Dominik Asbach, DRK Essen

Hilfe in eisigen Winternächten

Die Kältehilfe des DRK Essen bietet Menschen ohne Obdach in kalten Nächten einen sicheren Schlafplatz und ein warmes Essen.

Julia Hilgefort
Dominik Asbach, DRK Essen
1/2022

In Deutschland leben geschätzt 50.000 Menschen – ungefähr ein Fußballstadion voll Personen – auf der Straße. Sie haben keine Wohnung, kein Zuhause, kein Bett, kein Dach über dem Kopf. So auch in der Stadt Essen in Nordrhein-Westfalen. Wenn im Winter die Temperatur sinkt, es nachts gefriert oder sogar schneit, ist die Gefahr für diese Menschen in eisigen Winternächten groß. In der Kälte können sie krank werden, unterkühlen oder schlimmstenfalls sogar erfrieren und sterben.

Die Kältehilfe des DRK-Kreisverband Essen e.V. setzt sich seit fünf Jahren für diese Menschen ohne festen Wohnsitz ein und ergänzt mit ihrer Notunterkunft im Winter die bestehenden Einrichtungen in der Stadt. Sobald das Thermometer mehrere Nächte in Folge Minusgrade anzeigt, bauen die Helferinnen und Helfer des DRK auf dem Bereitschaftsgelände der Wache West in Essen zwei große beheizbare Zelte auf.

Die heißen Wärmezelte. Oftmals sind auch Jugendrotkreuzlerinnen und Jugendrotkreuzler schon beim Aufbau mit dabei. Für einen warmen Schlafplatz werden in den Zelten sogenannte Feldbetten mit dicken Schlafsäcken, Klappstühlen und Nachtlichtern aufgebaut. Normalerweise ist in den zwei 30 Quadratmeter großen Wärmezelten Platz für 20 Betten. Aufgrund der Corona-Pandemie gibt es jetzt den zweiten Winter in Folge nur zwölf Plätze, damit die Personen genug Abstand halten können.

Doch gerade in dieser besonderen Zeit ist die Kältehilfe für Elke Zbiera, der Koordinatorin des Kältehilfe-Teams ganz wichtig:

„Wir haben in den letzten Jahren so viel an Menschlichkeit erfahren durch unsere Arbeit in der Kältehilfe – da wollen und können wir unsere Gäste nicht im Stich lassen: Wir sind auch diesen Winter trotz der besonderen Umstände wieder für die Menschen da.“

Dominik Asbach, DRK Essen

Neben den Menschen – egal welcher Herkunft, welchen Alters, welchen Geschlechts – sind auch Hunde willkommen. Sie dürfen neben ihren „Herrchen“ schlafen und bekommen auch Futter. Um 21 Uhr öffnen die Wärmezelte am Abend. Dann werden alle Ankommenden auf Corona getestet und bekommen anschließend ein warmes Essen. Obst, Süßigkeiten und kalte und warme Getränke stehen auch bereit und am Morgen gibt es an kleinen Tischen ein Frühstück als Stärkung für den oft kräftezehrenden Tag der Gäste.

Wer möchte, kann in den Räumen der Bereitschaft duschen. Die Helferinnen und Helfer des Jugendrotkreuzes Wolfsbankring in Essen-Borbeck halfen vor Corona bei alldem bis 22 Uhr mit. Sie verteilten das Essen, hörten den Geschichten und Sorgen der Gäste zu oder spielten eine Runde Mensch-Ärger-Dich-Nicht mit.

Hier in der Rotkreuzbereitschaft Borbeck ist die Anonymität der Großstadt kaum spürbar, hier läuft niemand vorbei, verschließt die Augen oder sucht hektisch etwas in der Tasche, wenn sich eine obdachlose Person nähert. Stattdessen wird gemeinsam gelacht, gesungen und viel erzählt. Die Ehrenamtlichen der Kältehilfe haben dabei auch immer die Gesundheit der Gäste im Blick und versorgen sie im Notfall auch medizinisch.

Das kommt sogar relativ häufig vor. Schließlich arbeiten viele im Rettungsdienst oder haben eine Erste-Hilfe-Ausbildung.

Mit Blumen, gesungenen Liedern am Abend oder spontanen Schnee-Schipp-Aktionen bedanken sich die Gäste auf ihre Art und Weise bei der Kältehilfe. Das ist Motivation und Dank genug für alle jungen und älteren Ehrenamtlichen die kalten Nächte in Essen auch diesen Winter wieder ein Stückchen „wärmer“ zu machen.

Dominik Asbach, DRK Essen