"... dann ist das Bayerische Rote Kreuz unschlagbar"

Amtseinführung des neuen Landesgeschäftsführers Georg Wagner

N.N.
1/1996

Neuer Landesgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes ist seit dem 1. Februar 1996 Georg Wagner, 47 Jahre alt, verheiratet, in unmittelbarer Nähe des Starnberger Sees beheimatet.
Er hat aufgrund seiner bisherigen beruflichen Tätigkeit als Leitender Ministerialrat im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Gesundheit mit dem Bayerischen Roten Kreuz dienstlich schon einiges zu tun gehabt. Die Zusammenarbeit begann in den denkwürdigen Tagen der Grenzöffnung in Ungarn, als über Nacht Tausende von Deutschen aus der ehemaligen DDR in den Zeltstädten des Bayerischen Roten Kreuzes in engster Kooperation mit dem Bayerischen Sozialministerium unterzubringen und zu verpflegen waren. In den schweren Zeiten des sogenannten Aids-Skandals mit dem der Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes nichts zu tun hatte, unterstützte er die politische Spitze des Sozialministeriums bei der Abwehr haltloser Angriffe gegen das Rote Kreuz. In seiner Eigenschaft als stellvertretender Leiter der Krankenhausabteilung im Gesundheitsministerium konnte er die geplante Reduzierung von Ausbildungsplätzen in der Berufsfachschule für Krankenpflege der Schwesternschaft Nürnberg des BRK verhindern, die schon beschlossene Sache war. Zu erwähnen ist auch noch der Aufbau und die Absicherung der postklinischen Notfallversorgung in den Ballungszentren München, Nürnberg und Würzburg. Vielen ist der Begriff ZWv (Zentrale zur Weiterverlegung von Patienten) sicher ein Begriff. Intensiven Kontakt mit dem Bayerischen Innenministerium hatte er in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Interministeriellen Arbeitsgruppe „Notfallrettung“, der auch das Wissenschaftsministerium angehört. Seitdem gehören Schlagzeilen wie „Notfalltourismus“ oder “Blaulichtodyssee“ wohl der Vergangenheit an.
Seine Aufgabenschwerpunkte beschränkten sich jedoch nicht nur auf die „hauptamtliche Schiene“ des Gesundheitswesens. Aktivitäten bei der Bewußtseinsbildung in der Bevölkerung zur Bedeutung des Ehrenamts waren ihm ebenfalls übertragen.
Hier war und wird es nach seinen Worten für ihn als Landesgeschäftsführer besonders wichtig, die unentbehrliche Arbeit der ehrenamtlich tätigen Helferinnen und Helfer als unverwechselbares Merkmal des Bayerischen Roten Kreuzes im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit noch mehr publik zu machen. In seiner Antrittsrede am 31. Februar '96 sagte er dazu: „... eng in Zusammenhang mit den Feldern Wettbewerb und Marketing steht die Öffentlichkeitsarbeit mit all ihren Möglichkeiten. In unserem Medienzeitalter kommt dem Sprichwort >Tue Gutes und rede darüber!< ganz besondere Bedeutung zu.“
Wagner scheut auch den Wettbewerb mit privaten Anbietern im Rettungswesen nicht, erwartet jedoch gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle. So fordert er: "... wer in München, Nürnberg oder Augsburg seine Dienste anbietet, der muß sie auch in Furth im Wald oder in der Rhön vorhalten. Tut er das nicht, verstößt er gegen die Regeln des Wettbewerbs eklatant. ...Es geht um nicht weniger als das Leben und die Gesundheit von Menschen, für die der Staat die Letztverantwortung trägt, wie sich aus Artikel 1 unseres Grundgesetzes ergibt. Weil sich der Staat von dieser Verantwortung nicht zurückziehen darf, muß er selbst oder als Aufsicht über die jeweils zuständigen Entscheidungsträger dafür sorgen, daß solche Wettbewerbsverstöße und damit die Gefährdung der Funktionsfähigkeit der Hilfsorganisationen nicht Vorkommen."
Optimieren möchte Georg Wagner die Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamt: "Ehrenamt und Hauptamt dürfen keine Gegensätze sein. Die Frage darf nicht lauten: Soll künftig der haupt- oder der ehrenamtliche Faktor kompetenzmäßig mit mehr Macht versehen werden? Oder gar: Soll das Rote Kreuz in Zukunft nur noch hauptamtlich geführt werden? Die Frage muß vielmehr lauten: Wie kann die Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamt optimiert werden? Wenn wir darauf gemeinsam eine vom Konsens getragene Antwort finden, wenn es uns gelingt, gewisse Reibungsverluste zu beseitigen, dann ist das Bayerische Rote Kreuz unschlagbar!"