(K)ein Chaos am Chaoswochenende

Viel zu tun hatten die Kinder und Jugendlichen des Jugendrotkreuzes und der Jugendwasserwacht des Landkreises Lindau an ihrem diesjährigen Übungswochenende.

Franziska Giray
2/2019

Bei jedem Großschadensereignis brauchen wir eine Einsatzleitung, verschiedene Schnelleinsatzgruppen, unterschiedliches Material und Menschen, die sich damit auskennen.

 

Klar, das weiß jeder Jugendrotkreuzler aus der Theorie. Aber wie funktioniert das alles in der Praxis?

 

Das konnten 47 Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren aus den verschiedenen Ortsgruppen des Landkreises Lindau beim diesjährigen Chaoswochenende ausprobieren. Vom 19. bis 21. Juli lernten sie gemeinsam die breit gefächerten Aufgaben des Roten Kreuzes bei Großschadensereignissen nicht nur in der Theorie kennen. Zu jeder Zeit konnte an diesem Wochenende der Melder klingeln und dann hieß es für die Kinder und Jugendlichen schnell auf die Fahrzeuge und raus an die nachgestellten Einsatzorte. Hier hatten sie an diesem Wochenende das alleinige Kommando.

 

Aber Moment…. Wie heiß das Fahrzeug über Funk nochmal?  Welche Einsatzgruppe ist nochmal für den Aufbau eines Sammelplatzes verantwortlich? Und wie viele Personen suchen eigentlich gerade die Unfallstelle ab?

 

Aber wie der Name schon sagt, am Chaoswochenende ist ein bisschen Chaos erlaubt.

Aber nun von vorne. Am Freitagabend trafen sich die Kinder und Jugendlichen am Veranstaltungsort, dann ging es auch schon los. Die Funktion und das Material der unterschiedlichen Einsatzfahrzeuge wurde erklärt und die Aufgaben für den Einsatzfall verteilt.

 

Während alle noch fleißig am Werkeln waren, kam um 19:30 Uhr plötzlich die Alarmierung: Vier Personen einer Jugendgruppe wurden vermisst. Alle machten sich schnell auf den Weg, um das Einsatzgebiet abzusuchen. Dabei wurden sie von der Jugendfeuerwehr unterstützt. Um 21:15 Uhr konnte der selbständig geleitete Einsatz erfolgreich beendet werden. Alle Vermissten wurden gefunden und fachgemäß versorgt.

 

Den restlichen Abend verbrachten die Kinder und Jugendlichen mit einer Schnitzeljagt, bei der spielerisch die Funkkenntnisse aufgefrischt wurden. Denn die Kommunikation über Funk ist in der Praxis gar nicht so einfach, wie manche im ersten Einsatz festgestellt haben.

 

Um 03:00 Uhr nachts wurden alle unsanft aus ihrem Schlaf gerissen. Eine Brandmeldeanlage hat ausgelöst. Zusammen mit der Jugendfeuerwehr wurde die Lage vor Ort abgeklärt. Glücklicherweise stellte sich die Alarmierung als Fehlalarm heraus, sodass alle nach einer Stunde wieder ins Bett konnten.

 

Die Ruhe war allerdings nur von kurzer Dauer. Bereits am Samstagmorgen kam der nächste Notruf. Bei Bauarbeiten wurde eine Gasleitung beschädigt. Die 21 Bewohner und Bewohnerinnen eines Betreuten Wohnens mussten schnellstmöglich ihre Häuschen verlassen. Eine Aufgabe, die manchmal gar nicht so einfach ist, wie die Kinder und Jugendlichen feststellen mussten, die sie aber sehr gut meisterten.

 

Im Anschluss wurden bei verschiedenen Workshops die unterschiedlichen Schnelleinsatzgruppen des Roten Kreuzes und ihre Aufgaben kennengelernt. Es wurden Zelte und Feldbetten aufgebaut, Funkrufnahmen geübt und das Einsatzfeld der Bergwacht kennengelernt. Am Nachmittag waren die Teilnehmenden noch einmal richtig gefordert. Nun konnten sie ihr neu erworbenes Wissen unter Beweis stellen. Bei einem Verkehrsunfall vor den Augen einer Menschenmenge wurden mehrere Personen verletzt. Sie mussten mithilfe der Jugendfeuerwehr aus den Autos befreit und behandelt werden. Außerdem standen zahlreiche Augenzeugen unter Schock und waren ebenfalls zu betreuen. „Obwohl es manchmal etwas unübersichtlich war, haben wir es am Ende zusammen geschafft und alle Betroffenen versorgt“, stellte eine der beiden Einsatzleitungen zufrieden fest.

 

Nach diesem herausfordernden Einsatz hatten sich die Kinder und Jugendlichen einen freien Nachmittag und Abend redlich verdient.

 

Aber wie im echten Leben auch, kann jederzeit der Melder gehen und so wurden unsere Helfer und Helferinnen um 22:00 Uhr zu einer Privatparty gerufen, bei der es nach einer Schlägerei zu einer Panik gekommen ist. 23 Personen mussten versorgt werden. Neben mehreren Schwerverletzten waren vorwiegend stark alkoholisierte Personen, die sich auf einem weitläufigen Gelände befanden, zu betreuen. Auch dieser Einsatz konnte gegen 23:30 Uhr erfolgreich beendet werden.

 

Für die Kinder und Jugendlichen ging damit ein gelungenes Chaoswochenende zu ende, an dem das große Chaos dank Lernbereitschaft, gegenseitige Hilfestellung und ganz viel Teamwork ausblieb.

Wir suchen zusammen mit der Feuerwehr nach den vermissten Personen
Schnell wird ein Zelt aufgebaut, um alle Verletzten behandeln zu können
Die Senioren, die evakuiert wurden, werden am Sammelpunkt betreut
Ganz schön viele Helfer waren beim Verkehrsunfall nötig, alle Personen aus den Autos zu befreien