AD(H)S - Was ist das?

Die Arbeitsgruppe Diversität erklärte in der baff 4/2015 (www.jrk-bayern.de/baff), was unter einer Aufmerksamkeits-Defizit-HyperaktivitätsStörung – kurz AD(H)S – zu verstehen ist und zeigte die Diagnostik auf. In dieser baff-Ausgabe geht es um die Therapie. Und wir geben Tipps für den Umgang in der Gruppenstunde.

Quelle: Nina Sulzbach, Diplom-Psychologin, München
1/2016
baff 4/2015: www.jrk-bayern.de/baff

Therapie der AD(H)S

Medikamentöse Therapie


50% aller Kinder mit AD(H)S erhalten Medikamente (z.B. MPH = Methylphenidat). Regulierung der Botenstoffe, verbesserte Vernetzung der Hirnnerven (neue „Bahnen“ werden gelegt)

►macht den Informationsfluss und die Verarbeitung einheitlicher

Keine Wirkung ohne Nebenwirkung (bei 4 bis 10%)


● Einschlafstörungen (häufig) 

● erhöhter Blutdruck und Puls

● Appetitverlust (häufig)   

● Wachstumsverlangsamung

● Gewichtsverlust   

● Gereiztheit, Stimmungsschwankungen

● Kopf- und Bauchschmerzen 

● Rebound-Effekt, ON-OFF-Schalter

Die Entscheidung zur medikamentösen Therapie wird immer im Einzelfall und unter Berücksichtigung aller Faktoren durch die Behandelnden geprüft und getroffen.

Psychotherapie bei AD(H)S

● Verhaltenstherapie

● Tiefenpsychologische Therapie

Dauer: ca. 25 bis 200 Std., meistens 50 Std., i.d.R. ist ein Jahr am effektivsten

Eine Verhaltenstherapie (inzwischen Therapiemethode erster Wahl) ist in Kombination mit Medikamenten laut Studien am erfolgreichsten.

Weitere Therapiemöglichkeiten

Heilpädagogik, Lerntherapie, Schulbegleitung, Ergotherapie, Logopädie, Neurofeedback, Konzentrationstraining


Alternative Heilmethoden

● Nahrungsergänzungsmittel: Omega-3-Fettsäuren, Wirkung ähnlich wie MPH, Erfolge insgesamt mittelmäßig bis gut

● Homöopathie: unterschiedliche Erfahrungen, kaum Studien

Umgang in den Gruppenstunden

Bevor die Kinder zum JRK kommen, haben sie meist einen langen Tag hinter sich. Vielleicht Stress am Morgen mit den Eltern, vielleicht Stress am Vormittag mit den Lehrkräften, vielleicht Stress in der Pause mit Mitschülern… und dann geht’s weiter:

Reizüberflutung der AD(H)S-Kinder in einer Gruppe!

Konsequenzen

(evtl. ist eine vorherige Absprache mit den Eltern notwendig)
 

● Sofort und unmittelbar anwenden

● Belohnung ist besser als Strafe

● Punkteplan

● Wiedergutmachung ► falls jemand (verbal) „verletzt“ wurde

● Time-out („Notmittel“) ► z.B. stille Treppe

Surftipp: www.ADHS-Lebenswelt.de