„Gib Armut ein Gesicht – Schau nicht weg“

– diesen Titel wählte die Klasse 9b der Hauptschule Nord in Königsbrunn für ihr gemeinsames Projekt mit dem JRK Königsbrunn (Alterstufe II), bei dem das aktuelle Thema der diesjährigen JRK Kampagne auf vielfältige und sehr beeindruckende Weise am 5. März 2005 aufgriffen wurde.

Martin Holderied
Jörg Oppawsky
3/2005

Zu Beginn erörterten die Schüler und JRK Mitglieder die Definition des Begriffs Armut sowie deren Ursachen und auch die Folgen, mit denen betroffene Kinder und natürlich auch ihre Familien zu kämpfen haben.

„Was versteht man unter Armut?“ war die erste gestellte Frage zur Vorbereitung des Kampagnentages. „Kein Dach über dem Kopf, nichts zu Essen haben, nichts anzuziehen“ kamen die Antworten wie aus der Pistole geschossen.
Dass die Schwelle zur Armut allerdings wesentlich niedriger ist, hätte niemand der Schüler und JRKler gedacht. Bildung, Gesundheit, Wohnen und das Einkommen bilden den Rahmen für unser Leben. Können zwei von diesen vier
Lebensbereichen nicht „erfüllt“ werden, gilt man statistisch gesehen als arm.

Wie wird man arm? Auf diese entscheidende Frage fielen bei den Schülern Schlagwörter wie „kinderreiche Familien, Arbeitslosigkeit oder alleinerziehende Elternteile“. Weitläufig herrscht die Meinung, daß Armut nur in Großstädten vermutet wird. Doch in ländlichen sowie städtischen Regionen ist jedes 7. Kind bzw. Jugendliche davon betroffen. 30% aller Sozialhilfeempfänger sind unter 18 Jahre! Selbstverständliche Dinge wie Kino, Handy oder Markenklamotten bedeuten für sie einen gewissen Luxus, auf den die jungen Menschen oft verzichten müssen. Auch Klassenausflüge und Fortbildungsfahrten stellen für viele Betroffene eine hohe finanzielle Belastung dar. Vertrauenspersonen zwecks finanziellen Zuschüssen aus z.B. Schulgeldern oder Fonds zu kontaktieren ist für Kinder, Jugendliche und Eltern oft zu peinlich. Aus diesem Grund können die Betroffenen gewisse Veranstaltungen nicht besuchen. „Ich konnte nicht mit weil ich krank war!“ hört man danach leider zu oft. Ein trauriger, für uns verständlicher Lebensumstand aber auf keinen Fall akzeptabel.

Mit den Ergebnissen ihrer Arbeitsgruppen schloß sich die Klasse 9b mit dem JRK zusammen und präsentierte die gemeinsam erarbeiteten Informationswände bei einem Kampagnentag in der Hauptschule Königsbrunn.

Um das Thema „Armut“ auch in kreativer Form darzustellen, modellierten die Schüler aus Ton Köpfe, die das Gefühl der Armut ausdrücken sollen. Das Ergebnis waren beeinduckende Skulpturen mit teilweise weit geöffneten Mündern, charakteristischen Gesichtszügen sowie ratlosen oder auch verängstigten Augen. Jeden 7. dieser Köpfe platzierten die Schüler auf einem Sockel, um die Zahl der Jugendlichen in Armut noch intensiver hervorzuheben.

Das Thema „Handykonsum“ wurde zum Kampagnentag von der Gruppe des JRK Königsbrunn aufgegriffen. „Handy“, jeder hat eins, jeder braucht eins. Wirklich jeder? Was entstehen für Kosten? Das Handy als Schuldenfalle? Die 9-14jährigen JRKler arbeiteten einen Fragebogen aus, anhand dessen der Handykonsum bei 9-16jährigen der Hauptschule hinterfragt werden sollte. Die Auswertung der insgesamt 200 anonym beantworteten Bögen ergaben folgende interessanten Ergebnisse.

Als Zielsetzung dieses Projektes war es den JRKlern und Schülern wichtig, konkrete Hilfe für Betroffene entstehen zu lassen oder sie zu ermutigen, eine Vertrauensperson im schulischen Bereich oder auch beispielsweise im JRK oder anderen Freizeitbereichen zu kontaktieren. Das überaus hohe Interesse aller Beteiligten an diesem Kampagnentag beweist die Wichtigkeit des Themas sowie Aufklärungsbedarf!