Das BIld zeigt zwei Rettungdienstmitarbeitende, die ein Rad des Rettungswagens überprüfen.

Freiwillig im Einsatz

Nina gewährt uns im Interview Einblicke in ihren Bundesfreiwilligendienst beim Bayerischen Roten Kreuz, erzählt von prägenden Momenten und persönlichem Wachstum.

BJRK
Nina Köck
Nina Köck
1/2024

Wie bist du auf die Idee gekommen, einen Freiwilligendienst beim Roten Kreuz zu machen, und was hat dich besonders daran gereizt?

Wie viele, wusste auch ich nicht, was ich nach der Schule machen möchte. Ich wollte aber auf jeden Fall keinen Bürojob machen, sondern eher was Aktives und im besten Fall etwas mit Menschen. Meine Mutter hat mich dann letztendlich auf den Rettungsdienst gebracht. Mich hat daran besonders der abwechslungsreiche Arbeitsalltag und das Medizinische angesprochen. Um mir ein genaues Bild von diesem Beruf zu machen, habe ich mich für ein Bundesfreiwilligenjahr entschieden. Ein Praktikum zum Beispiel bietet einfach nicht die Möglichkeit, den Beruf wirklich kennenzulernen, da er doch sehr anspruchsvoll ist.

Welche Tätigkeiten und Aufgaben übernimmst du in deinem Freiwilligendienst, und wie gestaltet sich dein Alltag dabei?

Ich bin als Fahrerin eingeteilt, also besteht meine Aufgabe im Groben darin, den KTW bzw. den RTW zu fahren. Es gehört aber noch viel mehr dazu, als nur ein Fahrzeug zu bewegen. 

Mein Arbeitsalltag gestaltet sich so: Bei Schichtbeginn überprüfe ich zuerst das Fahrzeug auf Fahrtauglichkeit und Beschädigungen sowie die Funktion der Beleuchtungen und den Füllstand. Wenn ich damit fertig bin, helfe ich meinem:r Beifahrer:in beim Checken der
Beladung und der Gerätschaften. In Einsätzen bin ich in erster Linie dazu da, uns sicher zum Einsatzort und später dann uns und den oder die Patient:in sicher ans Ziel zu bringen. Des Weiteren unterstütze ich meine Kolleg:innen bei der Versorgung der Patient:innen. Wir agieren hier als Team, sodass die bestmögliche Behandlung gewährleistet wird. Am Ende der Schicht, wird das Fahrzeug für die Übergabe geputzt und die verwendeten Materialien aufgefüllt, sodass die nächste Besatzung ein einwandfreies Fahrzeug bekommt.

Kannst du uns von einem besonderen Moment oder einer Erfahrung erzählen, die dich besonders geprägt hat während deiner Zeit als
Freiwillige?

Natürlich haben mich einige schlimme Einsätze geprägt, wie zum Beispiel ein tödlicher Verkehrsunfall oder einfach auch die Umstände, unter denen viele Menschen leben müssen. Es gab aber auch schöne Einsätze, die mir in Erinnerung geblieben sind. 

Wir haben eine ältere Patientin, die über die Jahre schon einige schwere Schlaganfälle hatte und dadurch zu einem dauerhaften Pflegefall wurde. Ihr Mann kümmert sich zu Hause sehr liebevoll um seine Ehefrau und hat sie nicht in eine Pflegeeinrichtung gebracht, wie es viele tun. Die Dame hat durch ihre Erkrankung nicht die Möglichkeit „normal“ zu kommunizieren, aber ihr Ehemann versteht sie und begleitet, liebt und pflegt sie bis heute, so gut es ihm möglich ist. Das ist eines der schönsten Dinge, die ich in meinem Freiwilligendienst erlebt habe.

Welchen Einfluss hat der Freiwilligendienst auf deine persönliche Entwicklung und Sicht auf die Welt?

Ich schätze definitiv meine Gesundheit und die Unterstützung meiner Familie viel mehr wert. Es ist schwer zu sehen, wie manche Menschen leben müssen und mit welchen Schicksalsschlägen sie zu kämpfen haben. Viele auch allein und ohne jegliche Unterstützung. Da kommt man ins Grübeln und ist letztendlich sehr dankbar.

Durch meine freiwillige Arbeit habe ich viel gelernt und mich weiterentwickelt, ich kann mittlerweile in Stresssituationen Ruhe bewahren und trotzdem meine Arbeit ausführen. Ich bin organisierter geworden und habe mich an das Arbeitsleben gewöhnt. Ich bewundere die Arbeit, die tagtäglich in solchen Berufen geleistet wird und wie aufgeschmissen unsere Gesellschaft ohne sie wäre. Ich finde generell,
dass die Arbeit sowohl im Rettungsdienst als auch in der Pflege viel mehr Wertschätzung verdient, da jeder und jede irgendwann mal auf sie angewiesen ist.

Inwiefern denkst du, dass der Freiwilligendienst beim Roten Kreuz einen positiven Beitrag zur Gemeinschaft leistet? Wie siehst du die Rolle von Freiwilligenarbeit im Allgemeinen? 

Das Rote Kreuz leidet sehr stark unter Personalmangel und die Freiwilligen unterstützen und entlasten das Personal mit ihrer Arbeit. Und wie schon erwähnt halte ich den Freiwilligendienst auch für eine gute Möglichkeit einen Einblick in einen Beruf zu bekommen.
Sie sollte daher viel interessanter gestaltet werden; soziale Berufe sind darauf angewiesen. Außerdem finde ich, dass vor allem Jugendlichen die Arbeit mit Menschen viel bringt und auch guttut.

Was würdest du anderen jungen Leuten raten, die darüber nachdenken, sich ebenfalls im Rahmen eines Freiwilligendienstes zu engagieren?

Unbedingt machen! Es macht Spaß, man lernt viel und tut gleichzeitig noch etwas Gutes für die Gemeinschaft. Ich bereue nicht, mich dafür entschieden zu haben. Der Freiwilligendienst eignet sich perfekt für nach der Schule, wenn man noch nicht weiß, was man machen möchte. Zudem ist es ein tolles Gefühl, sich zu engagieren und Menschen zu helfen.