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Eine Kolumne zum Thema Menschlichkeit

Sonja Hieber (JRK-Landesleitung)
1/2018

Immer wieder höre ich: „Bei uns im Verband, da menschelt es so extrem.“ Ist das wirklich so, dass es in unserer Hilfsorganisation emotionaler zugeht als woanders? Oder sind wir nur feinfühliger was bestimmte Stimmungen angeht? Wird bei uns mehr gestritten als in anderen Bereichen oder in anderen Vereinen?

Ich erlebe es im Jugendrotkreuz und auch bei anderen Rotkreuzveranstaltungen immer wieder, dass ein plötzlicher Stimmungswandel passiert.

Erst sind alle super gelaunt und plötzlich steigern sich die Leute in Kleinigkeiten rein. Unsere Grundsätze, wie Menschlichkeit und Einheit, rutschen in solchen Momenten dann in den Hintergrund. Die Mitglieder werden auf einmal laut, regen sich auf.

Warum ist das so? Sind wir alle zu perfektionistisch? Haben wir ein Bild von „unserem“ Roten Kreuz, von dem wir keinen Millimeter abweichen dürfen? Und wenn wir ein bisschen abweichen, haben wir dann gleich Sorge um unsere heile Welt?

Das Rote Kreuz lebt von der Vielfalt der Menschen. Der Eine fühlt sich zum Beispiel in der Kinder- und Jugendarbeit aufgehoben, der Andere macht lieber Badeaufsicht an einem See.

Bei uns treffen Personen mit unterschiedlichen Berufen und aus jeder Altersgruppe zusammen. Wir lösen gemeinsam Herausforderungen. Wie sollen so unterschiedliche Persönlichkeiten zusammenarbeiten ohne dabei Meinungsverschiedenheiten zu entwickeln? Ist denn nicht genau das auch unsere Stärke?

Unterschiedliche Herangehensweisen, Ansichten, Lösungsansätze und Ideen – wir müssen sie nur nutzen.

Verändern wir doch mal unsere Sicht auf unsere Konflikte.

Es ist nicht zielführend, wenn wir uns in jede Meinungsverschiedenheit hineinsteigern und es zum Streit kommt. Warum sich diesem Stress und diesem Druck aussetzen?

Oft wird von der großen Rotkreuzfamilie gesprochen – und wie in jeder Familie, menschelt es auch bei uns. Lasst Raum für diese Vielfalt, seht sie als Vorteil, genießt sie.