33 Tage EM

Fußball-Europameisterschaft 2016 in Frankreich

Text und Fotos: Melissa Simon
3/2016

Am 7. Juni 2016 ging es für mich (Melissa Simon, JRK Erlangen) nach Frankreich, um bei der Euro 2016 das Französische Rote Kreuz (CRF) zu unterstützen.

Hauptaufgabe für meinen deutschen Mitstreiter Helge und mich war es sicherzustellen, dass die Kommunikation zwischen deutschen Fans und dem CRF reibungslos klappte.

Vorfreude vor dem Stade de France in Paris
Spielfeld: glücklicherweise gibt es nur wenige Patienten zu versorgen

Zu Beginn unseres Aufenthalts wurden wir 2 Tage im Headquarter des CRF gebrieft. Am 10. Juni fuhren wir nach Evian, wo die deutsche Nationalmannschaft ihr Basecamp hatte.

Als wir beim lokalen Roten Kreuz ankamen, durften wir uns gleich umziehen und das französische Rotkreuz-Team beim Training begleiten. Nachdem die deutsche Nationalmannschaft das erste Gruppenspiel in Lille hatte und dort das CRF den Sanitätsdienst weder im Stadion noch in der Fanzone betreute, hatten wir einige freie Tage.

Am 11. Juni lernten wir das örtliche CRF von Evian kennen und wurden zu einer Gruppenführer-Fortbildung eingeladen. Bei der Fortbildung wurde auch das Verhalten bei einem möglichen Terroranschlag besprochen und mit einer Übung trainiert. Anschließend stand das Rotkreuz-Museum in Genf auf dem Programm.

 

Man fühlt sich in Evian fast wie zu Hause
Das Rotkreuz-Museum in Genf

Nach den freien Tagen brachen wir nach Paris auf. Das zweite Spiel der deutschen Nationalmannschaft (Deutschland - Polen) im Stade de France stand an. Das Spiel verlief sehr friedlich und wir mussten nur bei einem deutschen Fan vermitteln.

Auf dem Rückweg nach Evian machten wir Zwischenstopp in Saint-Étienne, da wir beim Gruppenspiel Kroatien - Tschechien mit ins Stadion durften. Nach der Halbzeitpause unternahmen wir u.a. mit Leuten vom Kroatischen und Tschechischen Roten Kreuz eine Tour im und um das Stadion. Plötzlich gab es einen lauten Knall. Viele Fragen gingen uns durch den Kopf: Was ist da passiert? War der Knall wirklich im Stadion oder vor dem Stadion? Es hat sich relativ schnell aufgeklärt, dass die Fans im Stadion Böller auf das Spielfeld geworfen hatten und einige handgreiflich geworden waren. Trotz dieses Ereignisses war es für uns insgesamt ein ruhiger Dienst. Am nächsten Morgen ging es nach Evian zurück.

Wir holten einen Rettungswagen und ein geländegängiges Einsatzfahrzeug für den Einsatz bei einem Radrennen ab. Zurück in Paris: Beim Spiel Nordirland - Deutschland im Parc des Princes gab es patiententechnisch ein wenig mehr zu tun als bei den vorherigen Spielen. Meistens waren es Hilfeleistungen.

 

Notfallausrüstung für zwei Erste-Hilfe-Posten im Stade de France

Am 23./24. Juni fand das Debriefing im CRF-Headquarter statt. Zudem durften wir bei einer Kranzniederlegung für die unbekannten gefallenen Soldaten Frankreichs teilnehmen und auf der Champs-Élysées bis zum Arc de Triomphe laufen.

Während der Kranzniederlegung am Arc de Triomphe de l'Étoile in Paris

Nachdem das deutsche Team das Achtelfinale gewann stand für uns fest, dass wir nach Bordeaux fahren müssen. Bereits am Vormittag vor dem Spiel leisteten wir für einen deutschen Fan Erste Hilfe und betreuten gemeinsam mit den italienischen und französischen Kollegen die Menschen in der Fanzone.

Nach dem Elfmeterkrimi und als dann für uns klar war, dass wir zum Halbfinale nach Marseille fahren würden, war die Freude noch größer. Dort hatten wir ein paar freie Tage, die wir für Sightseeing, Entspannen am Strand und zum Kontakteknüpfen zur deutschen Fanbotschaft bzw. zur deutschen Polizei nutzten. Das Halbfinale verfolgten wir direkt im Stadion mit.

Sanitätsdienstlich verlief das Spiel wieder ruhig. Leider hieß es aber für uns nach dem Spiel, dass wir nicht bis zum EMFinale dabei bleiben würden.

 

Kontakte knüpfen: Besuch der Fanbotschaft in Bordeaux
Unterstützung bei einem Radrennen in der Nähe von Evian
Trotz des deutschen EM-Aus freut man sich gemeinsam

Insgesamt war der Aufenthalt in Frankreich eine ganz tolle Erfahrung. Ich konnte viele andere Rotkreuzlerinnen und Rotkreuzler aus verschiedenen Nationen und die deren Arbeit kennenlernen. Ich habe neue Freundschaften aufgebaut. Zudem wurden uns das französische Rettungsdienstsystem und die Rolle des CRF nähergebracht und ich konnte die Arbeit des CRF in verschiedenen Situationen miterleben.

Spielpause für die Deutschen: Erholung in Marseille für die deutschen Rotkreuzler