Der Berg ruft- Fortbildung "Erlebnis extrem"

Am 19. Juni 2003 startete die viertägige Fortbildung „Erlebnis Jugendrotkreuz Extrem“ in die Allgäuer Alpen. Die Fortbildung war für die JKKs Bayern und Baden gemeinsam ausgeschrieben. Basierend auf der Erlebnispädagogik erwarteten uns vier Tage voller Spannung, Action und Spaß auf der Bergtour und im Hochseilgarten.

Theresia Plut
3/2003

Am Treffpunkt rückten dann alle mehr oder weniger erfahrenen Bergsportler ein, die einen mit Wanderstöcken und Multifunktionssurvivalgepäck, das professionell verstaut war und die anderen „Ersties" mit ihrem gefühlten 1OO-Kilo-Rucksack und dem beunruhigenden Gefühl, vielleicht nicht doch das ein oder andere klitzekleine Details vergessen zu haben. Beim Blipk auf den monströsen Befg wuchsen die Bedenken noch mehr.

Auf der Hütte „Bärenfalle.“ scheuchten unsere „Herdentreiber“ Michi Frauscher und Steffi uns gleich auf einen quer liegenden Baumstamm, auf dem wir uns wie die Hühner auf der Stange nach Alphabet sortieren sollten. Danach konnte keiner mehr von Berührungsangst sprechen und die Namen waren zunächst schon mal eingeprägt, Sothel zum Kennenlernen... Und dann genossen wir erst einmal unser super Abendessen, das gierig (auch die Salatsoße wurde ausgetrunken - mhmmm!) runtergeputzt wurde. Beim Blick aus dem Fenster wurde dem einen oder anderen plötzlich klar, dass wir wirklich auf einem Berg sind:

"Uih, da geht's ja runter!".

Am nächsten Tag lief die Vorbereitung für unsere zweitägige Tour in vollem Gange: Es wurde emsig geplant, gepackt, geschultert und umgeräumt, bis es endlich hieß ,,Aufi aufn Berg!“. Den mittlerweile gefühlten 250 Kilo Rucksack hatten wir unseren zwei Erlebnispädagogen zu verdanken: Es wurde nämlich biwakiert! Somit musste alles fürs Überleben Notwendige - vom Gaskocher über Plastikplane und Spaghetti - mit. ., .. Bereits beim Aufstieg wurden die ersten Anstrengungen bewusst erlebt, denn mit so viel Gepäck und festlichen Höhenmetern kam man- -- eher an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit. Das traumhafte Bergpanorama und die idyllischen Wäriderwege entschädigten aber für .die Anstrengungen. An unserem erreichten Zielort blieb nicht viel Zeit zum Ausruhen. Es musste ein Platz für das Nachtlager gesucht werden. Die Entscheidung für den Biwakplatz fiel nicht leicht, viele Kriterien mussten berücksichtigt werden (Steilhang, geschützt vor zuviel Regen und Wind, Bewurzelung,..) Nach gemeinsamem, perfekten Teamwork und der Aussicht auf Spagetti mit Tomatensoße stand unser Schlafgemach aus Plastikplanen.

Am nächsten morgen stiegen wir, nach sorgfältiger Bergsteigereinweisung, über Klettersteige und Felsvorsprünge auf zum Gipfel. Der herrliche Ausblick auf die Umgebung und die beeindruckende Bergwelt ließen unsere Herzen höher schlagen. Zurück am Biwakplatz hieß es schon bald wieder Packen und ,,obi vom Berg“. Der Abstieg - um einige Kilo Essensration leichter und von unseren treuen Weggefährten (= Kühen) begleitet - wurde ganz unterschiedlich geschafft. Die einen .schnauften aus dem letzten Loch und kehrten in fremde Hüffen ein, mit festem GÜuben und frohem Gemüt, endlich „daheim“ zu sein (Fata Morgana), andere wiederum bewiesen eine sehr lange Puste, die nie schlapp zu machen schien und uns in einem endlosen Redefluss nervte. Auch hier wurden wir also psychisch, physisch und sozial gefordert. Aber egal, genau das sind ja die Ziele der Erlebnispädagogik! Aufgrund der unterschiedlichen Ausschreibung für diese Bergtour (die Badener nannten es „Abenteuersport“), folgten abends angeregte „multikulturelle“ Diskussionen über die Bayern, ihr Bier und ihren Dialekt. Das Highlight und den Abschluss bildete am Sonntag der Hochseilgarten, gleich neben unserer Hütte am Waldrand. Als Aufwärmprogramm dafür beglückten uns unsere Erlebnispädagogen aber erst wieder mit einem weiteren Spiel: „Gorilla und Storch“. Äußerst „grazil“ stolperten wir, uns gegenseitigjagend, über die Wiese (Gorilla fängt Storch, Storch wird dann zum Gorilla und somit zum Fänger). Im Hochseilgarten verursachte der Blick auf Lianen, Hängebrücken und „Abseilrutsche“ in fast 50" Metern Höhe bangende; aber auch erwartungsvolleüesichter.

Doch die Befürchtungen waren nicht berechtigt. Alle haben den Parcours mit super Unterstützung der Gruppe geschafft und waren danach sichtlich stolz, die einen oder anderen Ängste überwunden zu haben. Mit gestärktem Selbstbewusstsein und viel Adrenalin im Blut fand die Tour somit einen gelungenen Abschluss. Das Fazit: Eine super harmonierende Gruppe, eine äußerst kompetente Leitung (Dank nochmal an euch!) und vielfältige Erfahrungen und Anregungen machten diese vier Tage zu einem wirklich extrem positiven, unvergesslichen Erlebnis.