Das Body- & Grips-Mobil kommt!

Im Jahr 1996 betreibt das unterfränkische Jugendrotkreuz ein pädagogisch durchdachtes Spielmobil für eine ganzheitliche Gesundheitserziehung im Auftrag des JRK-Landesausschusses als Pilotprojekt. Body-& Grips-Mobile, die vom Jugendrotkreuz in Kooperation mit der Barmer-Ersatzkasse aufgebaut wurden, fahren bereits mit Erfolg in einigen anderen Landesverbänden des DRK.

Thomas Lindörfer
N.N.
4/1995

Das bayerische Body- & Grips-Mobil wurde als Anhänger konzipiert, der von Interessenten ausgeliehen werden kann. Die Anschaffung des Anhängers wurde durch die großzügige Unterstützung der Ahrens-Stiftung ermöglicht.

Die Mitverantwortung für die Gesundheit ist einer der festgeschriebenen Arbeitsschwerpunkte des Jugendrotkreuzes. Er umfaßt die Teilbereiche Erholung und Freizeit, Körperpflege, Sexualität, Suchtprävention sowie Ökologie und Umweltschutz. Sie werden zunehmend nicht mehr isoliert, sondern in ihrer engen Verflechtung betrachtet und in einem Ansatz der ganzheitlichen Gesundheitsförderung aufbereitet. Gesundheit wird demnach als Zustand körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht lediglich als Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen definiert. Ziel der Arbeit des Jugendrotkreuzes ist es demnach, in Form von Informationsund Aufklärungsarbeit einerseits, aber gerade auch im aktiven Tun andererseits, Kindern und Jugendlichen ein gesundheitsrelevantes Selbstwertgefühl zu vermitteln. Sie sollen unterstützt werden, ihre persönlichen Fähigkeiten und ihre Eigenverantwortung zur Einflußnahme auf ihr Leben und ihre Umwelt zu erkennen. Die Bedürfnisse und gesundheitsbezogene Notwendigkeiten sollen ernst genommen und beachtet werden. Erst in diesem Zusammenhang wird die Bedeutung deutlich und nachvollziehbar, die der Erhaltung, Förderung oder Wiederherstellung der Gesundheit zukommt.

 

Die Bemühungen um eine ganzheitliche Gesundheitsförderung müssen dabei:

die Zielgruppenbedürfnisse analysieren, Zugangswege erkennen und adäquat aufgreifen;

phantasievolle Aktivitäten müssen an die Stelle curricular-kognitiver Faktenvermittlung treten;

die Zielgruppenmitglieder in edem Fall ernst nehmen - Auseinandersetzung und Erfahrungsaustausch müssen an die Stelle reiner Belehrung treten;

die Zielgruppenmitglieder in ihrer ganzen Personalität einschließlich ihrer Lebensumwelt erkennen, anstatt sich auf Einzelaspekte wie z.B. Drogenfreiheit zu beschränken.

Die Gesundheitsförderung umfaßt sieben Kernpunkte:
Selbstwertgefühl, Freundschaft und soziale Beziehungen, Freundschaft mit dem Körper und den Sinnen, Umwelt, sinnvolle Arbeit, Gesundheitsvorsorge und Gesundheitswirken sowie sinnvolle Gegenwart.

Die Teilnehmer des Einweisungsseminares konnten beim Mini-Fitness-Test ihre körperliche Konstitution ermitteln. Oliver Bertz und Anja Köster erläutern die Station "Eidechse" (Ermittlung dder Sprungkraft) unter den Augen von Cenk Atlas und Michael Ruppert

Auf dem Hintergrund dieser Leitgedanken hat das Jugendrotkreuz bundesweit seine Kampagne >Gesund mit Grips< entwickelt.

Das Body-& Grips-Mobil beinhaltet aus diesem Grunde:

unterschiedlich intensiv-verbindliche Aktionskomponenten, unterschiedlich zeitintensive  Komponenten, Komponenten die verschiedene Persönlichkeit ansprechen und spezifische Zielgruppenangeobte. 

Im Body & Grips-Mobil sind unter anderem untergebracht:


Parcours „Reise durch den Körper"

Es sind unterschiedliche Parcoursund Spielvarianten enthalten; alle sind mit relativ geringem Aufwand durchzuführen. Die notwendigen Grundmaterialien befinden sich im Wagen. Es sind verschiedene Varianten möglich: für große Gruppen, für kleine Gruppen, für drinnen, für draußen, für viel Platz und für wenig Platz.


Computerfragebogen

Testbögen sowohl für Kinder als auch für Jugendliche mit Fragen rund um den persönlichen Umgang mit Gesundheit werden direkt an O und Stelle per Computer ausgewertet.


Ausstellung/Infos

Das Body- & Grips-Mobil bringt Info-Material für Kinder und Jugendliche mit.


Mini-Fitness-Test

In fünf Stationen können die Teilnehmer/-innen ihre Fitness (Ausdauer, Schnelligkeit, Kraft und Beweglichkeit) testen.

Kinder und Jugendliche sollen in den Angeboten des Body- & Grips-Mobils erkennen können, daß sie ernst genommen werden:


- in ihrer Sprache

- in ihrer Lebenswelt

- in ihren Aktionsinteressen

 

Herkömmliche Gesundheitsförderung orientiert sich in ihrer Erscheinungsform vielfach primär an der Zielgruppe der Erwachsenen. In vielen Fällen wird sie für effektiv erachtet, weil die „Erfolgskontrolle" z.B. über Befragungen bei Erwachsenen erfolgt. Sozial erwünschte Antworten verfälschen hier jedoch leicht das Ergebnis.


Eine ganzheitliche Gesundheitsforderung in ganzheitlicher Methodik ist in ihrem Erfolg (z.B. Verhaltensveränderungen bzw. -absicherungen) schwer meßbar. Es kann nicht exakt ermessen werden, wieviele der rein inhaltlichen Komponenten neben methodischen Bedingungen nachwirken.


Aus niederschwelliger Sicht betrachtet, ist bereits der Sport- und Spiele Parcours an sich gesundheitsförderlich:

Das Projekt BGM will aber darüber hinaus mehr vermitteln: Gesundheitswissen und Sensibilität für den eigenen Körper.

Durch die Einbettung der Spielregeln in kleine Geschichten sollen Möglichkeiten geschaffen werden, sich gewissermaßen in die Wissensvermittlung hineinzuleben (z.B. wird der Blutkreislauf nicht beschrieben oder gezeigt, sondern im wahrsten Sinne des Wortes begriffen und durchlaufen, die Bedeutung von Tastsinn und Feinmotorik werden hier nicht einfach erklärt, sondern praktisch erprobt, der Verflechtungsrahmen von Geist, Psyche und Körper wird nicht einfach vorgestellt, sondern symbolisch in koordinierte Bewegung umgesetzt etc.)

 

Selbstverständlich können z.B. Nierenprobleme nicht real in einem Spiel erfahren werden. Die Verbindung von Wissen (Geschichte zur Station) und Tun (Spielaktion) begünstigt jedoch die Aufnahme ins Gelernte: das Wissen ist an eine (Spiel)Erfahrung angebunden.

 

Der unterschiedliche Grad an

- Aktivität/Passivität

- Verbindlichkeit/Unverbindlichkeit

- Persönliche Beteiligung/Teamarbeit

- Sachlichkeit/ Spaß, Lust


in den verschiedenen Komponenten das Mobils ermöglicht unterschiedlich charakterlich orientierten Menschen, einen ihrem Naturell entsprechenden Zugang zum Gesamtangebot zu finden. Die klare Herausstellung dieser Unterschiede ist aus diesem Grunde nicht nur aus organisatorischer, sondern auch aus pädagogischer Sicht sinnvoll.


Um aktive Helferinnen und Helfer des JRK auf das Mobil und die Möglichkeiten einzuweisen, fand vom 13. - 15. 10 95 ein Seminar im Schullandheim Reichmannshausen bei Schweinfurt statt. Erfahrene Teamer aus dem DRK-Landesverband Westfalen-Lippe kamen, um alle Spielvariationen und deren gesundheitliche Hintergründe den Anwesenden näher zu bringen.


Im Jahr 1996 wird das Body- & Grips- Mobil über den Bezirksverband Unterfranken allen Gruppierungen und Institutionen (RK-Verbände, Schulen, Kreisjugendringe, etc.) zur Verfügung stehen. Nähere Infonnationen werden an Interessierte versandt.


Nach Abschluß des Projektjahres wird sich der JRK-Landesausschuß erneut mit der Thematik befassen und entscheiden, ob und ggf. wie das Projekt Body- & Grips-Mobil weitergeführt wird.

Interessenten können sich für das Body- & Grips-Mobil im BV Unterfranken anmelden. Ansprechpartner ist Thomas Lindörfer, der gern die weiteren Modalitäten bespricht und noch offene Fragen beantwortet.

Kontaktadresse:


BRK-Bezirksverband Unterfranken
Jugendrotkreuz
Greisingstr. 10a
97074 Würzburg

Tel. 0931 / 796 11-20