Youth on The Run © – Ist das noch menschlich?

24 Stunden Flucht erleben. Fühlen, wie ein Flüchtling fühlt.Durchstehen, was kein Mensch durchstehen sollte.

Ilka Debler
Matteo Della Casa Di Dio
1/2019

Schikane, Behördenwillkür, Erniedrigung, Lärm, Geschrei, Drill, Nahrungs- und Schlafentzug – das sind nur einige der Eindrücke, die auf die Teilnehmenden von Youth On The Run © in diesen 24 Stunden einprasseln. An körperliche und geistige Grenzen gehen, dabei immer im Wechsel zwischen Adrenalinschub und purer Erschöpfung. Wie weit ist der Weg noch, was wird mit mir passieren?
Wie kann ICH damit klar kommen? Wie gehst DU damit um? Und wie können WIR das gemeinsam schaffen?


2019 beginnt das dritte Kampagnenjahr zum Thema Menschlichkeit. Ich frage mich angesichts meiner Erfahrungen bei Youth On The Run ©: „Menschlichkeit, was ist das überhaupt?“
Frag 100 Menschen, und du erhältst 100 verschiedene Antworten. Für jeden ist es etwas anderes. Hier in Deutschland geht es uns verhältnismäßig gut und menschliches Verhalten ist etwas ganz anderes als in Ländern, die von Krieg und Elend gepeinigt sind. Ein Vergleich ist sehr schwer. Vielleicht ist es daher einfacher zu fragen: „Was ist Unmenschlichkeit?“
Das, was uns Teilnehmenden bei Youth On The Run © wiederfährt, ist unmenschlich! Flucht ist unmenschlich!

 

Ihr fragt Euch: „Warum machst Du das überhaupt? Warum die Komfortzone verlassen?“ Kritische Stimmen erheben sich und mahnen sogar vor Grenzüberschreitung. Doch um menschlich handeln zu können, ist eine Sensibilisierung für das Unmenschliche Voraussetzung.


Der Run verlangt alles von einem ab und gibt doch so viel. Aus anfangs wildfremden Menschen wird im Laufe dieser 24 Stunden eine „Familie“, die füreinander einsteht und miteinander alle Grenzen überwindet. Im Laufe des Runs bin ich an meine körperlichen Grenzen gekommen, aber ich wollte nicht aufgeben. Ich wollte durchhalten bis zum Schluss, trotz angeschlagenem Gesundheitszustand. Meine „Familie“, in die ich am Anfang des Rollenspiels gekommen bin, hat alles dafür getan, dass wir gemeinsam, jeder mit seinen Stärken und Schwächen, weiterkommt. In all der Unmenschlichkeit, die uns wiederfuhr, war die Menschlichkeit auf einmal so präsent: Der Zusammenhalt, das Verständnis füreinander und kleine Gesten, so wie das zu teilen, was man hat. Und genau das, verbunden mit der Hoffnung, das Ziel irgendwann zu erreichen, hat uns immer wieder vorwärts gebracht und ist mir jetzt noch so deutlich in Erinnerung.


Nach dem Run sind wir uns einig, dass sich unsere Sichtweise auf das, was Menschen auf der Flucht erlebt haben und auch auf die Menschen selbst, geändert hat. Auch wenn es für uns nur ein Spiel war und wir uns zu jeder Zeit in Sicherheit befanden, hat der Run doch tiefe Eindrücke hinterlassen. Diese befähigen uns dazu, uns gedanklich besser in diese Unmenschlichkeit hineinzuversetzen und dadurch menschlicher zu handeln. Denn am Ende ereilt einen die Erkenntnis, dass man selbst die Wahl hatte und so viele andere nicht.

Du möchtest auch diese Erfahrung machen? Dann melde dich zu Youth On The Run 2019 an.

www.jrk-bayern.de/yotr