Vermittlung bitte...

Quizfrage: Was kann man machen, wenn man etwas später zur Arbeit kommen und das Büro darüber informieren will? Anrufen. Gut, aber wenn man taub ist?

Georg Soller
Soller
2/1983


Für diesen Fall wurde vor einigen Jahren ein sogenanntes Schreibtelefon entwickelt. Das ist ein Gerät, das Textstreifen ausdruckt und so die Nachrichten lesbar
macht. Dazu bedarf es natürlich auf beiden Seiten der Telefonleitung eines Schreibtelefons. Und dann geht das zum Beispiel so: Ein taubstummer junger Mann ruft ein Mädchen mit gleichem Schicksal an. In ihrer Wohnung leuchtet nun ein deutliches Lichtsignal auf. Sie bemerkt dies, geht zum Telefon, nimmt ab, klemmt den Hörer an das Schreibtelefon und beginnt zu tippen: "Hier Monika Schmitz". Das Schreibtelefon gibt die einzelnen Buchstaben in Piepstönen weiter, die vom Telefon des Anrufers wieder entschlüsselt und auf den eingelegten Papierstreifen gedruckt werden. Nun kann sich der Anrufer vorstellen und sein Anliegen äußern. Soweit, so gut.

Zusatzgerät für 2000 DM

Nun sind aber viele Arbeitsstellen nicht bereit, die 2.000.- DM Anschaffungskosten für das Zusatzgerät zum normalen Telefon zu investieren. Will nun ein taubstummer Mitarbeiter seine Arbeitsstelle anrufen, können seine Kollegen mit dem Gepiepse wenig anfangen. An diesem Problempunkt beginnt die Hilfe des Münchner Jugendrotkreuzes. Zusammen mit dem Sozialdienst haben die jungen Leute einen Vermittlungsdienst eingerichtet. Sie nehmen die (geschriebenen) Anrufe entgegen, erledigen die Sache, und rufen den Gehörlosen zurück. Die Gründe der Anrufe sind so vielfältig wie im einfachen Telefonnetz auch: Terminabsagen, Fragen nach Auskunft oder nach den sonstigen Anforderungen, die unsere Gesellschaft an den Einzelnen stellt. Nur persönliche Gespräche sind verständlicherweise seltener.

Ein ruhier Job

Natürlich ist diese Vermittlungstätigkeit im Kreisverband München nicht die einzige ihrer Art. Aber je mehr es davon gibt, um so einfacher wird die Kommunikation unserer tauben Mitmenschen. Was für uns selbstverständlich ist, steckt für sie in den Kinderschuhen. Dies beweist auch die Tatsache, daß der Service zwischen 17 und 20 Uhr, - die Zeit, die das Jugendrotkreuz dienstags und donnerstags betreut - nur selten benutzt wird: Für die fünf bis zehn Leute, die sich bei diesen Aufgaben abwechseln, ist das im wahrsten Sinne des Wortes ein ruhiger Job.