What a week!!!!

Es war am Samstag, als ich mich auf den Weg zum 5. Internationalen Sommercamp des Schweizer Jugendrotkreuzes machte, das vom 26. Juli bis 2. August in Nottwil stattfand.

Sabine Finger
3/2003

Vom Züricher Airport dauerte es circa eine Stunde bis ins Camp. Dort begann eine neue Mission. Sie hieß: Markus suchen! Markus war der andere „Auserwählte“ aus Deutschland. Also zog ich los und klopfte an seiner Tür. Die Tür ging auf, und nach einem kurzen „Sabine?“ fielen wir uns gleich in die Arme. Da war mir klar, dass es eine wunderschöne Woche würde.! Gemeinsam machten wir uns sofort auf den Weg zum See, um dort bei einer Beach Party die übrigen Teilnehmer kennen zu lernen. Freundschaften wurden bereits in den ersten Minuten geknüpft. Sonntag nach dem Brunch (das Essen war wirklich immer sehr ausgiebig und lecker!!), stand eine Rallye auf dem Programm. Hier lernten wir den Camp Song und den Camp Tanz, mussten im Rollstuhlparcours unser Geschick unter Beweis stellen, lernten beim Seifenrutschen unsere Teamfähigkeit besser zu nutzen und erkannten beim Tabuspiel schließlich, dass wir doch alle die gleiche Sprache sprechen konnten. Außerdem wurde von jedem Teilnehmer ein Photo für die Postwall gemacht. So konnte man jedem eine Nachricht zukommen lassen. Und dass sogar, ohne den Namen zu kennen. Das stellt bei über 120 Leuten aus 40 Nationen nämlich ein echtes Problem dar!

Sonntagabend organisierte das STAFF-Team ein Konzert der Schweizer Gruppe „Mash!“. Songs in Schweizerdeutsch. Manchmal ein Verständnisproblem und das teilweise sogar dann, wenn die Schweizer versuchten, .hochdeutsch“ zu sprechen. Abr wir haben uns am Ende dann doch alle verstanden. Zur Not eben auf Englisch! Montagmorgen begannen die Workshops. Ich entschied mich für „Water sports and Safety“. Gleich früh begab sich mein Workshop ins nächstgelegene Schwimmbad, wo wir zunächst unsere Schwimmfähigkeit unter Beweis stellen durften. Nachdem wir verschiedenste Rettungsgriffe gelernt hatten, beschlossen wir den Vormittag mit einer Runde Wasserball. Am Nachmittag ging’s dann runter zum See. Hier bauten wir uns aus Tonnen, Seilen, ein paar Nägeln und Brettern ein richtiges Floß. Damit ließen wir uns über den See treeiben und genossen in vollen Zügen die Sonne. Am Abend stand der Internationale Markt auf dem Programm, Hier stellten sich alle teilnehmenden Nationen vor. Man durfte hier probieren, dort bekam man Broschüren in die Hand, konnte sich Henna-Tatoos machen lassen oder sich in endlosen Gesprächen verlieren. Ein Highlight dieses Abends war, dass die meisten entweder Kleidung ihrer Rot Kreuz Organisation oder etwas Traditionelles trugen. Auch ich musste mich notgedrungen in mein Dirndl schmeißen, Das kam so gut an, dass unbedingt jeder ein Foto mit mir im Dirndl haben wollte, Und am Schluss war ich froh, als ich das Kleid zurück in den Schrank hängen konnte! Dienstag lernten wir im Workshop Rettungsbojen und -ringe zu werfen, Eine nicht ganz leichte Aufgabe, wie sich schnell herausstellte. Nachmittags standen Aktivitäten zur Auswahl.: Fußball, Volleyball, den Besuch des Paraplegikerzentrums oder gar eine Diskussionsrunde. Markus und ich nahmen an der Mountainbiketour um den Sempachersee teil. Ziemlich anstrengend, in der prallen Sonne rumzufahren, aber wir machten ja glücklicherweise Zwischenstopp für ein Bad im See!!! Schon wieder Wasser! Eigentlich erstaunlich, dass mir nach dieser Woche keine Schwimmhäute gewachsen sind...

Sabine und Markus an ihrem Stand auf dem Internationalen Markt

Am nächsten Tag ging's auf den Bürgenstock. Auf dem Gipfel genossen wir die grandiose Aussicht über den Vierwaldstettersee. Später fuhren wir mit einem Raddampfer nach Luzern. Hier bestand die Möglichkeit, Sightseeing und Shopping zu betreiben. Dass wir mittlerweile den sechsten Tag im Camp waren, zeigte sich an den zunehmend kleineren Augen der Teilnehmer. Man traf ständig auf welche, die um Streichhölzer baten, um die Augen offen zu halten. Wäre ich nicht im Wasserworkshop gewesen und hätte ständig mit kaltem Wasser zu tun gehabt, wäre ich garantiert im Laufen eingeschlafen. Das Animation Team verstand seine Arbeit nämlich gut zu tun. Und so tanzten wir nach den sehr anstrengenden Tagesprogrammen abends immer noch in der Disco. Freitag stellte sich als der absolute Höhepunkt des Workshops dar. Zunächst lernten wir nochmals andere Wege kennen, ertrinkende Personen zu retten. Dann fuhren wir zu einer Brücke. Diese - ca. 8 Meter hoch - ging über einen Fluss, der nicht gerade ruhig dahin plätscherte. Die Aufgabe, die wir bekamen, war, leicht erklärt: Einfach über das Geländer steigen, springen, sich etwa 250 Meter treiben lassen und dann den Fluss wieder verlassen. Ja, ok, dachte ich mir. Über das Geländer kam ich ja grad noch. Aber dann! Für jemanden wie mich, der sich noch nie in seinem Leben getraut hat, vom 10 Meter Turm im Schwimmbad zu springen, war das eine große, wirklich sehr große Überwindung. Also, Augen zu, bis drei zählen, Geländer loslassen und springen. Ach ja, das Schreien natürlich nicht vergessen!

Zum ersten Mal lassen wir uns mit dem selbst gebauten Floß über den Sempachersee treiben

Wow! Was für ein Gefühl.

So toll, dass ich es gleich noch mal machen musste! Später an diesem Vormittag ließen wir uns dann noch ein paar Kilometer in dem Fluss treiben und verließen ihn schließlich wieder im Schwimmbad vor den Augen verdutzter Schweizer, ja, es war wirklich ein komischer Anblick. Eine Gruppe frierender Jugendlicher, mit allerlei Gerätschaften zur Wasserrettung, die sich zu allem Überfluss auch noch auf Englisch oder mindestens einem Mix aus Englisch, Schwyzer Dütsch und fränkisch unterhielt. Im Camp ging es nach dem Essen gleich weiter zur Workshopvorstellung, auf der die verschiedensten Arbeitsgruppen ihre Arbeit der letzten Woche zeigten. Und dann hieß es auch schon langsam zusammenzupacken und sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass dieses Camp sich nun dem Ende neigte, Abends sind wir dann aber alle noch mal auf einen Hügel gewandert und haben dort mit einem Abschiedsessen den Nationalfeiertag der Schweizer und den Abschied gefeiert. Und es hätte absolut keine bessere Kulisse dafür gegeben: Oben auf einem Feld, im Hintergrund die brennende „Heidi“ (eine Puppe aus Holz, mit der Rotkreuzfahne in der Hand und gefüllt mit Sylvesterknallern), unten der See, über dem langsam die Sonne untergeht und dann natürlich das Feuerwerk, das in den Orten um den See für den Feiertag abgefeuert wurde! Fantastisch! Natürlich durfte auch Gitarrenmusik nicht fehlen, In der Disco wurde noch gefeiert bis zum Morgengrauen. Dann hieß es für mich „Goodbye“- sagen. Da kamen natürlich auch die Tränen nicht zu kurz. Wie viele nette Leute doch dieses Camp besuchten! Fast hätte ich dann noch meinen Flieger verpasst, da der Wecker einfach nicht los ging. Aber nach einer wirklich sehr rasanten Fahrt zum Flughafen stieg ich schweren Herzens mit Tränen in den Augen ins Flugzeug. Im Gepäck hatte ich viele schöne Erinnerungen, Fotos, einen vollen Film und die Emailadressen aller Teilnehmer!