„Ein Schulsanitäter bitte ins Sekretariat“

Einsatz für den SSD.

Dennis Scherf
BJRK
3/2020

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In Stadt und Landkreis München wurden im vergangenen Schuljahr rund 220 JRK-Schulsanitäter*innen der 12 Kooperationsschulen zu etwa 660 kleineren und größeren Einsätzen alarmiert. In 10% der Fälle war eine Alarmierung des Rettungsdienstes notwendig.

Stell Dir vor, Du bist Schulsanitäter*in. Du sitzt konzentriert in der Mathe-Stunde, als das schrille Klingeln Deines Diensthandys Dich hochschrecken lässt. Jetzt gilt’s: „Ein Einsatz für den Schulsanitätsdienst!“

 

Für Dich kein Problem, denn als Schulsanitäter*in weißt Du genau, was zu tun ist. Ist in der Schule etwas passiert und eine Person verletzt oder erkrankt, leistest Du kompetent Erste Hilfe. Zügig verlassen Du und Dein Kollege oder deine Kollegin die Mathe-Stunde und eilen zum Einsatz ins Sekretariat. Für Euch der ganz normale Alltag im Schulsanitätsdienst.

 

Doch wie läuft es eigentlich genau ab?

1) Alarmierung
Wenn eine Schülerin oder ein Schüler, eine Lehrkraft oder sonst jemand im Schulhaus verletzt oder erkrankt ist, wird dies über das Sekretariat an den Schulsanitätsdienst gemeldet. Kleinere Verletzungen (Pflasterausgabe oder Kühlpacks) werden manchmal durch das Sekretariat versorgt, doch häufig reicht das nicht aus und der Schulsanitätsdienst kommt zum Einsatz.

 

Die Alarmierung dieses erfolgt auf unterschiedlichsten Wegen. Meist haben die diensthabenden Schulsanitäter*innen Diensthandys oder Funkgeräte.

 

Nach der Alarmierung begeben sich die Schulsanitäter*innen ins Sekretariat. Nun sind sie entweder direkt bei ihrem Pateinten oder ihrer Patientin oder begeben sich mit ihrer Ausrüstung gemeinsam mit einem Lotsen oder einer Lotsin zum Einsatzort.

2) Ankunft am Patienten
Bei der Ankunft am Einsatzort steht der Eigenschutz an erster Stelle. Dabei hilft das 4S-Schema (Szenerie, Sicherheit, Situation und Support). Ist die Einsatzstelle sicher, kümmern sich die Schulsanitäter*innen um den Patienten oder die Patientin. Mit Hilfe des cABCDE-Schemas können sie einschätzen, ob eine Verletzung oder Erkrankung lebensbedrohlich ist und erste lebensrettende Sofortmaßnahmen einleiten. Gegebenenfalls wird ein Notruf über die 112 veranlasst. Bei einer nicht lebensbedrohlichen Situation beginnen die Schulsanitäter*innen mit der weiteren Anamnese und Versorgung.

 

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Anamnese:
Erfragen der Krankengeschichte der Patientin oder des Patienten

3) Weitere Versorgung
Bei der Anamnese können das SAMPLE und das OPQRST-Schema unterstützen. Sample steht für Symptome, Allergien, Medikamente, Patientenvorgeschichte, Letztes Mal… und Ereignisauslöser. Damit können Symptome bzw.
Beschwerden genauer auf die Ursache eingegrenzt werden.

 

Nun entscheidet sich, ob der Patient oder die Patientin wieder in den Unterricht gehen kann oder nicht. Sollte eine Teilnahme am restlichen Schultag nicht mehr möglich sein, muss der weitere Verbleib geklärt werden.

 

In den meisten Fällen werden die Angehörigen, zum Beispiel die Eltern, benachrichtigt und der Patient oder die Patientin im Krankenzimmer weiter versorgt, bis er oder sie abgeholt wird.

 

In schwereren Fällen informieren die behandelnden Schulsanitäter*innen nach Rücksprache den Rettungsdienst über die Notrufnummer 112. Dieser wird durch Lotsen eingewiesen und zum Patienten oder zur Patientin begleitet. Bis zum Eintreffen des Rettungswagens übernehmen die Schulsanitäter*innen die weitere Betreuung.

 

4) Dokumentation

 

Egal bei welcher Einsatzart, während und nach dem Einsatz müssen die Patienendaten, die vorgefundene Situation, durchgeführte Maßnahmen und der weitere Verbleib in einem Protokoll dokumentiert werden.

 

Das Protokoll kann in Kopie dem Rettungsdienst oder dem Patienten oder der Patientin für die Vorstellung beim Arzt mitgegeben werden. Außerdem kann bei schwierigen Einsätzen, anhand des Protokolls, eine Nachbesprechung und/oder Ausbildung stattfinden.

 

5) Nachbereitung

 

Mit der Übergabe oder Entlassung des Patienten oder der Patientin ist der Einsatz für die Schulsanitäter*innen jedoch noch nicht beendet. Zur Einsatznachbereitung zählen:

 

- Händewaschen,

 

- Auffüllen verbrauchter Materialien,

 

- Desinfektion der Gegenstände, die Kontakt mit dem Patienten oder der Patientin hatten (Patientenliege, Blutdruckmanschette, Stethoskop etc.),

 

- und Fertigstellung des Einsatzprotokolls.

 

Eine Nachbesprechung des Einsatzes kann entweder direkt im Anschluss oder etwas später, zum Beispiel mit der betreuenden Lehrkraft oder im Rahmen einer Fortbildung, sinnvoll sein. Vor allem wenn eine belastende Situation, aufgrund einer schwerwiegenden Erkrankung oder Verletzung vorlag.

 

So können offene Fragen, Einsatzverlauf oder Ungereimtheiten thematisiert werden. Eine konstruktive Einsatznachbesprechung kann zur Entlastung aller Beteiligten beitragen.

 

Ist der Einsatz vollends abgeschlossen, kehren die Schulsanitäter*innen wieder in ihre Klassen zurück und nehmen weiter am Unterricht teil.

 

Bis zum nächsten Einsatz …

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