Alltagsrassismus

Wo Rassismus anfängt und wie wir ihm begegnen.

Martin Bätz - AG Diversität
3/2020

Ich bin ein weißer in Deutschland geborener und aufgewachsener Mann, der nie selbst von Rassismus betroffen war. Ich schreibe daher aus einer „Machtposition“ über Rassismus.

Rassismus unterscheidet zwischen der Wir-Gruppe und den Anderen. Beiden Gruppen werden tatsächliche oder zugeschriebene und meist äußerliche Merkmale zugewiesen. Als wertvoll und besser gelten immer die Eigenschaften der eigenen Gruppe. So werden Menschen in scheinbar vollkommen wesensfremde Gruppen, in sogenannte „Rassen“ aufgeteilt. Dabei ist die Rasse im ursprünglichen ein Begriff, mit dem man Haus- oder Nutztiere innerhalb einer Art unterscheidbar machen kann.

 

Niemand wird als Rassist geboren, sondern durch Äußerungen und Taten seiner Umwelt, von Freunden, der Familie und der Medien rassistisch sozialisiert.

 

Rassismus ist nicht nur das Anzünden von Wohnungen der Asylbewerber, das Schlagen von Menschen oder lautes „Ausländer raus“ rufen.

DISKRIMINIERUNG/RASSISMUS

 

Diskriminieren heißt: schlechter behandeln oder benachteiligen.

 

Menschen werden diskriminiert, weil sie

 

• eine andere Sprache sprechen,

• keinen deutschen Namen haben,

• eine andere Haut-Farbe haben oder

• eine andere Kultur haben

 

Das nennt man Rassismus.

Es fängt schon viel früher an, z. B. beim Spiel „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann“.

 

Hier wird schon den Kleinsten vermittelt, dass wenn jemand mit einer dunklen Hautfarbe kommt, er Dir nichts Gutes will. Aus Sicht einer PoC (Person of Color – Name selbst gegeben) ist es verletzend, da die Anderen Angst vor ihm haben sollen. Um es zu verdeutlichen:

 

(i) POC - Person/People of Color:

Person/People of Color ist ein Begriff für Menschen, die in der Mehrheitsgesellschaft als nicht-weiß angesehen werden und sich wegen ethnischer und/oder rassistischer Zuschreibungen alltäglichen, und anderen Formen des Rassismus ausgesetzt fühlen. (Quelle: „Mut gegen rechte Gewalt“)

 

Ihr seid in Euerer Stadt/Eurem Dorf unterwegs und kommt zu einer Gruppe Menschen, die wild gestikulieren und laut in einer Euch fremden Sprache sprechen. Ihr wechselt vorsichtshalber die Straßenseite … wie sah die Gruppe aus? War es eine Gruppe junger Schwed*innen, die sich über die Richtung stritten in die sie gehen mussten?

 

Rassismus kann auch „vermeintlich positiv“ daherkommen. Wie: „Du bist schwarz, Du musst Singen und Tanzen können und Du kannst bestimmt schnell rennen“.

 

Das klingt erstmal gut. Wir machen jedoch nichts anderes als Menschen aufgrund eines äußerlichen Merkmals (Hautfarbe) bestimmte Fähigkeiten zuzuschreiben, was der Definition von Rassismus entspricht.

 

Rassismus lässt sich nicht von heute auf morgen abstellen. Schauen wir mal nach Amerika: noch vor gut 150 Jahren wurden PoC als Sklaven (Menschen ohne Rechte, welche auf Märkten gehandelt und verkauft wurden, wie heute Gemüse) von ihren Besitzern zur Arbeit gezwungen. Nachdem die Sklaverei abgeschafft war, dauerte es in manchen Staaten noch fast 100 Jahre bis PoC den gleichen Bus, die gleiche Sitzbank benutzen durften oder in die selbe Schule gehen konnten wie „Weiße“.

 

Auch heute ist noch nicht alles gleich: PoC haben in Amerika häufi ger eine schlechtere Schulbildung und dadurch schlechter bezahlte Arbeit.

 

Durch aktuelle Ereignisse geschieht etwas: Menschen aller Hautfarben demonstrieren in Amerika mit der „BLACK LIVES MATTER“-Bewegung, die bereits 2013 gegründet wurde, für mehr Gleichberechtigung, gegen Polizeigewalt und gegen Rassismus. Diese Bewegung ist so stark, dass sich Menschen in vielen anderen Ländern anschließen und ebenfalls für Gleichberechtigung und gegen Rassismus auf die Straße gehen.

 

Wenn wir als JRKlerinnen und JRKler immer wieder auf unsere Worte und Taten achten und darüber nachdenken, was diese bei unserem Gegenüber auslösen könnten, sind wir auf dem richtigen Weg. Ein erster Schritt wäre künftig z.B. „Wer hat Angst vorm bösen Mann“ zu spielen, was auch dem nicht rassistischem Ursprung des Spieles näher kommt…

Die AG Diversität bietet mehrere Fortbildungs-Seminare auch zum Thema Alltagsra…