt. Ich frage mich, wie das laufen soll, wenn irgendwann auf dem Land ein Notfall eintritt und es 40 Minuten dauert, eine geeignete Klinik zu suchen, die den Patienten aufnehmen kann. Soziale Berufe werden nicht genügend wertgeschätzt. Die Schulbildung ist ein Thema. Ich bin das erste Jahr im neuen G9 und es läuft wirklich unkoordiniert. Die Lehrpläne stehen noch nicht ganz. Wir bekommen zum Beispiel auch unsere Schulbücher zu den Herbstferien, da sind sechs Wochen schon rum, die letzten Bücher haben wir an Weihnachten erhalten. Auch die berufliche Anerkennung von Menschen aus dem Ausland dauert zu lange und ist zu kompliziert.

Was können wir tun, um die Demokratie zu stärken?

Wir sollten keine Scheu haben, frei unsere Meinung zu äußern und in den Diskurs zu gehen. Jugendliche sollten auch im Bund und im Land ab 16 Jahre wählen dürfen. Das würde auch die Wahlbeteiligung deutlich erhöhen. Es gibt einen demografischen Wandel, dem wir damit entgegengehen. Jüngere sollten mehr gehört werden. Damit nicht nur der Wille der älteren Bevölkerung umgesetzt wird, sondern auch diejenigen Inhalte, die junge Leute bewegen. 

Was glaubt du, woher der Zulauf extremer Gruppierungen kommt?

Ich denke, dass die Unsicherheit der Menschen zunimmt. Die Krisen in der Welt fördern diese Unsicherheit. Deswegen ist es ist mehr denn je an der Zeit aufzustehen und unsere Stimme zu erheben. Die Stimme der Jungen - für die Demokratie.