Trotz schwerer Behinderung am Leben nicht verzweifelt

Als ich erfuhr, daß ich mit dem Bayerischen Roten Kreuz nach Norwegen fahren könnte, war ich sehr überrascht.

N.N.
4/1977

Als durch einen schweren Motorradunfall Querschnittsgelähmter bietet sich eine solche Reise selten oder nie an. Ich traf mich vorher zweimal mit meinen Begleitern des JRK, um alles zu besprechen. Am Sonntag, den 3. Juli ging es dann los. Vom Münchner Hauptbahnhof nach Hurdal in Norwegen. Schon hier zeigte sich, wie gut und perfekt meine Begleiter in der Behindertenhilfe waren, denn beim Einsteigen und dann auch im Zug war es für mich nicht schwer, und ich konnte mich ganz der herrlichen Fahrt widmen. Nach 28 Stunden in der Bahn kamen wir gut in Norwegen an und die Spannung die doch auf uns lag löste sich nach einer sehr herzlichen Begrussung durch die Lagerleitung schon am Bahnhof. Wir fuhren dann sofort in das Camp und wurden gleich in unsere Hütten eingeteilt. Die sehr schon gerichteten Hütten mit ihren rollstuhlfahrerfreundlichen Rampen am Eingang und den breiten Türen gefielen uns sehr gut. Nur die Betten waren für einen Querschnittsgelähmten etwas unangebracht, und es kostete mich immer einige List und Kraft, um in die Federn zu kommen. Die erstklassige Organisation des ganzen Lagers, das gute Essen urd. die herzliche Freundschaft zwischen allen Teilnehmern aus vielen Ländern der Welt ließen das Camp zu einem großartigen Erlebnis werden. In den Arbeitsgruppen hatten wir die Möglichkeiten zu Schwimmen, Segeln, Bootfahren, Reiten und Basteln. Ein besonderes Erlebnis für mich war es, einmal im Freien zu übernachten. Selbst am Abend beim Tanz wurden die Behinderten, auch die Rollstuhlfahrer, keineswegs benachteiligt. Auch die beiden Ausflüge wurden zu einem Erlebnis, da wir dadurch das wunderschöne Land etwas kennenlernten. Besonders die Einladung in Norwegische Familien hatte ihren Reiz, konnten wir doch so einen guten Eindruck vom Leben in Norwegen erhalten. Alle Teilnehmer bedauerten es sehr als der letzte Abend gekommen war. Der Abschied von Land und Leuten tat uns allen sehr weh. Zum Schluß bliebe nur zu sagen, daß das Camp für alle Beteiligten ein grosses Erlebnis war, an das wir Behinderten uns besonders gern erinnern werden. All denen ein herzliches "Dankeschön", die uns diese Fahrt ermöglicht haben. Besonderen Dank auch meinen beiden Begleitern - jetzt Freunden - Dieter und Günter, die mir diese herrliche Reise durch ihre Hilfe erst ermöglicht haben.