Montpellier - der Sprache wegen

An die vielgerühmte französische Küche muß man sich auch erst gewöhnen. Darin sind sich die fünf Jugendrotkreuzler einig, die im August in der südfranzösischen Stadt Montpellier an einem vierwöchigen Sprachkurs teilnahmen.

Gabriele Arlt
3&4/1983

Doch deshalb ließen sie sich die Suppe nicht versalzen. Die Sprachferien hielten so manches "Zuckerl" für die Teilnehmer bereit: Man schloß neue Bekanntschaften, lernte die einzigartige südfranzösische Landschaft kennen und erlebte auch sonst vielerlei Angenehmes. Gabriele Arlt aus Pfarrkirchen, eine der Teilnehmer(innen), berichtet über den Sprachkurs, der von der Leonore von-Tucher-Stiftung finanziert wurde. Nach der Bewerbung bei der Leonore-von-Tucher-Stiftung und der sehnsüchtig erwarteten Zusage stiegen wir, Robert, Wölfl, Regina, Ilona und ich, am 2. August mit etwas gemischten Gefühlen in München in den Kleinbus. Einerseits war da dieses komische Gefühl vorhanden, vier Wochen seine Familie nicht zu sehen, und dann wußte man nicht, was einen in Montpellier erwartet: Alles war neu, man kannte keinen Menschen.

Die Fahrt nach Montpellier

Als wir fünf Jugendrotkreuzler dann aber im Bus saßen, begann sogleich eine rege Unterhaltung, die die ganze Fahrt lang anhielt. Entgegen allen Befürchtungen verstanden wir uns sehr gut. Deswegen war es sehr schade, daß wir in Montpellier gleich wieder völlig auseinandergerissen wurden. Jeder wohnte bei einer anderen Familie, in ganz verschiedenen Stadtteilen. In unseren Familien waren auch noch meist ein oder zwei andere nichtdeutschsprachige Gastschüler. Mit den Familien käme.; wir im Großen und Ganzen gut zurecht. Die anfangs vorhandenen Verständigungsschwierigkeiten verschwanden nach wenigen Tagen fast ganz. Von der französischen Küche waren wir zunächst etwas negativ überrascht, aber auch daran gewöhnten wir uns. Am Sprachkurs wochentags von 9 Uhr bis 11.30 Uhr nahmen Schüler aus vielen verschiedenen Nationen teil: Spanien, Italien, England, Canada, Irland, Belgien, Polen, Österreich und die USA waren vertreten. Sich mit diesen jungen Leuten zu unterhalten, machte unheimlichen Spaß. Man konnte Erfahrungen austauschen und lernte die Lebensweise der anderen Jugendlichen kennen.

Ausflüge

Einmal pro Woche hatten wir einen ganztägigen Ausflug, der uns beispielsweise nach Nimes, in die Camargue oder nach Sete führte. Nachmittags und an den Wochenenden hatten wir frei. Da tummelten wir uns sehr häufig am Strand, wo Robert mit seiner Gitarre für Stimmung sorgte, oder wir unternahmen etwas mit unseren Gastfamilien. Abends wegzugehen war sehr teuer. Man war gezwungen, ein Taxi zu nehmen, und dazu kam noch der teure Eintritt und das Geld für Getränke. So ließen wir fünf Jugendrotkreuzler das meistens bleiben, obwohl kaum ein Abend verging, an dem die anderen aus dem Kurs zu Hause blieben.

Heimweh

Uns ging es in Montpellier sehr gut, aber das änderte nichts an der Tatsache, daß den einen oder anderen doch zeitweise in der ersten und zweiten Woche das Heimweh packte, besonders wenn man alleine war. Die vierte Woche aber genoß jeder noch voll und ganz. Am letzten Abend herrschte sehr traurige Stimmung. Einige waren schon abgereist, und den übrigen stand der Abschied noch bevor, der wirklich ziemlich hart war, da wir alle so weit auseinander wohnen und uns daher wohl kaum je wiedersehen werden. So war jeder etwas betrübt. Adressen wurden ausgetauscht, und jeder mußte versprechen zu schreiben.

Wieder daheim

Einerseits waren wir wieder froh nach Hause zu kommen, aber andererseits tat es uns leid, das herrliche Leben einfach abzulegen und wieder in den Alltag einzutreten. Diese Reise war so schön, daß es schade wäre, die negativen Ereignisse zu erwähnen. Man versucht, diese einfach zu vergessen und sich nur des Guten zu erinnern. Unser Dank gilt natürlich der 2. Vorsitzenden des Bayerischen Roten Kreuzes, Leonore von Tucher, die uns durch ihre großzügige Stiftung diese herrlichen Wochen ermöglicht hat.