Demonstration

Möge die Macht mit dir sein

Wie können junge Menschen politisch Einfluss nehmen? Was ist überhaupt politisch? Und was hat Politik mit Partizipation zu tun?
 Protest und Demonstrationen sind nur eine Form der Partizipation – dem müssen viele andere Formen vorausgehen, damit die Interessen junger Menschen Gehör finden. 

 

Mirijam Kranzmaier, Fachstelle Partizipation, KJR München
© Flore W (Pixabay.com)
1/2024

Wenn wir von politischem Handeln sprechen, denken wir an Menschen, die politische Ämter bekleiden, an Wahlen, Volksbegehren – sprich an politisches Handeln, das in vorgegebenen Bahnen abläuft. 

Diese Formen des politischen Handelns sind jedoch meist den Erwachsenen vorbehalten.

Aktuell versucht das Bündnis Vote16 das Wahlalter in Bayern auf 16 Jahre abzusenken. Mehr junge Menschen sollen politisch Einfluss nehmen können.

Aber auch hier sind die Minderjährigen auf die Unterstützung der Erwachsenen angewiesen. Ob die Vote16-Kampagne erfolgreich ist und das Wahlalter in Bayern auf 16 Jahre herabgesetzt wird oder nicht, spielt für den größten Teil der jungen Münchner Bevölkerung jedoch keine Rolle. Doch auch sie alle wollen und sollen unsere Gesellschaft mitgestalten und müssen die Möglichkeit haben, sie nach ihren Bedürfnissen zu prägen.

Es gibt nichts Unpolitisches

Die gute Nachricht: Alle Menschen handeln politisch! Viele Handlungen, die im ersten Moment als privat erscheinen, enthalten – ob bewusst oder unterbewusst – eine politische Botschaft.

Jede Handlung beruht auf einer Entscheidung, einer Abwägung von Alternativen und hat Auswirkung auf andere. Mit der Wahl des Verkehrsmittels, dem Konsumverhalten, der Nutzung öffentlicher Flächen oder dem Verfassen von Posts in sozialen Netzwerken können also auch Minderjährige politisch Einfluss nehmen.

Hinzu kommen politische Handlungen, die in einem formellen Rahmen ablaufen und allen Menschen offenstehen:

zivilgesellschaftliches Engagement, öffentliche Meinungsäußerungen oder Teilnahme an Demonstrationen.

 Durch zivilgesellschaftliches Engagement können sich junge Menschen durch vielfältige Formen der Selbstorganisation und Selbstverwaltung für die Gestaltung der Gesellschaft einsetzen. Dabei nehmen nicht nur die Jugendverbände, sondern auch die Einrichtungen des KJR, die Kinder und Jugendliche pädagogisch bei ihren Anliegen unterstützen und somit ihre Partizipation ermöglichen, eine entscheidende Rolle ein. 

Voraussetzung dafür ist, dass junge Menschen, als aktiv Agierende wahrgenommen und in Prozesse eingebunden werden, 
Angebote selbst planen und umsetzen und dabei Erfahrungen der Mitbestimmung, Mitgestaltung und Mitverantwortung machen.

Hier ist also die Rede von Partizipation im Sinne einer aktiven Beteiligung bei der Erledigung der gemeinsamen Angelegenheiten innerhalb der Institutionen und darüber hinaus. Wenn also Politik die aktive Teilnahme an der Gestaltung und Regelung menschlicher Gemeinwesen bezeichnet, sind diese Angelegenheiten politisch.

Mach dein Ding

Viele junge Menschen unternehmen bereits durch ihr bestehen des Handeln Versuche der Partizipation. Oft ist es gerade das als „abweichend“ wahrgenommene Handeln, mit dem sie versuchen, zu partizipieren. 

Es ist die Aufgabe der pädagogischen Fachkräfte, die „Sprachen“ und „Themen“ junger Menschen wahrzunehmen, dabei auch die gesellschaftlich und politisch relevanten Aspekte in diesem Handeln (an-)zuerkennen, zu klären und sie bei der politischen und gesellschaftlichen Einflussnahme zu unterstützen. So kann die Kinder- und Jugendarbeit dem Effekt, dass soziale Ungleichheit politische Partizipation hemmt, etwas entgegensetzen.

Neue Konzepte von politischer Bildung gehen davon aus, dass politisches Handeln vor allem dadurch gelernt wird, dass man es macht, dabei Erfahrungen politischen Handelns sammelt und diese reflektiert. 

Politische Bildung ist in diesem Verständnis also nicht nur das Üben von Partizipation (im Sinne von Teilhabe am Prozess der politischen Willensbildung), wie bei der U18-Wahl, sondern vor allem das Ausüben des Politischen.