Landeswettbewerb 1980 - ein Häuschen für den Kindergarten

Vom 4. bis 6. Juli fand in der Hauptschule in Schnaittach und im umliegenden Waldgelände der diesjährige Landeswettbewerb für alle zwei Stufen statt.

Georg Soller
4/1980

Nach einer langwöchigen Regenperiode zuvor spielte das Wetter beim großen Treffen der Jugendrotkreuzler aus allen bayerischen Bezirksverbänden plötzlich mit: Alles erstrahlte im hellsten Sonnenglanz. In der Nacht zum Freitag hatte Josef Kastenmayer, seines Zeichens Referent des Jugendrotkreuzes im Präsidium und neben Franz Reschl zweiter Wettbewerbsleiter in Schnaittach, einen furchtbaren Alptraum. Er sah die einzelnen Wettbewerbsgruppen knietief im Schlamm durch den Parcours waten, während der Wasserschwall vom Himmel kein Ende nahm. Aber Sankt Petrus hatte mit dem Leidgeplagten ein Einsehen. Als der Referent am Freitagmorgen schweißgebadet aufwachte, kitzelte ihn bereits ein Sonnenstrahl am noch bärtigen Kinn.

Farbig und temperamentvoll

Dies war dann der Auftakt zu einem Landeswettbewerb, der an Farbe, Abwechslung und Temperament nicht so leicht zu überbieten sein wird. Daß es nicht langweilig wurde, dafür sorgte schon allein das Temperament der Franken; nach dem Motto .rauhe Schale mit Butterkern'. Natürlich hatten die heftigen Regenfälle, die vorher 14 Tage das Land ununterbrochen bewässerten, heftige Verzögerungen in die Vorbereitungsphase gebracht. Aber mithilfe der örtlichen Jugendrotkreuzler unter der Herrschaft von Georg Olwärter und dem tatkräftigen Zulangen der Organisatoren selbst wurden diese Defizite leicht aufgeholt. Als die Teilnehmer am Freitagnachmittag eintrafen, war alles bereit. Der ursprüngliche Plan, den Wettbewerb wie im Vorjahr als riesiges Zeltlager zu gestalten, wurde beizeiten aufgegeben.

Kein trockenes Plätzchen fürs Zeltlager

Die Verantwortlichen hatten auf dem Zeltplatz nicht ein trockenes Plätzchen gefunden. Dafür wurden die Turnhallen der Grundschule zu einem Mammut-Schlafsaal umfunktioniert. Bei der Begrüßung am Abend betonte der stellv. Vorsitzende im Landesausschuß, Franz Reschl, daß im Vordergrund der Wettbewerbe das gegenseitige Kennenlernen der einzelnen Gruppen stünde. (Wozu die anwesenden Gäste aus Schweden und Österreich eine besondere Komponente beitrugen.) Als weitere Aufgabe dieses Treffens nannte Reschl die Demonstration der vielfältigen Aufgabe des JRK an die Öffentlichkeit. Trotz mancher Reisestrapazen fanden die meisten Jugenrotkreuzler den Schlaftermin um 22 Uhr zu verfrüht angesetzt. Diese Meinung wurde auch lautstark vertreten — unter Zuhilfenahme aller Geräuscheffekte, die die Turnhalle zu bieten hatte. Das hatte zur Folge, daß die beiden „Nachtwächter" Thilo Fleischmann und Werner Cröniger am nächsten Morgen mit dicken Rändern unter den Augen zum Frühstück kamen. Der Samstag wurde von den Wettbewerbsaufgaben beherrscht. Die zehn Stationen waren auf dem sieben Kilometer langen Parcours verteilt, der vom Schulsportplatz über den Flutanger, die Sandgrube Hammerand, nach Kleinbelhofen und wieder zur Schule zurück führte.

Im Wettbewerb sieben Kilometer durch den Wald

Unter der Führung ihrer örtlichen Betreuer, die die Strecke am Vortag in einem Gewaltmarsch kennengelernt hatten, blieben sie vier Stunden unterwegs. Die Mittags-Vesper hatten sie vom Sozialdienst, der auch alle übrigen Speisen zubereitet hatte, in Form von ,,Freß"-Paketen mitbekommen. Allerdings hatten diese Vorräte einen derartigen Umfang, daß hier selbst die „beste Gruppenarbeit" einen Rest übriglassen mußte. Nachdem alle Aufgaben gelöst waren, hatten die Teilnehmer Zeit, sich das malerische Schnaittach oder die mächtige Rothenburg anzuschauen; oder sich einfach nur auszuruhen (nach der anstrengenden Nacht!).

Rektor Dotzler erhält silberne Ehrennadel

Der Samstagabend war für die Öffentlichkeit bestimmt. Denn sie war beim eigentlichen Wettbewerb ausgeschlossen. Also fand der Festabend vor großem Publikum statt. Die Ehrengäste richteten Grußworte an die Versammlung, allen voran die Vorsitzende des JRK-Landesausschusses, Dr. Mathilde Berghofer-Weichner, dann MdL Anton Dobmeier, die Stellv. Vorsitzende des Bezirksverbands Ober-/ Mittelfranken, Grete Wölfl, Landrat Helmut Lange, Bürgermeister Konrad Meier und Rektor Dotzler. Letzterem wurde für seine Verdienste um das Rote Kreuz die silberne Ehrennadel überreicht. Grüße ließen auch der Präsident des Bayerischen Roten Kreuzes, Dr. Alfons Goppel, und der Vorsitzende des Bezirksverbandes O/M-Franken, Helmut Rothemund, der am Nachmittag die Veranstaltung besucht hatte, übermitteln. Als Dank für die gute Aufnahme überreichten zwei Teilnehmer aus Ansbach und Sailauf an Bürgermeister Meier ein Gerät für den Kinderspielplatz, das im Rahmen des Wettbewerbs errichtet worden war.

Sonnwendfeier als Jugendrotkreuzfest

Die musikalische und tänzerische Umrahmung des Abends lag bei den Jugendrotkreuzlern, deren Volkstänze als letzte Aufgabe im Wettbewerb gewertet wurden. Dazu hatte die Organisationsleitung ein Einsehen gezeigt, und das Schlafengehen am Samstag auf 1 Uhr festgesetzt. Gestärkt durch ein schönes Büffet, das der Bezirksverband Ober/Mittelfranken gestiftet hatte, begab sich der größte Teil der Jugendlichen danach auf den nahegelegenen Rothenberg, wo das Sonnwendfeuer - mit etwas Verspätung zwar - abgebrannt wurde. Es war das große Jugendrotkreuzfest schlechthin. Wieder gab es ungewollte Schwierigkeiten mit dem Schlafengehen. Mußte doch die offizielle Delegation in den Schlafgemächern feststellen, daß einige JRK-Ier die ironische Bemerkung Kastenmayers, in der zweiten Nacht nicht mehr nach Jungen und Mädchen getrennt, sondern nach Schläfer und Radaubrüder, ernst genommen hatten. Mit dem Schlafsack unterm Arm und der ganzen Habe im Köfferl, pochten einige besonders Schlafwillige auf „ihren" Saal ... was das zweite Paar Augenringe bei Thilo Fleischmann hervorrief. Der Sonntag war der Tag der Siege und des Abschieds. Es war schön zuzuhören, wie die beiden Wettbewerbsleiter Reschl und Kastenmayer alle rhetorischen Möglichkeiten aufwendeten, bei der Siegerehrung alle als Sieger erstrahlen zu lassen. Der Abschied fiel schwer. Alle hatten Schnaittach und seine netten Jugendrotkreuzler ins Herz geschlossen. Schön war's.

Auch einen Geburtstag gab es auf dem Landeswettbewerb zu feiern. Am Sonntag beging Josef Kastenmayer ein rundes Jubiläum. Leider wurde durch eine Indiskretion bereits am Frühstückstisch die Überraschung, die Franz Reschi ,,seinem" Referenten bescheren wollte, „vermasselt". Allerdings gelang es ihm dann noch mit der Unterstützung der Jugendrotkreuzler, dem Geburtstagskind einen würdigen Rahmen zu verpassen: Als er Kastenmayer „ein gutes Tröpfchen für ruhige Stunden" überreichte, stimmte die gesamte Mannschaft ein donnerndes "Happy Birthday" an...

Bild oben: Sieger Stufe II (oben von links): Die Gruppen aus Ansbach (2.), aus Straubing-Neukirchen (1.) und aus Endorf (3.).

Bild unten: Sieger Stufe 1 (von links): Die Gruppen aus Teisendorf (2.), Ansbach (1.) und aus Regensburg (3.).

die drei Siegergruppen der Stufe I