Höchste Zeit

Genau ein Jahr ist es her, da rüttelten wir in "baff" 1/77 ("Habemus Satzung!") am Gewissen der LdJA in unseren Kreisverbänden und stellten die "damals" neue Satzung für das Bayerische Rote Kreuz vor. Doch anscheinend ist alles vergebens gewesen!

Bodo Meyner
1/1978

Die Wahlen - auch im Jugendrotkreuz - gingen vorbei: kein Echo. Eigentlich sind wir ganz froh, daß die Wahlanfechtungsfristen vor längster Zeit abgelaufen sind, denn wenn wir gewollt und die Satzungsbestimmungen exakt nachvollzogen hätten, hätten wir rd. 70% aller sogenannten "Wahlen" der Leiter der Jugendarbeit anfechten können - und müssen! Denn in den wenigsten Fällen ist innerhalb der Kreisverbände der Leiter der Jugendarbeit (wie es damals schon vorgeschrieben war) durch eine demokratisch ausgeschriebene und durchgeführte Wahl zu seinem Amt gekommen. Nach wie vor wurden die LdJA (so wie man dies bereits seit Jahrzehnten gewohnt war) in altbewährter Weise durch die jeweiligen Vorstandschaften in ihr Amt "eingesetzt".

Was mich nur wundert, ist die Gleichgültigkeit, mit der sich das Jugendrotkreuz die Be— schneidung der ihm zustehenden Rechte gefallen läßt. Nicht nur das einzelne Gruppenmitglied, sondern auch der Leiter der Jugendarbeit (denen es in den meisten Fällen wohl recht ist, in ihre wohlbestallten Ämter wieder berufen zu werden, ohne sich einer demokratischen - und damit vielleicht schmerzlichen Ab-Wahl stellen zu müssen) haben bedauerlicherweise von ihren Rechten in den wenigsten Fällen eine Ahnung, obwohl auch ihnen die neuen Satzungsbestimmungen und die Ordnung für das Jugendrotkreuz nicht vorenthalten worden sind.

Was mich ferner wundert, ist die Ruhe und Gelassenheit, mit der sich die jeweiligen JRKBezirksausschüsse (die ja die Leiter der Jugendarbeit in ihren Ämtern vor der Wahl hätten bestätigen müssen) zu diesem Vorgehen der Kreisverbände verhalten. Aber wahrscheinlich ganz dies nach dem Motto: Wer nichts tut, kann auch nichts falsch machen!

Und so schlummert das Jugendrotkreuz auch weiterhin wahrscheinlich noch bis in fernste Zukunft den gerechten Schlaf des "Dumme-kratischen".

Daß sich zu unserer Tagung der Leiter der Jugendarbeit, die im Januar 1978 vorgesehen war, seit Jahren die gleichen vier oder fünf Führungskräfte anmelden, denen naturgemäß abgesagt werden muß, ist weiterhin ein betrübliches Zeichen für unser Jugendrotkreuz: Jeder will mit seinen Problemen vor sich hinwurschteln und keinen anderen (der ja bekanntlich dieselben Probleme hat) in diese Probleme Einsicht nehmen lassen. Lieber bemitleidet man sich selber und klagt leise vor sich hin, wie schlecht man es doch mit diesem Amt des LdJA habe!

Doch, jetzt ist mir leichter. Dies mußte einmal heraus und gesagt werden.

 

 

Bodo Meyner