Israelis in Deutschland

Im Zeitraum vom 5. bis 25. August besuchte eine Jugenddelegation des Magen David Adom (MDA) das Deutsche Jugendrotkreuz. Die elf 17- bis 19jährigen Israelis hielten sich in diesem Zeitraum an mehreren Orten Bayerns, in Lübeck und in Bonn auf. Deutsche Jugendliche aus den jeweiligen Landesverbänden , die durch V.ochenendseminare auf die Begegnung vorbereitet worden waren, begleiteten die Israelischen Gäste bei allen Punkten des Programms. Der Gegenbesuch einer Deutschen Delegation ist für den November '79 geplant.

U. Pilz und V. Siegel
4/1979

Seit nunmehr sieben Jahren treffen sich jährlich Jugendliche des nagen David Adom und des Deutschen Jugendrotkreuzes. Die Leitung über die 11-köpfige Delegation, die heuer Deutschland besuchte, hatte Zwi Landam, der Leiter der Ersten- Hilfe-Station des MDA in Herzliya, übernommen. Gleich zu Beginn der Begegnung zeichnete sich zwischen den Jugendlichen der beiden Länder die Entwicklung eines freundschaftlichen und offenen Verhältnisses ab. Es ist fast überflüßig zu betonen, daß fehlende Sprachkenntnisse durch Mimik und Gestik wieder wettgemacht wurden. Kurz gesagt, man verstand sich glänzend, verbal wie non-verbal.

Das umfangreiche Begegnungsprogramm umfasste Besichtigungen touristischer Sehenswürdigkeiten, einen zahlreichen Ehrfahrungsaustausch über die Arbeit des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und des Magen David Adom und ihrer Jugendorganisationen. Große Teile der Aktivitäten wurden auch praktisch vorgestellt, etwa durch den Besuch von Einrichtungen des DRK und die Teilnahme der Gäste an Veranstaltungen des Jugendrotkreuzes. Ein wesentlicher Akzent lag auf der interkulturellen Begegnung, dem Kennenlernen unterschiedlicher und gemeinsamer Lebens- und Denkweisen im gemeinsamen Gespräch.

Der Bürgermeister von Garmisch überreicht dem Leiter der Delegation, Zwi Landam, ein Erinnerungsgeschenk. Rechts ein weiterer - Ehrengast, Staatssekretärin Berghofer-Weichner

An erster Stelle der Reise stand das "Bayern-Programm". Es enthielt die Besichtigung der "Sehenswürdigkeiten" in München, Regensburg und Kehlheim, um nur einige zu nennen. Große Betroffenheit bei Israelis und Deutschen gleichermaßen löste der Besuch der KZ-Gedenkstätte in Dachau aus und hinterließ vor allem zwei Fragen: Wie war dieses grauenvolle Geschehen in Deutschland möglichlieh? Wie steht die deutsche Jugend heute dazu? Die beiden Fragen begleiteten im Grunde alle Veranstaltungen; sie wurden offen diskutiert, konnten aber letztgültig und eindeutig natürlich nicht beantwortet werden, bas Jugendrotkreuz versuchte auch gar nicht, seinen Gästen fertige Antworten zu servieren, sondern legte Wert darauf, einen offenen und ehrlichen Gedankenaustausch zwischen den an der Begegnung beteiligten Individuen anzuregen.

Eine gemütliche Runde

Ein weiterer Programmpunkt in Bayern war der Besuch der BRK-Rettungsleitstelle und des Blutspendedienstes in Regensburg. In Garmisch erwartete die Israelis eine Gruppenleiterausbildung nach dem Ausbildungsprogramm des JRK. Sie war lebendig gestaltet und griff Schwerpunkte heraus, die den israelischen Jugendlichen bei der Arbeit in den eigenen Gruppen helfen können. Auch hier zerstörten engagierte Diskussionen letzte Vorbehalte und stellten eine immer entspanntere Atmosphäre her. Gerade die zahlreichen informellen, persönlichen Gespräche am Rande und an den Abenden führten zu einem besseren Kennenlernen und Verstehen der benschen in den jeweils anderem Land und gewiß auch zum Abbau etwa vorhandener Vorurteile und Stereotypen. Daneben wurden auch die Freizeitinteressen der Jugendlichen berücksichtigt. Gesellige Abende mit eigenen folkloristischen Beiträgen der israelischen und deutschen Jugendlichen, das Singen am Lagerfeuer und das Einüben deutscher und israelischer Tänze, lösten überall Begeisterung aus, wenngleich der Schuhplattler manch Ungeübten rote Oberschenkel einbrachte.

Nach einem kleinen Abstecher in Richtung Insbruck und Salzburg folgte für die Jugendlichen aus dem Magen David Adom der Aufenthalt in Lübeck. Vor allem das gemeinsam bestrittene Programm mit der schwedischen Behindertengruppe, die gerade beim JRK Lübeck zu gast war, gab den Israelis einen Einblick in die Sozialarbeit des Jugendrotkreuzes. Das brachte für die Gäste viel neues, denn derartige Aktivitäten sind im Magen David Adom, einer reinen Erste- Hilfe-Organisation, nicht vertreten. Gemeinsame Aufgaben entdeckte man allerdings beim Einblick in die Arbeit der Wasserwacht auf der Kalbinsel Priwall. Praktische Demonstrations- Übungen der Lebensrettung auf dem Wasser und auf dem Strand, theoretische Unterweisung durch Mediziner und andere Sachverständige mit einem angeregten Erfahrungsaustausch - jeder Israeli war Experte auf dem Gebiet der ersten Hilfe - ließen die beiden Gruppen rasch zusammenwachsen. Besonderen Anklang fand eine rasante fahrt auf der Ostsee mit dem Motorboot der DRK-Wasserwacht.

Bei geselligen Abenden war gute Laune Trumpf

Schlußpunkt der dreiwöchigen Heise war ein Besuch in Bonn. Informative Vorträge, die Besichtigung von Sehenswürdigkeiten in Bonn und Köln, Empfänge in Generalsekretariat und in der israelischen Botschaft durften ebensowenig fehlen wie ein aufgelockertes Begegnungsprogramm mit JRK-Gruppen aus dem Bonner Raum, Shopping, Geselligkeit und Entspannung. Beim großen Abschiedsfest in Meckenheim zeigten mehrere JRK-Gruppen aus Nordrhein Ausschnitte aus ihrer musischen Arbeit. Im Gegenzug dankten die Gäste mit israelischen Liedern und Tänzen.

Beim Abschied am Nachmittag des 25. August, als die Jugendlichen aus dem Magen David Adom von Frankfurt aus den Heimflug antraten, war ihnen anzumerken, wie schwer der Abschied fiel. Aus der Begegnung war Herzlichkeit und Freundschaft gewachsen. Das Jugendrotkreuz freut sich auf den nächsten Besuch der Jugend des Magen David Adom.