Eine alte, aber immer noch fantastische Idee!

In ihrer JRK-Gruppenstunde haben sich Ebru, Ludwig und
die anderen neulich mit den Grundsätzen des Roten Kreuzes
beschäftigt, weil bald wieder der Kreiswettbewerb ansteht.
Als Ebrus Opa Henry vorbeikommt, um sie abzuholen, liest
er die Plakate, die die JRKlerinnen und JRKler zu den Grundsätzen
gestaltet haben. Er denkt kurz nach und fragt dann in
die Runde:

Gabriel Bücherl
1/2019

„Menschlichkeit ist ja ein großes Wort. Wisst Ihr überhaupt, was das bedeutet?“

„Na klar“, antwortet Ludwig. „Das Rote Kreuz kümmert sich um Menschen, wie damals in Solferino eben.“

„Schon“, sagt Henry. „Aber könnt ihr euch vorstellen, wie unmenschlich es damals in der Schlacht von Solferino zuging? Da haben ja über 300 000 Soldaten gegeneinander gekämpft und die Verletzten blieben mit ihren Schmerzen einfach ohne Hilfe liegen. Genau das konnten Henry Dunant und die Frauen in Castiglione nicht ertragen und haben deshalb wie selbstverständlich angefangen, sich um die Verletzten zu kümmern. Das hat ihnen niemand sagen müssen, das haben sie einfach in sich gespürt.“

„Aber das ist doch logisch, dass man sich um Verletzte kümmert“, wirft Ebru ein.

„Schön wär‘s, aber damals war es das eben nicht. Das ist der Grund, warum Henry Dunant und das Rote Kreuz sich dann auch für weltweite Regeln eingesetzt haben, um die Opfer von Kriegen und bewaffneten Konflikten zu schützen. Das sind die Genfer Abkommen, von denen ihr sicher auch schon gehört habt.

„Naja, aber ich hab gerade erst in den Nachrichten gesehen, dass in Syrien Leute in den Städten hungern müssen, weil das Militär keine Laster mit Lebensmitteln reinlässt“, sagt Ludwig.

„Genau. Leider ist das Thema Menschlichkeit heute immer noch aktuell. Deshalb hört das Rote Kreuz auch nicht auf, für Menschlichkeit zu werben und sich für die einzusetzen, die Hilfe brauchen. Übrigens nicht nur in Syrien, sondern auch hier bei uns. Die vielen sozialen Einrichtungen vom Kältebus bis zur Kleiderkammer sind Beispiele dafür.“ Opa Henry schaut in die Runde: „Was könnte denn Menschlichkeit ganz konkret für euch in eurer Jugendrotkreuzgruppe bedeuten? Habt ihr euch das schon überlegt?“

Die Kinder schauen sich kurz fragend an. Dann fängt Ebru an: „Ich finde, wenn wir an der Schule Erste Hilfe leisten, dann hat das schon was mit Menschlichkeit zu tun. Wir könnten ja außerdem mal schauen, wer hier im Ort unsere Hilfe braucht und wem es schlechter geht als uns. Wir könnten vielleicht im Altenheim Brettspiele anbieten oder Menschen mit Behinderung mit in den Freizeitpark nehmen.“ „Coole Idee“, sagt Ludwig. „Und lass uns doch zu unserem Sommerfest vor allem Menschen einladen, die einsam sind oder wenig Geld haben. Dann schenken wir ihnen einen schönen Nachmittag.“

„Ich sehe schon, an Ideen fehlt es euch nicht“, sagt Henry zufrieden. „Erste Hilfe in der Schule ist ein schönes Beispiel. Und eure Idee mit den Brettspielen im Altenheim gefällt mir auch gut. Schön, dass ihr nicht nur an euch selbst denkt, sondern euch auch Gedanken um andere macht. Genau das macht Menschlichkeit aus: Die kleinen Aufmerksamkeiten im Alltag, sich interessieren und sich Zeit nehmen für Menschen in eurer Nähe.“

„Da fällt mir ein: Das Jugendrotkreuz macht doch gerade so eine Kampagne zur Menschlichkeit. So richtig haben wir uns mit der noch gar nicht beschäftigt. Nina, können wir dazu bald eine Gruppenstunde machen?“, fragt Ebru in Richtung ihrer Gruppenleiterin. Nina nickt und nimmt das Thema gleich in den Gruppenstundenplan auf.

„Kampagnen des Jugendrotkreuzes gab es übrigens früher schon, zum Beispiel zu Kinderarmut oder zu gefährlichen Landminen. Das sind ganz konkrete Beispiele, wie wir uns gemeinsam für Menschen einsetzen können, die unsere Hilfe brauchen“, sagt Henry. „So, jetzt wird’s aber Zeit, dass wir heimgehen. Ebru, kannst du bitte meine Einkäufe tragen?“

„Na klar Opa, das mache ich doch gern. Menschlichkeit
ist doch Ehrensache“, sagt Ebru und lacht.