Allgäuer Jugendliche finden neue Freunde in Kroatien

Das Rote Kreuz Oberallgäu fördert Begegnungsreisen für seinen Nachwuchs

N.N.
1/2004

Das Rote Kreuz ist in vielen Krisengebieten dieser Welt im Einsatz. Doch auch wenn Krisen beigelegt sind, gibt es unschuldige und unbeteiligte Leidtragende, die das Erlebte schwer verkraften können. So auch in Kroatien, dessen florierende Touristengebiete entlang des Mittelmeeres darüber hinwegtäuschen, dass in anderen Gegenden noch längst nicht alle Hinterlassenschaften des bis 1995 wütenden Krieges aufgearbeitet sind. In Pakrac, zwischen der Landeshauptstadt Zagreb und der Grenze zu Serbien, konnten sich vor zwei Jahren Oberallgäuer Rotkreuzler davon überzeugen, unter welch schwierigen Bedingungen in Kroatien Rotkreuzarbeit geleistet wird. Dennoch schaffte man es irgendwie und mit viel Improvisationsgeschick, ein Kindererholungsheim für traumatisierte Kinder und Jugendliche auf der Adriainsel Vir zu errichten. Die Oberallgäuer spendeten dem Pakracer Roten Kreuz einen Teil der Ausstattung für das Heim - seitdem fährt jedes Jahr eine Jugendrotkreuzgruppe aus dem Oberallgäu für zehn Tage zu einer Jugendbegegnungsreise an die Adria.

Sogar die Küche ist ein Hit

"Das Programm für die kroatischen wie für die deutschen Jugendlichen war abwechslungsreich und bestand überwiegend aus Bildungsveranstaltungen, die genügend Raum für gemeinsame wie individuelle Freizeitaktivitäten ließen", berichtet der 22-Jährige Christian Holzer nach der Rückkehr. Er war einer
der drei Betreuer der 18 Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 20 Jahren, die im August die Adriainsel besuchten. Der Tag begann kurz nach acht mit einer obligatorischen Morgengymnastik - auch wenn es manchem Morgenmuffel noch so schwer ankam. Angeboten wurden sogar Sprachkurse, die wenigstens die wichtigsten Höflichkeitsfloskeln der jeweils anderen Sprache vermittelten. Der Hauptteil der Konversation wurde mit Englisch, mit Wörterbüchern und "Händen und Füßen" bewältigt. Interessant waren vor allem die Übungen in Erster Hilfe, bei der Hand in Hand EH-Maßnahmen geübt wurden.

Ebenfalls lohnenswert fanden die Allgäuer ein «Anti-Stress-Programm», das sowohl Methoden zum Abbau von Gewaltpotential wie auch erlebnispädagogische Elemente und Spiele umfasste. Beeindrucken konnten die Allgäuer ihre kroatischen Altersgenossen im Gegenzug mit ihren Fertigkeiten beim realistischen Schminken von Unfallopfern. Daneben blieb genügend Zeit für kreative Wettbewerbe, Ausflüge zu Wasser und zu Land und natürlich zum Baden im lauwarmen Meer.
Auch bei der allabendlichen Disco vergnügten sich deutsche wie kroatische Jugendlichen gemeinsam - kein Wunder, sind doch die hier wie dort angesagten Hits weitgehend gleich. Als weiterer Hit entpuppte Verpflegung: Nach «eher schem Frühstück» gab es Mittag wie am Abend warme Küche, dazu viel Salat und das obligatorische Weißbrot. Ein weiter «Brauch» wird besonders die daheim gebliebenen Eltern beruhigt haben: Jeglicher Alkohol war tabu, rauchen durften nur die über 18-Jährigen. Bis zum nächsten Jahr wollen die Allgäuer versuchen, die privaten Kontakte und Freundschaften zu einer Beziehungskiste zwischen den Jugendrotkreuzgruppen zu verknüpfen. Eine Einladung nach Pakrac für den Spätherbst nahmen sie schon
mal an, schließlich ist Geschäftsführerin des dortigen Roten Kreuzes im Sommer die besonders engagierte und warmherzige Leiterin des Erholungsheimes von Vir.
Auch im Jahr 2004 fahren wir wieder nach Kroatien: Und zwar vom 9. - 18. August!