Seminar Rhetorik!

Das Referat Jugendrotkreuz bietet im Rahmen außerschulischer Bildungsarbeit ein Fortbildungsprogramm an, das in erster Linie für die Führungskräfte in der Jugendarbeit gedacht ist.

Georg Soller
3/1980

Aus diesem Programm ging vom 25. bis 27. April der Lehrgang Rhetorik unter der Leitung von JRK Referent Josef Kastenmayer im BRK-Haus Jettingen über die Bühne. Wie sehr das Thema, das heuer zum erstenmal angeboten worden war, eine Art „Marktlücke" darstellte, zeigte sich schon bald, nachdem man sich im Referat entschlossen hatte, „Rhetorik" anzubieten: Innerhalb kürzester Zeit war die Teilnehmerliste, die auf 17 begrenzt war, voll belegt. Als dann kurzfristig fünf Teilnehmer absagten, zeigte Leiter Kastenmayer zwar zuerst Bedauern, stellte aber im Nachhinein fest, daß die Fülle des Lehrgangsprogrammes sogar für die verbliebenen zwölf noch zuviel war und kaum zu bewältigen war. Das Ziel des Kurses war es, „den Führungskräften im JRK die Angst vorm Sprechen vor der Gruppe zu nehmen", die Möglichkeiten der Gesprächsführung aufzuzeigen und vor allem mit praktischen Übungen die Redeangst zu „bezwingen". Gerade bei letzterem erwies sich der Einsatz von Video als äußerst hilfreich, ja geradezu unentbehrlich. Als „schockierend" bezeichneten einige Teilnehmer den von Kastenmayer gewählten Einstieg am Freitagabend: Nach dem Motto „Der Sprung ins kalte Wasser ist der sicherste Weg, schwimmen zu lernen" sollten sich die Teilnehmer nach einer kurzen Begrüßung und Einführung in die Thematik in einem Fünf-Minuten-Referat vor der Gruppe und der Video-Kamera selbst vorstellen; gerade das Aufzeichnungsgerät, über dem sich die Redner dann auf einem Bildschirm selbst beobachten konnten, irritierte die meisten. Der Samstagvormittag war mit der theoretischen Abhandlung des Themas ausgefüllt. Es wurde über die Haltung des Redners referiert, den Sprechrhythmus, das Sprechtempo, die Lautstärke, über Mundart oder Schriftsprache, ob man frei sprechen sollte oder ablesen. Kurz angeschnitten wurden die verschiedenen Redegattungen, das Gespräch, die geschäftliche Verhandlung, die Festrede, die Stegreifrede, der Vortrag, die Diskussion etc., genauso wie darauf hingewiesen wurde, was man bei der Redevorbereitung oder der Stoffsammlung beachten sollte. Unter Berücksichtigung dieser neuen Erkenntnisse wurden dann am Nachmittag die Video-Aufzeichnungen vom Vortag „genossen". Jetzt sahen die Teilnehmer die Fehler, die ihnen das Reden erschwerten. Gerade die Möglichkeit einer eigenen Beurteilung erwies sich als optimal. Im Anschluß daran sollte alles besser gemacht werden. Mit einem 15-minütigen Referat nach einem Thema freier Wahl wiederholte sich die Zeremonie vom Vortag. Schnell hatte sich herausgestellt, daß die Teilnehmer rapide die Angst verloren hatten, Selbstvertrauen zu dem selbstverfaßten, freien Vortrag gewannen und dabei recht ansehnliche Referate vorbrachten. Die Aufzeichnung und die Auswertung gingen am Sonntagvormittag weiter. Die Teilnehmer, die sich zwischen den einzelnen Lehrgangsschritten selbstverständlich erholen konnten, waren am Ende des Programms begeistert. In der „Manöverkritik" am Sonntag brachten sie einstimmig ihre Zufriedenheit über den Verlauf zum Ausdruck. Besonders betont wurde aber, daß die Zeit bei weitem nicht ausgereicht habe. Dem Vorschlag der Teilnehmer, ein oder zwei Fortsetzungskurse zu veranstalten, wurde jetzt vom Referat etwas entsprochen: Zumindest eine Fortsetzung ist in Aussicht gestellt. Genaueres stand bei Redaktionsschluß noch nicht fest. Übrigens wird dieser Einführungslehrgang vom 3. bis 5. Oktober 1980 wiederholt. Einige Anmeldungen können vom Referat noch entgegengenommen werden.