Auf den Spuren Henry Dunants

JRK-Bildungsfahrt Genf-Solferino vom 25. 5. bis 28. 5. 1983

Christian Schade
Haas
3&4/1983

Fünf Uhr früh in Genf. Regen. So waren die Aussichten, als wir an einem Donnerstag Morgen auf einem Parkplatz in Genf zu stehen kamen. Wir hatten alle eine im Bus durchwachte Nacht hinter uns. Der Rücken schmerzte von der Kauerstellung während der Nacht. Und dafür 210.- DM? Der Kaffee hilft nicht viel, die berühmte Fontäne im Genfer See ist auch nicht an. Und doch: Die Fahrt hierher hat sich gelohnt.

Das IKRK in voller Größe

Nach einem kleinen Stadtbummel durch das noch verträumte 'Städtchen' werden wir im Sitz des Internationalen Kommitees des Roten Kreuzes begrüßt. Dort bekommen wir zwei Filme zu sehen, die uns einen Eindruck der Tätigkeiten des IKRK vermittelten. Die Delegierten arbeiten direkt an fast allen Kriegs- und Bürgerkriegsschauplätzen der Welt. Leider war keine Zeit zur Besichtigung des Gebäudes, da zum Einen im großen Saal die 25 Schweizer Bürger tagten und zum Anderen eine französische Gruppe vor der Türe stand, die uns regelrecht verdrängte. Also weiter zur Liga.

Zum Frühstück in die Liga

"Would you like to take your clothes off?". So wurden wir in der Liga begrüßt. Das Rote Kreuz ist international! Ein Video-Bericht informierte uns über die Arbeit dieses Zusammenschlusses der nationalen Gesellschaften. Alle sieben Tage eine Katastrophe, bei der die Liga für Hilfe sorgt. Bis auf wenige Kleinstaaten existiert in jedem Staat der Erde eine nationale Gesellschaft. Kaffee, Tee, Gebäck und der 'Run auf den Info-Stand' schloßen den Besuch bei der Liga ab.

Infoveranstaltung bei der Liga

Der Balkon von Romeo und Julia

Nach einem kurzen Stadtbummel (es regnete nur wenig) fuhren wir durch den Mont-Blanc-Tunnel quer durch die Alpen und die oberitalienische Tiefebene nach Bardolino am Gardasee. Bella Italia! Ein gutes Abendessen, ein gemütliches Bett und guter italienischer Wein ließen uns die Strapazen der letzten zwei Tage vergessen. Am nächsten Morgen besichtigten wir die Stadt Romeos und Julias, Verona. Den Balkon haben wir natürlich gesucht und auch gefunden! Nach dem Mittagessen mußten wir diese faszinierende Stadt jedoch schon wieder verlassen. Wir fuhren in Richtung Schlachtfeld. Der Regen hörte auf. Das erste Hinweisschild: Solferino 17 km. Innere Spannung. Aber was ist Solferino? Zunächst einmal eine nationale Gedenkstätte Italiens. Das Museum, die Gebeinekirche, die Türme von Solferino und San Matino. Das sind Zeugnisse der Nationwerdung Italiens. Außer der Gendenkstätte des Internationalen Roten Kreuzes von 1959 sind keine Erinnerungen an die Bedeutung der Schlacht für die Entstehung des Roten Kreuzes vorhanden. Wir werden nachdenklich: könnte man nicht diesen Ort ein wenig deutlicher würdigen? Nach einem dann doch noch sonnigen und sehr schönen Abend am Gardasee ging es am nächsten Tag wieder nach Hause. Alles in allem war es eine lohnende Fahrt, zu der wir jeden nur ermuntern können.

Wenig Beteiligung

Unverständlich bleibt nur, warum sich in ganz Bayern nur 23 JRKIer für diese Fahrt interessierten. Hat uns Henry Dunant heute nichts mehr zu sagen?