
Damit der Zug der Zeit nicht am Jugendrotkreuz vorbeifährt
1. Symposion der Jugendarbeit im BRK vom 17.-19. März 1995
So lautete das Motto des 1. Symposions der Jugendarbeit im Bayerischen Roten Kreuz. Es fand vom 17-19. März in der Burg Wernfels statt. Mit dem Symposion wurde eine Möglichkeit geschaffen, die Basis besser in die Mitgestaltung und Mitbestimmung des Verbandslebens einzubinden.
Hier konnten sich alle "Betroffenen" aus ganz Bayern einmal zusammenfinden, sich über Probleme und verschiedene Lösungsmöglichkeiten unterhalten, Informationsdefizite abbauen. Eingeladen waren alle Leiter der Jugendarbeit, ihre Stellvertreter, Mitglieder des Landesaussschusses, der Bezirksausschüsse und der Lehrteams. Rund 70 Jugendrotkreuzler haben diese Gelegenheit wahrgenommen und ihre Ideen und Vorschläge für die Zukunft zur Diskussion gestellt.
In sechs Arbeitsgruppen beschäftigten sich die Teilnehmer mit aktuellen Problemen der Kinder- und Jugendarbeit im Verband:
Im Plenum wurden neue Vorhaben des Landesausschusses vorgestellt und ihre Umsetzung in den Kreisverbänden diskutiert. Es ging um die Form des neuen Leistungsabzeichen genauso wie um die Durchführung der Wettbewerbe und das Thema "Öffnen des Verbandes für Nichtmitglieder". Die Teilnehmer führten eine interessante Diskussion, die in ganz konkrete Vorschläge und Anregungen mündete.
- Wertewandel und JRK
- "Christbaum" - Leiter der Jugendarbeit (der LdJA als unumgänglicher Funktionsträger)
- Ene, mene, mu - Gruppenleiter bist Du!
- Erlebnispädagogik - Lernen durch Handeln
- Projektarbeit - Auf zu neuen Wegen!
- Vision twenty five, twenty five - alle Macht dem JRK? (künftige Strukturen der Jugendarbeit)

Die Diskussionsinhalte des Plenums und die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen wurden in einer Broschüre zum Symposion zusammengefaßt, die allen Kreisverbänden vorliegt und solange der Vorrat reicht, auch im Referat Jugendrotkreuz noch angefordert werden kann.
Aufgelockert wurde die Veranstaltung durch ein interessantes Rahmenprogramm. Rene Zander unterhielt die Teilnehmer aufs beste mit zwei Zaubervorführungen und der Rezitation von Morgenstern-Gedichten. Der Bezirksverband Ober-/Mittelfranken organisierte eine Saftbar, d| Haus stellte eine Eisbar zusammen unu Emmi Rückert stellte Spiele für Kinderund Jugendgruppen vor. Die Mischung aus Workshops, Plenum, Aktuellem Forum zum Vorstellen der Arbeitsgruppenergebnisse und dem Rahmenprogramm ermöglichte eine große Themenvielfalt und gab die Möglichkeit, Kritik, Ideen und Anregungen miteinzubringen. Die Stimmung war sehr gut, so daß schon der Wunsch nach einem nächsten Symposion geäußert wurde. Dieser Wunsch verweist ganz deutlich auf den Erfolg und die Notwendigkeit solcher Veranstaltungen in unserem Jugendverband.
Die Veranstalter bitten Euch schon jetzt, an der Vorbereitung des nächsten Symposions mitzuarbeiten. Es kann nur Euren Erwartungen entsprechen, wenn Ihr Euch aktiv miteinbringt.
Grundsätzliches
Anlaß, über ein solches Grundsatzthema zu schreiben, gab mir das Symposion der Jugendarbeit. Unter der Leitung von Prof. Dr. Kurt-Heinz Hochmuth formierte sich eine Arbeitsgruppe mit der Themenstellung „Wertewandel und JRK". Arbeits- und Diskussionsgrundlage bildeten die Ordnung für das JRK und die beiden Arbeitsthesen: "Wertewandel ist ein Schlagwort, • welches durch die Realität nicht abgedeckt ist" und "Die Wertevielfalt überrollt das JRK, welches darauf nicht vorbereitet ist". Ich sehe es als Notwendigkeit an, meine Gedanken und die Grundsatzdiskussion der Gruppe zu veröffentlichen.
Werte, als ein übergeordneter Rahmen des Wünschenswerten, finden sich in unserer Ordnung präzisiert: Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität.
Normen, die Verhalten festlegen (z. B. rote Ampel = Stopp !), finden sich hier in ausgesprochener Form nicht, was bedeutet, daß die Umsetzung unserer Werte zu recht freigestellt ist.
Werte sind einer individuellen Gewichtung (Ziele, Prioritäten) unterworfen, bleiben jedoch für sich bestehen. Für den einen hat ein bestimmter Wert größte Wichtigkeit, ein anderer wiederum hält etwas anderes für wichtiger. In beiden Fällen bleibt die Wertexistenz bestehen. Da der Mensch von seinen Prioritäten geleitet handelt, schlägt sich hier ebenfalls die individuelle Gewichtung nieder. Rückwirkend zeigt sich die Werthaftigkeit einer Person in ihrem Verhalten. Maßgeblich für das JRK ist weiterhin der Erziehungsauftrag, den wir laut Satzung übernehmen. Was bedeutet dies für die Wertediskussion? Jungmitgliedern soll in unserer Organisation die Möglichkeit einer Persönlichkeitsentwicklung geboten werden. Teil der Erziehung ist die Wertevermittlung und die daraus resultierende Wertorientierung und -bejahung seitens der Jungmitglieder.
Es gilt festzuhalten:
„Die Umsetzung unserer 'Ideale' ist von jedem einzelnen im Verband abhängig".
Denke ich an die Mitglieder, so sehe ich Personen, die sich bewußt dem JRK und nicht irgend einem Freizeitverein mit dem Grundgedanken „only just for fun" angeschlossen haben. Den eigenwilligen Charakter als gemeinnützige Organisation müssen wir nicht hinter einer gesellschaftspopulären Fassade verstecken. Ganz im Gegenteil! Wir müssen diesen 'Schatz', den nur wenige Verbände dieser Zeit haben, deutlich zeigen und leben - sowohl nach innen als auch nach außen. Als Mitglied des JRK sehe ich gerade darin gleichsam die große Chance, als auch unsere Daseinsberechtigung. Aus gutem Grund muß immer wieder die Frage gestellt werden, ob wir mit der Erfüllung unserer nicht immer leichten Aufgabe die Werte unserer Organisation widerspiegeln.
"Es könnte eine große Chance unserer Zeit auf der Strecke bleiben".
Rene R. Reinelt - Mitglied der Arbeitsgruppe "Wertewandel und JRK"