International Youth Camp in Dänemark

Das Camp war einfach superstark, die Kleider waren vom Regen klitschnaß, mein Adreßbuch läuft über, und ich bin auf der halben Welt herzlichst eingeladen, und die halbe Welt darf und soll mich besuchen.

Kai Petersen
3&4/1998

Mit wahnsinnigem Bauchkribbeln und Reisefieber wartete ich am Freitag, den 26.6.98 darauf, daß es endlich losging. MeinTourenrucksack war natürlich schon längst gepackt. Ich freute mich darauf die anderen in Duisburg zu treffen. Telefonisch hatten wir schon längst Kontakt. Wir waren zwei Jungs und vier Mädels. Letztere hatten Gepäck für ca. zwei Monate dabei, wir Jungs nur unsere Rucksäcke, daher fungierten wir beim Umsteigen immer als Packesel. Nach einer sehr unbequemen Nacht erreichten wir um 8.35 Uhr Holstebro, begrüßt von unserem Campchef Martin. Er fuhr uns mit einem alten ausgesonderten Feuerwehrauto ins Camp und ließ uns unsere Zelte nah am angrenzenden riesengroßen See aufbauen. Erst hieß es mal ausruhen, während nach und nach die Vertreter der anderen Länder eintrudelten. Nach dem Essen (war die ganze Woche SUPER!) wurde das zweisprachige Programm (englisch, dänisch) ausgegeben mit Tagesprogramm, Campregeln und Liedern. Mit Kennenlernspielen wurde das Camp eröffnet. Die englische Sprache wurde immer wichtiger. Im Henry's, einem Treffpunkt, der auch nachts geöffnet war, lernten wir schnell neue Freunde kennen. Vor allem aber wurden wir unliebsam bekannt gemacht mit den Launen des dänischen Wetters. In der Nacht regnete es so stark, daß wir ins Essenszeit evakuiert wurden! Am Sonntag belebte uns eine eiskalte Dusche, die einzig warme war nämlich ständig umlagert. Beim „morning assembly“ wurde besprochen, was am Tag alles läuft. Und gesungen wurde auch! Der Nachmittag stand im Zeichen der Olympischen Spiele! Wir wurden durcheinander gemischt und in zwei Teams aufgeteilt. In den verschiedensten Disziplinen mußten wir gegeneinander antreten, z.B. im Tauziehen, Grasskilaufen und Fußball. Letzteres gefiel mir besonders gut. Jeder Spieler bekam nämlich ein zu einem Kegel gerolltes DIN-A3-Blatt vors Gesicht gestülpt, so daß er nur ein eingeschränktes Blickfeld hatte, und gespielt wurde mit einem Wasserball. Nach dem Abendessen konnte man noch einen Vortrag besuchen. Ich entschied mich für das Thema „Rotkreuz-Embleme“ und war hochzufrieden mit dem sehr qualifizierten Referenten. Nach dem üblichen Morgenauftakt standen uns an diesem Tag zahlreiche Workshops offen wie „land of creation“ (Makenbasteln, T-Shirts bemalen ...), „land of health“ (Massage, Sauna ...), „land of sports“ (Fußball, Volleyball), „land of action“ (Floß oder Seilbahn bauen ...) und Tanzen, Singen oder Theater. Ich entschied mich für „land of action“. Dort bauten wir nur mit Stricken, Baumstämmen und Fässern ein Kanu, das wir voller Stolz gleich darauf vollbesetzt ins Wasser ließen. Leider regnete es in Strömen, aber das hinderte uns hartgesottene Jugendrotkreuzler noch nicht  daran weiterzubasteln. Als aber erbsengroße Hagelkörner vom Himmel schossen, legten wir doch eine Pause ein. Nach dem Mittagessen - lecker, lecker - bekamen wir ganz hohen Besuch, nämlich Prinzessin Alexandra von Dänemark, der Schirmherrin des Dänischen Jugendrotkreuzes. Sie bestaunte unsere Workshops und wurde, da sie am nächsten Tag Geburtstag hatte, von uns zum Kaffee eingeladen. Am nächsten Tag war aufden Titelseiten aller dänischen Zeitungen ein Bild von uns mit „Alex“ zu sehen. Am Dienstag bekamen wir alle eine neue Identität. Es startete der absolute Knüller, das ganztägige Rollenspiel „Following Henry“. In Gruppen eingeteilt, bekam jeder von uns eine Rolle zugeteilt, z.B. Bürgermeister, Bäcker, Pfarrer, Schmied, Lehrer ... Jedem wurde sein neuer persönlicher Charakter vorgelesen, den er das ganze Spiel über durchzuhalten hatte. Auch bekam jeder einen Paß, in den der neue Name eingetragen werden mußte. Ich war ein Pfarrer und hieß „Oh my God Moses“. Jedem Dorf wurde ein Übersetzer und ein GRÜNER MANN zur Seite gestellt. Dieser hatte die Aufgabe, uns durch die Zeit zu führen und bei schwierigen Aufgaben zur Seite zu stehen. Bei dem Spiel mußten wir zu verschiedenen Stationen und hatten dort jeweils eine halbe Stunde Zeit, die Aufgabe zu erfüllen. Dann ertönte ein Signal, das „Zeitloch“ schloß sich, und wir mußten weiter. So waren wir u.a. in Afghanistan und mußten dort ein Minenfeld durchqueren und die Minen entschärfen. In Deutschland auf einem Schlachtfeld des 2. Weltkrieges mußten wir ca. 15 Verletzte nach einem Bombeneinschlag versorgen. Im Irak wartete die Aufgabe, für einen Medizintransporter des IKRK über einen Fluß mit Seilen und Baumstämmen eine Brücke zu bauen. In Afrika mußten Bäume gepflanzt werden. Also Action pur! Am Abend waren wir alle erledigt. In dieser Nacht war im Henry's wenig los!!! Der letzte volle Tag im Camp: Wir machten Spiele, sangen Lieder, sprachen über die letzten Tage, tauschten Adressen aus und alberten herum. Am Abend stieg dann die ultimative JubiNight Gala Party mit  einer Liveband, die richtig Stimmung aufkommen ließ. Danach saßen wir aber wehmütig herum und wünschten, das Camp würde nie zu Ende gehen. Am Abreisetag ging dann alles viel zu  schnell. Ruckzuck waren die Zelte bis auf das Essenszeit abgebaut, der Zeltplatz aufgeräumt, und es hieß Abschied nehmen. Schon kamen die ersten Busse, die Freunde zum Bahnhof oder Flughafen brachten. Es wurde sich fest umarmt, und jeder, selbst die „Härtesten“, weinten einfach los. Nach einer sehr langen Abschiedszeremonie verschwanden die Busse dann in der Ferne, und wir paar „Übriggebliebenen“ warteten auf den Zug, der für uns erst am Abend ging. Trotz allen Abschiedsschmerzes: Ich bin für meine Gruppenstunden wieder wahnsinnig motiviert, habe viele neue Ideen und möchte mich herzlich dafür bedanken, daß mir die Teilnahme ermöglicht wurde!