Frankenforum 1999

Man schrieb das Jahr 1999. Die Hochherren des JRK und der WWJ entsandten ihren Hochadel gen Westen, um das Gefolge der umliegenden Ländereien Unterfrankens zu empfangen. So trug es sich zu, dass am  Wochenende des 02. bis 04., Sonnenaufgangs im Juli, die Heerscharen sich auf Burg Rieneck im Spessartwald zum geselligen Treiben mit pädagogischem Hintergrund versammelten. 

N.N.
3&4/1999

Es war ein steiler Anstieg, bis die Burg Rieneck endlich mit Sack und Pack erklommen war. Der erste Blick in den Innenhof dieser gewaltigen Burg ließ mich etwas ins Grübeln kommen, alle bekannten Gesichter
von BAJ und Lehrgruppe machten uns ihre Aufwartung in äußerst festlichster Kleidung. Ich dachte so bei mir: 

Na, das kann ja was werden!

Als es mir endlich gelang, mich durch ein „Menschenträubel“ zu drängen, bekam auch ich einen leckeren Begrüßungssekt; ich bin schon über sechzehn! Nur wenige Augenblicke vergingen, leider war ich etwas spät gekommen, als es zum Abendessen läutete. Bevor ich allerdings dem Ruf der Glokke folgen konnte, wurde noch ein Bild für meinen Forums-Ausweis geknipst, damit ich mich auch nach dem anstrengenden
Frankenforum 1999 noch erkenne. Im Speisesaal wartete ein tolles Buffet mit kalten Platten und einigen warmen Gerichten auf uns: ein Festmal für meinen Gaumen und erst recht für meinen ausgehungerten  Bauch. Die anschließende offizielle Eröffnung brachte ein erstes geordnetes Bild der fast 100 Leute. Neben der Eröffnung durch die WW Bezirksjugendwartin Karin Wolf und dem BAJ Vorsitzenden Rene R. Reinelt  und den Grußworten der Ehrengäste, rückte die Vorstellung der Referenten mit ihren Workshops in greifbare Nähe. Bei der Eröffnung wurde unser Referent Thilo Fleischmann besonders gefeiert, da er es schaffte, ein wirklich kurzes und schmerzloses Grußwort zu sprechen. Auch sonst war er ein vielgefragter Ansprechpartner für Sorgen und Nöte: „Sprich Dich aus bei Dr. Thilo“. Nun klärte sich auch das Rätsel mit der festlichen Kleidung auf. Die Idee war, der Eröffnung einen ganz besonderen Glanz zu verleihen und eine gewisse Grundspannung bei den Teilnehmern zu erzeugen. Mit viel Gewühl und völlig ohne System,  obwohl ein solches theoretisch vorlag, haben wir uns fast alle bei unseren favorisierten Workshops eintragen können. Mit diesem Schwung ging es dann nach unten, nicht in das Verließ, sondern in den Gewölbekeller, zum gemütlichen Teil des Abends. Wer die gedämpfte Atmosphäre dort kennt, kann sich ja vorstellen, wie vergnüglich und spaßig dieser erste Abend war. Zu später Stund’ lichteten sich die  Sitzplätze, so dass auch die „Zaungäste“, die sich auf der Treppe zum Keller drängten, einen von den begehrten Plätzen unter den Ritterrüstungen ergattern konnten. Wann die letzten in ihr Bett gekrochen sind,  fällt mir beim besten Willen nicht mehr ein. Was ich aber noch lebhaft in Eringerung habe, ist ein sehr bald folgendes lautes Topfscheppern: „Guten Morgen, ihr Schlafmützen - Aufstehen!!!“. Eine kalte Dusche  und ein wahrliches Ritterfrühstück ließen den Tag erhellen. Das Angebot an Workshops hatte für jeden etwas zu bieten, es reichte von „Ganz ruhig „bis „voll in Aktion“. Die erste Sequenz am Samstagvormittag  bestand aus den Workshops Internet, Schwimmen wie die Delphine, der sechste Sinn, Fernmeldedienst, einem Rollenspiel und einer AG Forumszeitung. Zum Mittagessen kamen wir alle wieder zusammen und tauschten unsere Erfahrungen und Erlebnisse aus. Leider konnte immer nur an einer AG pro Sequenz teilgenommen werden. Aber es gab da ja die AG Forumszeitung, die sich durch alle Sequenzen zog und mit  Fleiß und unzähligen Überstunden eine Zeitung erstellte, die jeder Teilnehmer als „lebendige Erinnerung“ mitnahm.

Beim Klettern waren Mut und Vertrauen gefragt

In der zweiten Sequenz am Samstagnachmittag wurde es sehr erlebnispädagogisch. Die einen zog es auf die nahegelegene Sinn, um mit Kanu und Paddel den Stromschnellen und herunterhängenden Ästen zu trotzen. Beim Turmklettern waren Mut und Vertrauen gefragt, denn der Burgfried sah oben vom Vorsprung doch viel höher aus, als von unten vermutet. Die erlebnispädagogischen Waldkundler lernten den Wald  und dessen Vielfältigkeit als einen pädagogisch reizvollen Spielplatz kennen. Was den „Erlebnispädogogen“ an dem sehr heißen Samstag fehlte, bot die AG Spiele im Wasser. Hier konnte man vergnügt im kühlen Naß des Freibades planschen, denn es kam nicht auf das Gewinnen, sondern auf den Spaßfaktor an. Das die Füße nicht nur zum kaufen da sind, erfuhren die Teilnehmer im Workshop Fußreflexzonenmassage. Müde und hungrig luden wir unseren abgebrannten Akku beim Abendessen und der anschließenden Ruhepause wieder auf, um für das Abendprogramm fit zu sein. Der Abend stand unter dem Motto „Arbeitsplätze jetzt und in Zukunft“. Auf Einladung des BAJ Unterfrankens kamen Herr Welsbacher (Berufsberater vom Arbeitsamt Gemünde), Herr Bode (Geschäftsführerder IHK Würzburg-Schweinfurt) und Herr  Schmitt (Prokurist und Ausbildungsleiter der Firma MannesmannRexroth AG), die jeweils aus ihrer Perspektive über Arbeitsplätze jetzt und in Zukunft informierten und Rede und Antwort während der anschließenden Podiumsdiskussion standen. Insbesondere Schulabgänger freuten sich über die Infos aus erster Hand und knüpften hilfreiche Kontakte. Nach diesem anstrengenden Tag fielen einige von uns  schon sehr früh in die Betten, Unermütliche „tagten“ im Gewölbekeller weiter oder hingen den Tageseindrücken bei einer lauen Sommernacht im romantischen Innenhof der Burg träumerisch nach. Der nächste und leider schon letzte Tag begann genauso plötzlich und dröhnend wie der Samstag. Es dauerte etwas länger, bis die Müdigkeit überwunden war und die letzte Sequenz beginnen konnte. Die AG Forumszeitung  war mit Layout und Druck bis zur offiziellen Verabschiedung beschäftigt. Wer bis dahin noch nicht wußte, wie ein Palstek zu binden ist, konnte dies im Workshop Knotenkunde lernen. 

Themenabend: jetzt und in Zukunft

Einfach mal entspannen und in die Welt der Düfte eintauchen, das war Ziel der AG klassische Massage und Aromatherapie. Wer sein Ich einmal abstreifen wollte, konnte in der AG Rollen-und Planspiel nochmal in
eine fremde Rolle schlüpfen und die Reaktionen aus einer anderen Perspektive erfahren, ohne gleich mit „wirklichen“ Sanktionen rechnen zu müssen. Was sich hinter einem schwarzen Theater verbirgt,  enträtselten die Teilnehmer bei ihrer Aufführung dem gespannten Publikum mit Ficht und Schatten. Dass ein jeder auch männliche Zeitgenossen, orientalisch tanzen könne, zeigte uns die AG Bauchtanz mit ihrer Aufführung während des Abschlußplenums. Schon war die Stunde der „Abrechnung“ gekommen, doch keiner der Organisatoren und Referenten mußte sich fürchten, denn es kam von allen Seiten viel Anerkennung und auf-munterndes Lob.

Das nächste Mal sind wir wieder dabei

Nach der herzlichen Verabschiedung und dem Versprechen, uns beim nächsten Frankenforum in zwei Jahren wieder zu teffen, machten wir uns mit viel Wehmut an den Abstieg und die Heimreise.