Eine Chance für die Offene Jugendarbeit im Roten Kreuz

Internationales Jugendprogramm in Deutschland

 

Das Jugendrotkreuz in Schwaben arbeitet aktiv beim »Internationalen Jugendprogramm in Deutschland« mit. Wolfgang Hödl, Bezirksausschuß- Vorsitzender des Jugendrotkreuzes im BRK-Bezirksverband Schwaben, gibt Informationen über dieses Programm.

N.N.
2/1995

Wie entstand das Programm und was ist der Grundgedanke?

Das »Internationale Jugendprogramm« wurde 1956 in Großbritannien als »Duke of Edinburghs Award« u.a. von dem Pädagogen Kurt Hahn und dem Herzog von Edinburgh, Prinz Philip, gegründet. Es wird in über 60 Ländern angeboten.


Bei dem Programm geht es um persönliche Herausforderung und Weiterentwicklung. Es bietet Jugendlichen die Möglichkeit, sich ein Ziel zu setzen und dieses auch zu erreichen. Dabei lernen die Jugendlichen etwas über sich selbst und über Eigenschaften wie Verantwortung, Vertrauen und die Fähigkeit zur Selbstplanung und -Organisation.

Wir haben aber doch schon Wettbewerbe!

Zwischen den Teilnehmern gibt es keinen Wettbewerb im herkömmlichen Sinn - die einzige Person, mit der der Jugendliche in Wettbewerb tritt, ist er selbst.


Selbstmotivation ist grundlegend für das Programm. Das Gute hier ist, daß ich z.B. nicht 100 Meter in 10 Sekunden laufen muß, sondern daß ich am Anfang meines Trainings langsamer bin und am Ende eben diese Strecke in einer kürzeren Zeit zurücklegen kann.


Bei der großen Verleihungsfeier 1994 in Edinburgh, als über 400 Jugendliche ihre Zertifikate bekamen, war ein großer Teil körperlich und geistig behinderter Jugendlicher dabei, die für sich persönlich die Herausforderung annahmen.

Gibt es schon Erfahrungwerte?

Über 2 Millionen Jugendliche auf der ganzen Welt nahmen schon teil. In Großbritannien, dem Geburtsland des »Internationalen Jugendprogramms«, ist die Auszeichnung, der »Award« sehr begehrt. Bei der Berufs- oder Schulwahl ist es ein gewaltiger Pluspunkt, wenn im Lebenslauf des Jugendlichen die Teilnahme am Programm bestätigt wird. Es zeigt dem Arbeitgeber an, daß der Jugendliche sich engagieren will. Auch bei uns kann ich mir vorstellen, daß dies ein Kriterium für das Fortkommen und ehrenamtliches Engagement sein kann.

Wer kann teilnehmen und wie funktioniert das Programm?

Teilnehmen können alle Mädchen und Jungen im Alter von 14 bis 25 Jahren. Man muß weder sportlich sein noch andere besondere Eigenschaften zu haben. Die einzige Voraussetzung ist die Entschlossenheit, sich selbst zu verbessern.


Die Jugendlichen werden während ihres Programm-Ablaufs von einem Gruppenleiter betreut, der auch Tips gibt und hilft. Jährliche finden Verleihungs-Feiern statt, in denen der Jugendliche dann die offizielle Auszeichnung erhält. Einen weiteren Preis gibt es nicht. Belohnung für den Teilnehmer ist das Gefühl persönlicher Leistung und Befriedigung.

In welchen Bereichen werden »Leistungen« verlangt?

Es sind vier Bereiche, in denen die Jugendlichen sich engagieren:

 

> Gemeinschaftsdienst (Kinder-, Jugend- oder Altenpflege, Erste Hilfe, Naturschutz, Feuerwehrdienst...)

> Naturunternehmungen (Reisen zu Fuß, Fahrrad,Boot...)

> Spezielle Interessen und Talente (Kochen, Kunst, Fotografie, Musik, Sprachen, Gartenarbeit...)

> Sportliche Betätigung (Mannschaftsspiele, Tanz, Joga, Schwimmen...).

Muß man der Dachorganisation oder einem Verband beitreten, um das Programm zu absolvieren?

Nein, das ist ja gerade die Chance für die Offene Jugendarbeit im Bayerischen Jugendrotkreuz! Es besteht kein Zwang, sich irgendeiner Organisation anzugliedern oder beizutreten. Das Programm soll unter anderem auch die Vielfalt der Jugendarbeit der Verbände fördern. Ein Jugendlicher kann seine Aktionen bei verschiedenen Organisationen, Firmen oder anderen Stellen durchführen.

 

Natürlich wäre es toll, wenn sich der Jugendliche auch nach Beendigung seines Programmes mit uns weiterbeschäftigt - das soll aber nicht die erste Priorität besitzen. Die Möglichkeit, hier jugendpflegerisch tätig zu werden, ist unser Ziel.

Ein Truck auf Werbetour vor Supermärkten: Große Firmen in Großbritannien, hier z.B. TNT, sponsern den »Duke of Edinburgh Award«, um das Programm noch bekannter zu machen, und die Idee zu den Menschen zu tragen.

Wie geht es nun weiter?

Konkret sieht es so aus, daß bereits einige Jugendliche des JRKs dran sind, die Bronze- Auszeichnung bis zum Jahresende zu erhalten. Da unsere drei Dienste sich mit dem Programm des »Internationalen Jugendprogramms « decken, ist es für Leute des Jugendrotkreuzes relativ leicht, sich hier zu engagieren.

Welche Verbindung gibt es zwischen dem Internationalen Jugendprogramm und dem BRK-Bezirksverband Schwaben?

Wir haben vom Internationalen Dachverband die Lizenz zur selbständigen Durchführung des Programmes und engagieren uns in der Vorstandschaft des »Internationalen Jugendprogramms für Deutschland e.V.«.

BESTEHT NICHT DIE GEFAHR, DASS MITGLIEDER UNSERES VERBANDES VON ANDEREN ORGANISATIONEN ABGEWORBEN WERDEN?

 

DIE JUGENDARBEIT IM ROTEN KREUZ IST SO GUT, DASS WIR UNS VOR NIEMANDEN VERSTECKEN UND
ANGST HABEN MÜSSEN. ES IST VIELMEHR EINE CHANCE, DAS KONKURRENZDENKEN ZU STOPPEN UND ALS
ZIEL NOCH INTENSIVER DEN JUGENDLICHEN ZU SEHEN, DER GEFORDERT WIRD, UM DEMOKRATIE UND
SOZIALES VERSTÄNDNIS UND VERHALTEN ZU ERFAHREN.