Die Gruppe im Mädcheninternat Abenberg

Es ist schade, daß alles schon vorbei ist. Viel zu lange haben die Zettel in meiner Schublade gelegen, und jetzt ist die Initiative wieder eingeschlafen. Aber ich fand die Idee und ihre Verwirklichung so toll, daß ich sie Euch nicht vorenthalten will.

Georg Soller
1/1983

Die Geschichte beginnt etwa vor zwei Jahren in einem Mädcheninternat (Realschule) in Abenberg. Einige der Mädchen hatten früher in der „Gemeinschaft Christlichen Glaubens" (GCL) mitgearbeitet, und als ihre Gruppe aufgelöst wurde, beschlossen sie, ihre Kräfte anderswo einzusetzen. Eine von ihnen, die Evi, die von allen nur Mausi genannt wurde, war Jugendrotkreuz-Mitglied im JRK Weissenburg. Dort lief bereits seit einigen Jahren eine Aktion mit dem Schwerpunkt „Betreuung jugendlicher Behinderter". Und daran erinnerte sich die Mausi. Sie schlug vor, dort mitzuarbeiten. Ihre Freundinnen waren begeistert. „Da wir schon in der GCL etwas mit Behinderten machen wollten, kam uns dieser Vorschlag gerade gelegen" erzählte die damals 16jährige Nici.

Keine praktische Erfahrung

Die Mausi sprach bei den Weissenburgern vor, fragte, ob die Mädchen aus dem Internat bei deren Behindertenarbeit mitmachen könnten. Im Jahr der Behinderten hörten sie gerade auch in der Schule eine Menge über Behinderte. Nur leider hätten sie eben keine praktische Erfahrung. Der Leiter der Jugendarbeit, der selbst sehr stark mit der Behindertenaktion beschäftigt war, hielt bei der Internatsleitung Rücksprache und lud dann die Mädchen zum ersten Behindertennachmittag ein. Sie hatten sich die Arbeit geteilt: Die Jugendrotkreuz-Gruppe sorgte für den Transport der Behinderten und die Organisation, die Mädchen besorgen die Spiele, den Kaffeetisch, überhaupt den inhaltlichen Ablauf. Sie fingen in Weissenburg schon eine Stunde vor Beginn des Nachmittags mit ihren Vorbereitungen an: Basteltische wurden ausgestattet, der Kaffee gekocht und der Kuchen geschnitten. Es gab natürlich noch eine ganze Menge Dinge mehr zu verrichten. Und allmählich trudelten dann die ersten Gäste ein.

gemeinsame Pläne

Es spielte sich ein acht-Wochen-Turnus ein: Alle acht Wochen halfen die Mädchen aus dem Internat in Abenberg beim Behindertennachmittag mit. Oder die Weissenburger Jugendrotkreuzler bei dem der Mädchen. Sie freundeten sich mit den „Gästen" an, schmiedeten gemeinsam Pläne; und sie freuten sich jedesmal auf das Wiedersehen. Zwischen den acht Wochen führten die JRKIer die Nachmittage allein durch. Und die Mädchen lebten im Alltag des Internats. Wie es ihnen dort gefällt, hatten wir gefragt. „Es gibt schöne Sachen und nicht so schöne", meinte Nici lapidar, und: „Man sollte nur nicht alles zu ernst nehmen."

Sehr ernst nahmen sie allerdings ihr Engagement beim Jugendrotkreuz. „Der Behindertennachmittag bot mir die Chance, einmal wahre Nächstenliebe auszuüben, nicht nur immer darüber zu reden", schrieb die Helga. Und die Maria verspürte einen Vorgeschmack auf ihre Zukunft: „Ich bin froh, daß ich da mithelfen kann", schrieb sie mir auf, „weil ich später vielleicht einen sozialen Beruf erlernen möchte."

Nach den großen Ferien...

Aber dann kamen die großen Ferien, die Mädchen fuhren nach Hause. In dieser Zeit hatte die Evi Meinungsverschiedenheiten mit dem Jugendrotkreuz (was ja auch mal vorkommen kann) und langsam löste sich der Kontakt, bis dann plötzlich gar nichts mehr war. Und auch das kommt im Leben öfter vor, daß sich etwas, was mit viel Freude begonnen wurde, doch im Sande verläuft. Man sagt dann normalerweise: „Schade". Ich auch.

Nicole Steinhäuser
Evelyn Schreiner
Elke Kittsteiner
Evi Muninger