Täglich kleine Wunder - Emmi Rückert

Emmi Rückert leitet die Kita „Villa Kunterbunt“ in Vierkirchen im BRK Kreisverband Dachau. Sie ist Mitglied im Jugendrotkreuz, Ausbilderin in Erster Hilfe, ausgebildete Rettungssanitäterin und Kriseninterventionshelferin im Ehrenamt. Für das „Trau Dich“- Programm des BJRK, das Kinder ab vier Jahren spielerisch an die Erste Hilfe heranführt, hat sie zusammen mit Kollegen die Grundlagen erarbeitet.

Heike Harenberg, Natascha Baumhauer und Dorian Lüb
2/2021

Kinder im Kindergartenalter können helfen, davon ist Emmi Rückert, 58 Jahre, überzeugt. Sie hat es über viele Jahre beobachtet. Deswegen hat sie seinerzeit auch das „Trau Dich“- Programm mit auf den Weg gebracht, das in ihrer Kita regelmäßig durchgeführt wird. Normalerweise, wenn eben kein Corona ist.

Wie sieht Dein Arbeitstag gerade aus?

Durch die Pandemie ändert sich unser Ablauf täglich. Derzeit fällt besonders viel organisatorische Arbeit an, beispielsweise die Anmeldung für die Kindernotbetreuung, die Essensbestellungen oder auch Personalfragen. Diejenigen Mitarbeiterinnen, die selbst Mütter sind, arbeiten teilweise von Zuhause, um das Homeschooling ihrer Kinder begleiten zu können. Derzeit haben wir 31 von insgesamt 71 Kindern, die zur Notbetreuung zu uns in die Kita kommen. Bis jetzt haben wir immer alles gut geschafft, auch die Umsetzung des Hygienekonzepts.

Welche Tätigkeiten sind Dir besonders wichtig und warum?

Die Kinder mit ihren Familien stehen im Mittelpunkt. Der Kontakt ist besonders wichtig. Auch und gerade jetzt. Wir informieren die Eltern regelmäßig durch Mails und die Kinder können auch wieder Post bei uns abholen.

Was verbirgt sich hinter dem „Trau Dich“- Programm, das Du regelmäßig in Deiner Einrichtung durchführst?

Im „Trau Dich“-Programm führen wir Kinder spielerisch an die Unfallverhütung und die Erste Hilfe heran. Sie lernen wie man Wunden versorgt, Verbrennungen, Beulen und Quetschungen oder Nasenbluten behandelt und wie man den Notruf absetzt. Wir stärken mit dem Programm außerdem die Sozialkompetenz und fördern das Selbstvertrauen der Kinder. Denn in diesem Alter gehen sie noch unbefangen an die Erste Hilfe heran und trauen sich nach und nach immer mehr zu. In der „Villa Kunterbunt“ führen wir den „Trau Dich“ einmal im Jahr als Projekt durch. Das läuft dann über mehrere Monate, zweimal in der Woche.

Wie bist Du auf den Gedanken gekommen, das Programm zu entwickeln?

Mit siebzehn Jahren bin ich zum Jugendrotkreuz gekommen und habe lange Jugendgruppen geleitet. Auch heute bin ich noch dabei und bilde Führungskräfte in der Jugendarbeit aus.

Außerdem bin ich Ausbilderin in Erster Hilfe in der Breitenausbildung und der Ersten Hilfe am Kind und ausgebildete Rettungssanitäterin. Als ich damals das Juniorhelfer-Programm für Kinder von sechs bis zehn Jahren in der Gruppenstunde ausprobiert habe, dachte ich mir: „Was mach´ ich bloß mit jüngeren Kindern?“ Als man mich dann fragte, ob ich mir dazu Gedanken machen könnte, habe ich die Elternzeit genutzt und an den Grundlagen gearbeitet.

Warum ist es für Dich wichtig, das „Trau Dich“ – Programm mit den Kindern durchzuführen?

Durch meine Arbeit im Jugendrotkreuz habe ich gesehen, dass Kinder schon früh helfen können. Sie trauen es sich auch zu. Einige glauben das nicht, aber Kinder können das! Auch jüngere Kinder. Unfälle passieren oft auch im häuslichen Umfeld. Wenn Kinder dann die Nachbarin holen oder einen Notruf absetzen, ist so viel erreicht. Mir ist wichtig, dass sie Selbstvertrauen entwickeln. Man sieht immer wieder, dass Erwachsene an Unfällen vorbeifahren, weil sie glauben, sie können nicht helfen. Aber das kann jeder. Allein die Hand halten und ein paar persönliche Worte mitgeben, hilft so viel. Mir ist wichtig, dass Ängste gar nicht erst entstehen und, dass die Kinder ein Übungsfeld haben, in dem sie spielerisch lernen können.

Welches „Kleine Wunder“ erlebst Du dabei?

Ich sehe immer, dass die Kinder völlig unbefangen auf das Thema zugehen und wie ihre Augen leuchten. Das lässt dann auch mein Herz höherschlagen. Dafür lohnt jede Mühe.

Was gibt Dir dieses „Kleine Wunder“ mit Blick auf den Grundsatz der Menschlichkeit?

Wir alle sind Menschen. Es ist wichtig, dass wir füreinander da sind. Und, dass wir den Kindern etwas zutrauen. Ich bin lange Zeit ehrenamtlich im Roten Kreuz aktiv, beispielsweise als „Helfer vor Ort“. Es sind die kleinen Gesten, die zurückkommen, die mir viel bedeuten. Insbesondere ältere Menschen sind oft so froh und dankbar.

Was bestärkt Dich, das Richtige zu tun?

Ich möchte offen für vieles sein und auf Menschen zugehen. Das ist es auch, was mir an der Arbeit mit Kindern Spaß macht. Sie sind so unglaublich begeisterungsfähig, das macht es für mich aus.

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