Darfs ein bisschen mehr sein?

Am Samstag, den 10. Juli 2010, führten die Bezirksverbände Ober- und Mittelfranken und Unterfranken eine gemeinsame Übung ihrer Einsatzkontingente in Bad Neustadt /Saale durch. An diesem Tag sollten drei Szenarien (Deckeneinsturz in einer Disko, Evakuierung eines Krankenhauses, Chemieunfall in einer Fabrik) mit insgesamt 200 Verletzten abgearbeitet werden.

Michael Zang
3/2010

Ein Team aus sieben Notfalldarstellern (NDlern), darunter vier Mitglieder des ND-Lehrteam Unterfranken unter der Leitung von Lis Böhm stellten sich der Herausforderung, eine solche Masse an Verletzten in einer relativ kurzen Zeit zu schminken. Nachdem Lis aus mehreren Telefonkonferenzen und E-Mails alle Infos gesammelt hatte, versammelte sich das ND-Vorbereitungsteam zu zwei Vortreffen. Dabei wurden alle Einzelheiten besprochen. Was wird an Schminkmaterial gebraucht? Wie viele Schminker werden für 200 Verletzte gebraucht? Wie lange braucht man um 200 Verletzte zu schminken? Wie können die Verletzten zu den einzelnen Szenarien transportiert werden? Dies waren nur einige Fragen, über die sich das Vorbereitungsteam den Kopf zerbrechen musste. Zum Schminken bekamen wir die gesamte Berufsschule von Bad Neustadt zur Verfügung gestellt. An dieser Stelle noch einmal ein dickes Danke an den Hausmeister, der uns alle Wünsche realisierte. Auch die Uni Köln nahm an dieser Übung teil. In dem Szenario „Deckeneinsturz“ verteilten sie kleine Computer an die 99 Mimen. Noch während der Übung mussten die Verletztendarsteller diverse vorgefertigte Fragen beantworten. Somit ergab sich das nächste Problem. Für diese Aufgabe konnten nur sehr erfahrene Mimen eingesetzt werden. Ausbildungsstand mindestens San A/B, besser noch Krankenschwester, Rettungssanitäter oder Rettungsassistent. Wie sollten diese aus einer Masse von 232 tatsächlich anwesenden Mimen
herausgefiltert werden? Zudem reisten die Mimen zwischen 7.00 Uhr und 10.30 Uhr an und das erste Szenario sollte um 12.00 beginnen. Aus diesem Grund wurden bei der Registrierung der Mimen nicht nur Name und Alter, sondern auch der Ausbildungsstand abgefragt und der Mime einem Szenario zugeordnet. So konnte bereits um 9.00 Uhr mit dem Schminken der ersten Mimen begonnen werden. Um 11.00 Uhr wurden die ersten Mimen zum ersten Übungsort gebracht.

Pünktlich um 12.00 Uhr konnten die 500 Helfer von Rettungsdienst, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk mit der ersten Übung beginnen. Leider zeigte das Thermometer an diesem Tag 38°C (im Schatten!). So war es schon bald nötig, das ausgemachte Notfallkennwort „Eisbär“ einzusetzen. Die ersten Helfer kollabierten bei diesen Temperaturen und der körperlichen Belastung. So wurde diese Übung abgebrochen. Nach einer kurzen Pause sollte die zweite Übung (Krankenhausevakuierung) beginnen. Doch trotz Anzugerleichterung war schon bald der erste Kollaps zu beklagen. So wurde die dritte Übung kurzerhand abgesagt. Die Übungsverantwortlichen entschuldigten sich bei den Verletztendarstellern, dass sie sich den ganzen Tag Zeit genommen
hatten, aber dann nicht zum Einsatz kamen. Aber die Sicherheit von allen Beteiligten war wichtiger. Uns, dem Lehrteam Unterfranken, bleiben nur noch wenige Dinge zu sagen. Auf diesem Wege möchten wir uns nochmals bei allen Verletztendarstellern bedanken, dass sie sich zur Verfügung gestellt haben. Ihr wart eine super motivierte Truppe, die den Übenden eine schwierige Übungssituation bereitet hat. Es war erstaunlich, dass bei einer solchen Masse an Menschen, auf so engem Raum eine solche disziplinierte Ruhe geherrscht hat. Auch bei den 20 Schminkern möchten wir uns nochmals bedanken. Wir hoffen, dass wir das nächste Mal wieder auf euch zählen können.