Camp You R Humanity

Über 100 Teilnehmer aus 38 Ländern trafen sich vom 28. Juli bis zum 4. August 2010 im Dorf Heiden in der Schweiz zum Internationalen Camp „You R Humanity“. Simon Dümig (aus dem Kreisverband Aschaffenburg) war als Delegierter des Deutschen  Jugendrotkreuzes aus dem Bayerischen JRK dabei. Ein Erfahrungsbericht:

Simon Dümig
3/2010

Anlässlich des hundertsten Todestages Henry Dunants lud das Schweizer Jugendrotkreuz zu diesem englischsprachigen Camp ein. Angereist bin ich mit dem Zug. Im Camp wurden wir in Zelten des Zivilschutzes untergebracht und während unserer Freizeit stand uns ein großes Zirkuszelt als Aufenthaltsraum zur Verfügung. Bereits am ersten Abend nach dem „Kick-Off“ hatte ich schon viele Freunde gefunden. Die Nacht über regnete es durch. Da die meisten Teilnehmer mit Sonnenschein gerechnet hatten, bekamen sie vom Schweizer Zivilschutz Regencapes geliehen. Nach dem Frühstück starteten die Workshops, bei denen ich mich für „Youth as agents of Behavioural Change“ entschieden habe. Hierbei geht es darum, die Grundsätze des Roten Kreuzes in der heutigen Gesellschaft umzusetzen und auch andere Leute dafür zu begeistern. Sich für Frieden und gegen Gewalt einzusetzen, gegen die Ausgrenzung von Minderheiten einzutreten, sich für die Gleichstellung von Mann und Frau zu engagieren und einen freundschaftlichen Umgang miteinander zu ermöglichen. Es wurden Rollenspiele gemacht, gemalt, oft diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht. Interessant war, dass sich bereits beim Thema der Gleichstellung zwischen Mann und Frau die Ansichten der unterschiedlichen Nationen teilten. Am selben Abend durfte beim „International Market“ das eigene Land vorgestellt werden. Die Veranstalter haben sich die Mühe gemacht, von jedem Land eine Süßspeise zuzubereiten und diese auf einem riesigen Buffet zum Probieren anzubieten. Am darauffolgenden Freitag hatten wir wieder bis nachmittags unseren Workshop. Abends waren wir ins örtliche Kino eingeladen, um dort eine Dokumentation über einen bekannten Kriegsfotografen zu sehen. Die Kriege, die im Film gezeigt wurden, waren aber noch in vielen Köpfen der Teilnehmer – die diese hautnah miterlebt haben – vorhanden. Es war schwierig sich einerseits den Film anzuschauen und andererseits immer wieder sehen zu müssen wie Teilnehmer des Camps, Freunde von mir, den Vorführsaal teils unter Tränen verlassen haben. Die Gesprächsrunde nach der Vorführung war sehr gut besucht um – gerade auch der Trauer und Wut über solche Kriege – Luft zu machen. Am Samstag hieß es bereits um 4 Uhr aufzustehen. Angesagt war eine Tour durchs Appenzeller Land und ein Frühstück auf dem 2.500 Meter hohen Berg Säntis – doch eine defekte Schwebebahn machte uns einen Strich durch die Rechnung. Nach dem Frühstück im Tal gings dann nach Appenzell  zum Shoppen und zum Jodel-Kurs. Nachmittags konnten wir dann doch noch mit der reparierten Schwebebahn den Gipfel des Säntis erklimmen. Mit Freude gönnten wir uns noch eine kleine Auszeit im kalten Windzug des Gipfels um uns abends bei einer Pizza zu stärken. Sonntagabend ging es Richtung Ortsmitte zur dortigen „Swiss National Party“ – ein spektakuläres Fest mit Big-Band, riesigem Feuer, einer Menge Besucher und einem anschließendem Feuerwerk.

Am darauffolgenden Tag stand ein Fußball- und Hockeyturnier auf der Tagesordnung. Mit unserem fünfköpfigen internationalen Team aus Ghana, Sudan, Schweiz und Deutschland kehrten wir abends als Sieger ins Camp zurück.

Zur Abschiedszeremonie am letzten Tag durfte jede Gruppe ihren Workshop nochmal vorstellen. Der Abschied am Tag darauf war wirklich nicht einfach. Nach dem recht einfach klingenden „Bye Bye“ trug wohl jeder, ob sichtbar oder unsichtbar, ein paar Tränen mit sich. Abschließend kann ich sagen, dass das Camp eine der interessantesten, bewegensten und schönsten Wochen war, die ich je in meinem Leben erleben durfte. Ich bin froh so viele Menschen über den ganzen Globus verstreut kennen  gelernt und mit ihnen Freundschaften geschlossen zu haben. Diese Kontakte werden auch noch in der Zukunft halten. So etwas Wunderbares kann ich nur jedem wünschen!