Wie man heute weiter kommt ...

Gutes Benehmen ist wieder „in“. Junge Leute legen mehr Wert darauf, sich tadellos zu verhalten, als das noch vor einigen Jahren der Fall war. In den Medien boomt das Thema, Benimm- Shows ermitteln die Stilvollsten, Bücher für jedermann erscheinen unter Titeln wie „Manieren“, „Der neue Knigge“, „Knigge für die nächste Generation“ und anderen, Kurse zu Stil und richtigem Benehmen sind der Renner schlechthin, in vielen Zeitschriften finden sich Tests zur Überprüfung der eigenen Stilsicherheit. Wer nun glaubt, es gebe genaue Vorschriften, wie man sich in jeder nur denkbaren Situation zu verhalten hat, liegt falsch. Protokoll und Etikette gehören - außer bei hohen offiziellen Anlässen - der Vergangenheit an. Vielmehr hat der „Arbeitskreis Umgangsformen International“ Empfehlungen entwickelt, wie man sich in bestimmten Situationen am höflichsten verhält. Wichtig ist jedoch, dass es kein Muss gibt. Das eigene Verhalten sollte immer an die Situation angepasst und vom Gegenüber und dem Ziel des Zusammentreffens abhängig sein. Die Angemessenheit des Benehmens ist das höchste Gebot. Hier findet ihr nun ein paar dieser Empfehlungen, die ihr vielleicht ab und an gebrauchen könnt, um gefährlichen Fettnäpfchen auszuweichen.

k.A.
4/2004

Die Umgangsformen der heutigen Zeit bauen auf dem Wertesystem unserer Gesellschaft auf. Wer sich angemessen verhalten will, sollte folgende Werte unbedingt verinnerlichen:
 

  • Freundlichkeit
  • Taktgefühl
  • Zuvorkommendheit
  • Toleranz und Akzeptanz
  • Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme
  • Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit
  • Disziplin und Pünktlichkeit
  • Ästhetik

Die Worte „Bitte“, „Danke“ und „Entschuldigung“ soll ten zum Wortschatz eines jeden gehören und häufig gebraucht werden. Sie zusammen ergeben die sogenannte Zauberformel. Achtung und Respekt jeder Person gegenüber gehören zum A und O jeden guten Benehmens.

JedeR, der neu in einen Raum kommt, in dem sich schon je mand befindet, grüßt mit dem Tagesgruß (Guten Morgen, Guten Tag, Guten Abend) – völlig unabhängig von Rang, Alter und Geschlecht. Im Geschäftsleben grüßt immer der Rangniedere den Ranghöheren zuerst. „Ladies first“ gilt nur im privaten Bereich. Heutzutage ist es üblich, sich mit Vor- und Nachnamen vorzustellen: „Ich bin Maria Musterfrau.“ Entgegnungen wie „Hocherfreut!“ oder „Sehr angenehm!“ entsprechen nicht mehr der Zeit. Adelstitel gibt es schon lange nicht mehr, sie sind in Deutschland Bestandteil des Namens. Das „Frau/Herr“ und das „von“ wird bei der mündlichen Anrede weg gelassen. Also „Gräfin Beispielinde“ mündlich, „Sehr geehrte Frau Gräfin von Beispielinde“ im Brief. Akademische Titel (Dr., Prof.) gehören zum Namen und dürfen nicht weg gelassen werden. Mündlich ist Weglassen erlaubt, wenn der Inhaber des Titels das ausdrücklich wünscht.

Wenn Personen aufeinander treffen, die sich nicht bekannt sind, stellen sie sich einander vor:
 

  • Der Herr stellt sich der Dame vor (unter Gleichrangigen und im privaten Bereich).
  • Der Jüngere stellt sich dem Älteren vor.
  • Die Jüngere stellt sich der Älteren vor.
  • Die/Der Rangniedere stellt sich der/dem Ranghöheren vor.

Das Einander-die-Hand-reichen passiert genau in umgekehrter Reihenfolge. Eine angebotene Hand darf jedoch nicht übersehen werden, auch wenn die Reihenfolge nicht korrekt ist. Auf eine private Einladung sollte man sich mindestens viermal bedanken:

  • wenn man die Einladung annimmt
  • wenn man zum Termin erscheint
  • wenn man sich verabschiedet
  • am Tag danach

Pünktliches Erscheinen gehört zur Höflichkeit. Man kommt keinesfalls zu früh. Bei privaten Einladungen sind bis zu 10 min Verspätung „erlaubt“, im geschäftlichen Bereich ist jede Verspätung unhöflich, da man dem Gesprächspartner wertvolle Zeit stiehlt und gegebenenfalls dessen Terminkalender durcheinander bringt.

Bei Tisch sitzt man mit geradem Rükken und stellt die Füße ruhig nebeneinander. Die Arme liegen maximal bis zu den Handgelenken auf dem Tisch. Das Essen wird zum Mund geführt, nicht der Mund zum Essen. Gibt es mehrere Gänge, wird das Besteck von außen nach innen benutzt. Die Serviette liegt während der Mahlzeit auf dem Schoß und wird vor jedem Trinken zum Abtupfen des Mundes verwendet, nach dem Essen wird sie locker gefaltet links neben den Teller gelegt. Gekreuzt liegendes Besteck bedeutet, dass man gleich weiter isst, parallel liegendes, dass abgeräumt werden kann.

Buchempfehlungen

Sybil Gräfin Schönfeld: Knigge für die nächste Generation

In diesem Buch – speziell für Kinder und Jugendliche – erklärt Sybil Gräfin Schönfeld Dinge des Zusammenlebens aus dem Alltag in einer einfach verständlichen Sprache. Dabei redet sie nicht von Gelegenheiten, die man vermutlich niemals oder nur sehr selten erleben wird, sondern greift Situationen auf, die wir täglich meistern müssen.

Autorin: Sybil Gräfin Schönfeld
Titel: Knigge für die nächste Generation
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg
ISBN: 3-499-21239-0
Preis: 7,90 €

Asfa-Wossen Asserate: Manieren

Der Autor ist ein äthiopischer Prinz, lebt seit etwa 30 Jahren in Deutschland und betrachtet die Manieren der Westeuropäer/ innen und besonders der Deutschen als Außenstehender . Wer einen Ratgeber vermutet, liegt
falsch. Asfa-Wossen Asserate schildert seine Sicht der Dinge auf eine charmante, humorvolle und persönliche Art und Weise und baut selbst erlebte Anekdoten geschickt ein. Heraus kommt eine Ethnologie unserer Umgangsformen, die für jede/jeden unterhaltsam zu lesen ist.

Autor: Asfa-Wossen Asserate
Titel: Manieren
Verlag: Eichborn Verlag Frankfurt
ISBN:3-8218-4739-5
Preis: 22,90 €

Franziska von Au: Der neue Knigge

Für alle, die sich in Sachen Benimm und Knigge nicht ganz sicher sind, bietet das Buch eine gute Möglichkeit, sich fortzubilden. Franziska von Au hat die Ideen des Freiherrn von Knigge aus dem 18. Jahrhundert in die Gegenwart übertragen und an ein Leben in der heutigen Zeit angepasst. Dabei handelt es sich keineswegs um dogmatische Verhaltensregeln, vielmehr appelliert sie daran, angepasst an die Situation zu agieren.

Autorin: Franziska von Au
Titel: Der neue Knigge
Verlag: Südwest-Verlag München
ISBN: 3-517-06858-6
Preis: 15,95 €

Weitere Information: Arbeitskreis Umgangsformen International