Interview

Bei der BRK - Landesversammlung im letzten Herbst wurde der bisherige Stellvertreter, Gerhard Papp, in seinem Amt bestätigt. Neu dazu gekommen ist Karl Freller. Baff stellt die beiden stellvertretenden Präsidenten vor.

Anja-Maria Meister, Andrea Reischl
1/2006
Karl Freller

baff: Herr Freller, Sie stehen jetzt an der Spitze eines Verbandes mit fast einer Million Mitglieder. Was führte Sie zu uns?

K. Freller: Ich halte ehrenamtliches Engagement für immens wichtig, und da ist es nur konsequent, dass ich selber eines ausübe und die Möglichkeiten, die mir als Politiker zur Verfügung stehen, ausnütze, um das Ehrenamt zu stärken.

baff: Wie genau wollen Sie als BRK-Vize das machen?

K. Freller: Ich möchte junge Menschen motivieren, ihr eigenes Umfeld selber aktiv mitzugestalten. Ihnen das Gefühl „Man kann ja eh nichts machen“ nehmen und ihnen den Spaß am Engagement vermitteln. Das Rote Kreuz und vor allem das Jugendrotkreuz sind dazu die besten Plattformen. Ehrenamt macht nämlich Spaß und ist nicht „Opferdasein“!

baff: Wenn jemand aber keine Aussicht auf eine Lehrstelle hat, keinen Studienplatz bekommt – wie motivieren Sie den zum freiwilligen Engagement?

K. Freller: Indem ich einfach von mir erzähle. Ich hatte zu Beginn meiner landespolitischen Karriere kaum Aussichten auf den Einzug in den Landtag: Man hatte mir den allerletzten Listenplatz gegeben. Mit einem ideenreichen Wahlkampf habe ich es aber doch und überraschend in den Landtag geschafft.

baff: Was war Ihr Wahlkampf-Slogan?

K. Freller: „Von ganz unten“…. Was ich damit sagen will: Wo Power und Wille sind, ist auch Veränderung möglich.

baff: Und diese Haltung fehlt der Jugend Ihrer Meinung nach?

K. Freller: Nein, ich kenne viele Jugendliche, die genau diese Power haben. Mich stört auch, dass in der Öffentlichkeit kein differenziertes Bild vermittelt wird. Wenn die großen Medienanstalten ihre teure Sendezeit nicht damit verschwenden würden, Leute in Container zu sperren und sie dabei zu filmen, wie sie stinkende Socken ausziehen, sondern in der Sendezeit ausstrahlen würden, was junge Leute in dem Land positives leisten – zum Beispiel beim Jugendrotkreuz, dann wäre schon viel erreicht. So kann ich in meiner Funktion nicht oft genug darauf hinweisen, dass es mehr als Trash und Resignation gibt.

baff: Welche Bedeutung haben Jugendorganisationen, vor allem das BJRK, dabei?

K. Freller: Ihr helft den Jugendlichen, viel zu lernen: Sich vor großen Gruppen zu äußern, sich klug und ohne Zoff miteinander auseinanderzusetzen, sich zu organisieren , Ereignisse zu gestalten – Ich erinnere da nur an das tolle internationale Camp im letzten Jahr! Mit diesen Fähigkeiten macht ihr Eure Mitglieder fit für den Arbeitsalltag und die Gesellschaft. Das ist ungeheuer wichtig.

baff: Wollen Sie sich diesbezüglich besonders einbringen?

K. Freller: Zunächst möchte ich viel Neues sehen und erfahren! Aber ich möchte auch dazu beitragen, dass die Möglichkeiten, sich kurzfristig, spontan und ohne viel Bürokratie einzubringen, im BRK gefördert werden. Damit vor allem junge Leute den Weg zum BRK finden, denn die möchten sich nicht ein Leben lang binden, die möchten jetzt, mit schnell erkennbaren Erfolgen aktiv werden.

baff: Welche Wünsche haben Sie, damit das gelingen kann?

K. Freller: Ich möchte und muss mit möglichst vielen Bereichen und Menschen im BRK und BJRK in Kontakt kommen. Davon kann ich auch persönlich profitieren: Junge Leute anzuhören heißt, selber immer jung zu denken! Dann hoffe ich – wo es gewünscht wird – helfen zu können. Und schließlich habe ich Wünsche für die Jugendlichen im BJRK: Dass spätere Arbeitgeber ihr Engagement würdigen und dass Erwachsene anerkennen, was Junge zu leisten in der Lage sind!

Gerhard Papp

baff: Herr Papp, Sie sind seit 2003 Vizepräsident des größten Wohlfahrtsverbandes in Bayern und damit einer von zwei Stellvertretern der Präsidentin. Wie funktioniert die Aufgabenteilung mit der Präsidentin des Bayerischen Roten Kreuzes?

G. Papp: Ganz ausgezeichnet. Wir haben eine optimale Aufgabenteilung. Mein Schwerpunkt sind die Finanzen des Verbandes. Das ist auch meine Leidenschaft, denn ich komme aus dem Bankgeschäft. Ich war mehr als 45 Jahre im Bankgewerbe tätig. Aus meiner beruflichen Erfahrung weiß ich, wie wichtig es gerade für einen Verband ist auf finanziell gesunden Füssen zu stehen.

baff: Können Sie als Vizepräsident darauf einwirken?

G. Papp: Ja, ich arbeite sehr eng mit der Landesgeschäftsführung zusammen und vor allem im Bereich Finanzen. Ich versuche Anregungen zu geben und Impulse zu setzen, wie wir gemeinsam zur Sanierung des Verbandes beitragen können. Dazu gehört natürlich Transparenz auch dafür möchte ich mich einsetzen. Gleichzeitig bin ich auch noch in den Verwaltungsräten der BRK-Töchter. Auch hier habe ich immer einen wachsamen Blick auf die Finanzen. Wie man sieht lassen mich Zahlen und Geld nicht los. Aber das macht auch riesig Spaß.

baff: Aber das ist bestimmt nicht alles? Was muss ein Vizepräsident denn sonst noch machen?

G. Papp: Das stimmt. Zu meinen Aufgaben gehört es auch Menschen zu ehren, die sich besonders engagieren. So wie die über 16 Millionen Blutspender, die durch ihre selbstlose Hilfe unendlich vielen Menschen helfen. Einmal durfte ich auch die Sieger des Landeswettbewerbs des Bayerischen Jugendrotkreuzes ehren, dass hat mich sehr gefreut.

baff: Was wünschen Sie sich für Ihre Arbeit?

G. Papp: Vertrauen schaffen, in allen Ebenen für meine ehrenamtliche Arbeit und vor allem Impulse setzen und das BRK in eine solide finanzielle Zukunft führen. Das Leitmotiv meiner Arbeit ist Vertrauen schaffen. Ohne dieses geht es nämlich nicht.

baff: Wie sehen Sie die Jugendarbeit im BRK?

G. Papp: Die Jugendarbeit muss in unserem Verband einen hohen Stellenwert einnehmen. Darauf haben wir auch ein besonderes Augenmerk. Denn die Jugendlichen, die sich in unseren Gemeinschaften und im Jugendrotkreuz in ihrer Freizeit engagieren sind es, die unseren Verband in die Zukunft führen.