Raid Cross - Zu Gast bei de Swizzerrode Krüz

Raid Cross, was ist das eigentlich? Es handelt es sich um ein Rollenspiel zum humanitären Völkerrecht, bei dem sich Jugendliche und Kinder mittels konkreter Beispiele mit den Richtlinien im Falle von bewaffneten Konflikten sowie mit dem Schutz des Lebens und der Menschenwürde in Kriegszeiten und allgemein auch in ihrem Alltag vertraut machen können.

Simon Dümig
3/2008

Dabei gehen die Teamer auf das Humanitäre Völkerrecht ein und erklären, wie es in den zuvor dargestellten Kriegssituationen die Menschen schützen könnte. So erleben die Teilnehmer die Situation eines Kriegsgefangenen, die des Roten Kreuzes bei der Hilfsgüterübergabe und wie sie handeln müssen wenn mehrere Verletzte verschiedener Parteien Hilfe benötigen.

Aber nun doch mal zum Camp: Das Raid Cross Rollenspiel wurde vom Schweizer Roten Kreuz als täglicher Workshop der Contura 08 angeboten. Die Contura war in diesem Jahr das größte Lager der Schweizer Pfadfinderbewegung. Rund 26.000 Teilnehmer hatten in verschiedenen Lagern rund um Zürich ihre Zelte aufgestellt. Wir konnten uns im Lager „Null“ der Teamer einquartieren, da dort auch unsere Workshops stattfanden. An der Stelle möchte ich mich auch beim JRK-Generalsekretariat in Berlin bedanken, durch das meine Teilnahme ermöglicht und finanziert wurde.

Die Teilnehmer wurden spielerisch von den Teamern gefoltert um ihnen die Situation von Kriegsgefangenen näher zu bringen

Am 23. Juli 2008 war ich der Erste der deutschen Delegation, denn drei weitere JRKler waren noch mit dem Auto unterwegs. Ich wurde aufs herzlichste begrüßt und zum Essen gebracht. Als Alex, Magnus und Vivi mit dem Auto ankamen
ging es darum unser Zelt aufzubauen. Beim Auspacken, ist mir gleich aufgefallen: „Hups, das ist doch ein Küchenzelt…“. Und das war es auch…. Plastikplane mit Lüftung oben, dass sich jeder noch so kleine Tropfen nachts an der Zeltwand fangen konnte. Was auch fehlte, waren die Vorder- und Hintertüren. Von der Schweizer Armee bekamen wir noch ein paar Multifunktionszeltbahnen aus denen wir uns die Zelttüren provisorisch geknüpft haben.

Am nächsten Morgen gab es „Pfadifrühstück“: Weißbrot mit Butter, gelbe Marmelade und Tee. Danach wurden wir in das Rollenspiel eingewiesen und durften uns schon mal im französischen Teil des Lagers den Ablauf anschauen. Die Verständigung war auch recht interessant, denn teils wurde schweizerdeutsch, französisch oder italienisch gesprochen. Abends liefen wir in das rund zwei Kilometer entfernte Lager „Vier“. Laufen war sowieso die ganze Woche angesagt, denn Fahrräder oder auch „Velos“, wie die Schweizer dazu sagen, waren rar.

Delegierte des Roten Kreuzes mussten am Zoll Einblick in ihre Hilfsgüter gewähren und eine Transporterlaubnis vorweisen

Nachdem wir am nächsten Tag den Kindern die Angst vor dem Hochdeutschen genommen hatten, leiteten wir das Rollenspiel. Den Nachmittag konnten wir uns mit schweizer Kollegen an Züricher See ausspannen. Am nächsten Tag freute man sich schon während des Rollenspiels auf das Helferfest am Abend. Dazu trafen sich alle im großen Zelt, um bei Kuchen und Saft einer „Pfadi A capella Gruppe“ zuzuhören. Bei der Gelegenheit erlernten wir noch ein paar afrikanische Tänze.

Der Sonntag war für uns ein freier Tag. Das Frühstück ließen wir ausfallen, aßen etwas zu Mittag, duschten und legten uns in die Sonne. Abends spielten wir auf einem der vielen Volleyballfelder mit unseren Kollegen, mit denen wir anschließend auch zum Pokerabend gingen. Nach anfänglichem Sonnenschein trübte sich der Himmel am letzten Abend ein und es kam mit viel Regen auch noch ein Sturm auf. Erst jetzt fiel mir ein dass außer den Zelttüren auch die Heringe des Zeltes gefehlt hatten. Nach längerem „am Zeltgestänge festhalten“ und Zuschauen, wie die anderen Zelte wie Streichhölzchen umfielen, packte ich meine sieben Sachen. Anfangs wollte ich meine Gruppe noch dazu umstimmen, das Zelt flach abzubauen, um anderen Schaden zu vermeiden. Da sie sich allerdings partout dagegen entschied, flüchtete ich mit Tasche und Feldbett ins nahe gelegene Workshopzelt der Flüchtlingshilfe der UNO. Was ein Zufall. Dort traf ich auch einige Workshopkollegen, denen es genauso erging wie mir. Nachdem wir unser Lager errichtet hatten und meine Kollegen weiterhin unser Zelt bewachten, konnten wir uns noch den „Romanischen Abend“ im nahen Staffzelt anschauen. Am letzten Tag hieß es Abfahrt. Um sieben Uhr aufstehen, Zähne putzen, Sachen packen, frühstücken und los. Nach fünfstündiger Zugfahrt war ich dann endlich zu Hause angekommen und durfte anschließend wieder einmal in einem normalen Bett schlafen.