Soaring 79 - Internationale Begegnungen

Das amerikanische Rote Kreuz, Abteilung Youth-Services führte im Juni '79 nach einer 15-jährigen Pause erstmals wieder eine Jugendleiter-Ausbildung durch.

Elisabeth Ecknigk
4/1979

Mit dabei am Chiemsee waren Jugendliche aus den Militärbasen der Amerikanischen Streitkräfte aus ganz Europa, die ja nicht wie das Jugendrotkreuz fest organisiert sind, sondern als Freiwillige in Einrichtungen der Armee arbeiten, die durch das Amerikanische Rote Kreuz unterstützt werden, und deutsche Jugendrotkreuz-Gruppenleiter, unter ihnen Otto Bosch, Mitglied des bayerischen JRK-Landesausschusses und Elisabeth Ecknigk, unsere Berichterstatterin. In dieser Veranstaltungswoche wurde versucht, in lockeren Gruppen mit Veranstaltungen, Parties, sportlichen Wettkämpfen und ähnlichem ein Gruppenleben möglich zu machen. "Ich glaube," so Bosch abschließend "daß diese Veranstaltung für das Bayerische Jugendrotkreuz die Grundlage zu einer weiteren Zusammenarbeit, die für beide Seiten nützlich und notwendig ist, gelegt hat."

Aus dem Tagebuch von Elli Ecknigk:

17.Juni Am Sonntag, den 17.Juni, trafen wir uns um 7.00 Uhr im KV München. Werner Mühleisen und ich fuhren mit Franz und noch ein paar anderen aus der Gruppe "Baracuda" mit einem zum Bezirkswettbewerb. Lilly Hohenberger und Hans Kirchmayer kamen mit Otto auch nach Rottach-Egern. Wir erlebten den ganzen Trubel eines Bezirkswettbewerbes, und Lilly und ich betätigten uns sogar als Schiedsrichter beim Auswerten.

 

 

Nach dem Mittagessen "brausten" wir mit dem VW-Bus weiter zum Chiemsee ins "Leadership Development Center". Nachdem wir unser Gepäck aus dem Bus geschleppt hatten, gingen wir in die Empfangshalle. Dort mußten wir unsere Namen angeben und erhielten einen Zettel mit dem Namen unseres Zimmergefährten und der Zimmernummer. Wir bekamen auch ein Namensschild, das wir von da an immer tragen mußten. Es war eine aufregende Stimmung. Ein jeder lief herum, suchte sein Zimmer, verstaute das Gepäck und packte dann aus. Von 6.00 - 7.00 Uhr gab es dann Abendessen. Danach hielt Mrs. Eloise Waite, die Vizepräsidentin des Amerikanischen Roten Kreuzes, eine Eröffnungsansprache. Von halb 9.00 bis halb 11.00 Uhr hieß es: "Square Dancing"! Es machte Riesenspaß. Der Vorsänger gab alle Anweisungen auf Englisch. Wir mußten kleine Kreise mit je 4 Faaren bilden. Bis halb 11.00 Uhr waren alle voll in Aktion.

Doch nun war noch lange keine "Schlafenszeit". Wir gingen alle noch bis 12.00 Uhr in den Freizeitraum. Wir bekamen Schokolade und Kirschsaft. Doch nun mußten auch wir einmal ins Bett. Es war noch eine rechte Gaudi bis alle im Bett waren, aber schließlich war es doch ruhig im Haus.

Montag, 18. Juni

Um 7.00 Uhr krochen alle schläfrig aus den Betten. Doch beim Frühstück fehlte niemand. Von 9.00 - 11.00 Uhr ging jeder in seine "Leadership" Gruppe. Dort machten wir Spiele, diskutierten, zeichneten und lernten einander gut kennen. Danach gab es bis 12.00 Uhr noch die speziellen Gruppen:

 

 

z.B. "Hoorah Comitte", "Talent Show", "Banquet" und "Recreation". Nach dem Mittagessen hatten wir immer eine Stunde Freizeit. Wir spielten Minigolf, Tischtennis, unterhielten uns, gingen in den Spielraum oder holten uns "Cookies" und "Cokes". Doch von 1/2 1.00 - 4.00 Uhr hieß es wieder "arbeiten". Es gab wieder verschiedene Gruppen. Z.B. "First Aid", "Photographieren", "CPR" (Herz-Lungen-Wiederbelebung) und noch viele mehr.

Es war sehr schön, doch als es 4.00 Uhr war, freuten sich alle, da wir nun wieder Freizeit hatten. Für uns war es natürlich besonders schwer, da in allen Gruppen nur Englisch geredet wurde. Wir mußten uns ziemlich konzentrieren, um etwas zu verstehen. Doch die Hauptsache war, daß wir dabei waren. Von 1/2 6.00 - 7.00 Uhr gab's "Dinner".

Doch nun hieß es: "Disco, Disco und noch einmal Disco" Jeder wartete gespannt auf acht Uhr, wo die Disco losgehen würde. Endlichwar es soweit. Zuerst waren nur sehr wenig Leutchen auf der Tanzfläche. Doch als wir dann mit Lichtorgel und besserer Musik tanzten, füllte sich der Leer-Raum. Die, die um 1/2 elf Uhr noch nicht genug hatten, tanzten im Freizeitraum munter weiter. Um 12 Uhr hieß es aber dann schleunigst ab in die Betten.

Dienstag, 19.Juni

 

Die weiteren Tage verliefen alle ähnlich. Mit Ausnahme der Abende. Heute z.B. hatten wir die "International Night". Jeder der drei Länder (Amerika, England und Deutschland) erzählte uns von ihrer Arbeit im Roten Kreuz, damit wir alle einen kleinen Einblick von anderen Ländern bekamen. Die Deutschen zeigten einen Dia-Vortrag. Danach erklärten einige etwas über die jeweiligen Länder selbst. So ungefähr nach dem Motto: "Andere Länder, andere Sitten"! Eine Schuhplattlgruppe aus Garmisch zeigte bayerische Tänze. Da sie keine Mädchen dabei hatten, nahmen sie kurz entschlossen drei Amerikanerinnen. Jetzt ging's auf. Die Gruppe erteilte auch noch einen Kurs im Schuhplattln. Wir hatten alle einen Mordsspaß. Zum Abschied sangen wir gemeinsam das "Hofbräuhaus-Lied". Bis zum Schlafengehen hörte man überall noch die Stimmen der Amerikaner, die verzweifelt - "oans, zwoa, gsuffa" übten.

Mittwoch, 20.Juni

 

An diesem Abend machten wir Spiele. Es war wirklich toll. Wir waren ungefähr 80 Leute. Doch alle Spiele klappten wie am Schnürchen. Wir haben an diesem Abend viel gelernt. Die neuen Spiele gaben uns Anregungen für unsere eigenen JRK-Gruppen. Wie an jedem Abend durften wir auch heute wieder bis 12.00 Uhr im Freizeitraum tanzen.

Donnerstag, 21.Juni

 

Heute konnten die "Genies" ihre Talente der Öffentlichkeit preisgeben. Jeder, der etwas konnte, erfreute damit das Publikum. Otto und ich spielten Gitarre. Wieder andere spielten Theater, machten Witze, Sketche, sangen oder spielten Trompete. Es war ein herrlicher Abend und wir hatten viel Spaß.

Freitag, 22.Juni

 

Diesmal fuhren wir vormittags mit dem Schiff zur Herreninsel auf "Schloß Herrenchiemsee". Die Sonne kam zum ersten Mal wieder heraus und nun war das Wetter einfach herrlich. Kein Wölkchen war zu sehen. Vom Schloß und all der Pracht beeindruckt kehrten wir wieder zurück. Nach einem kühlen Bad im Chiemsee gingen alle in ihre Zimmer, um sich für das Bankett dementsprechend umzuziehen. Man erkannte sich kaum wieder. Die, die sonst in verbeulten Jeans und T-Shirts rumliefen, kamen zum heutigen Anlaß in vornehmen Kleidern und Anzügen. Zum Essen gab es "Wiener Schnitzel". Nach dem Essen begannen die Feierlichkeiten. Jeder bekam seine Urkunde, Fotos, Abzeichen, Preise usw. Reden wurden geschwungen und der Abend verlief genau so, wie man sich eben einen Abschiedsabend vorstellt. Diesmal durften wir sogar bis eins im Freizeitraum tanzen. Es war wundervoll. Wir kamen erst um 2 ins Bett, da wir unsere Koffer noch packten.

Samstag, 23.Juni

 

Heute durften wir bis 9.00 Uhr schlafen. Doch keiner konnte am Abfahrtstag noch schlummern. In jedem von uns steckte das Reisefieber. Noch vor dem Frühstück wurden Koffer rauf und runter geschleppt. Nach dem Frühstück hieß es dann "Abschied nehmen". Alle umarmten sich und tauschten noch eifrig Adressen aus. Noch ein paar nette Worte und schon war es vorbei. Busse und Autos fuhren ab. Die Deutschen mußten ja nur 40 Minuten fahren. Doch bei den anderen ging's nach Stuttgart, Frankfurt, Gießen, Augsburg, Nürnberg usw. Ich glaube, wir haben in dieser Woche alle sehr viel dazu gelernt (nicht nur was die Englischkenntnisse anbelangt). Man kann nur eines sagen: "Es war uns eine unvergeßlich schöne Woche"!