Jahr der Behinderten

Daß das „Jahr der Behinderten" beim Jugendrotkreuz schon lange begonnen hat, zeigten die Themen eines Wochenendseminars von Siegfried Volz und Helmut Jordan, an dem Jugendgruppen des ganzen Fürther Bezirkes teilnahmen.

Erich Rück
2/1981

Zuerst erörterten die Jugendlichen im Cadolzburger BRK-Heim die einzelnen Arten einer Behinderung und ihrer Probleme. Sie wurden sich klar darüber, daß blinde und taube Menschen von den Darbietungen und Unterhaltungsmedien fast ausgeschlossen sind. Schwierig wird es oft für den Betreuer einen Behinderten in ein Kino mitzunehmen. Auch führten die jungen Teilnehmer Beispiele aus anderen Ländern auf, in denen Behindertenprobleme weit besser als in Deutschland gelöst werden. Zum Beispiel in Frankreich und England wird viel mehr darauf geachtet, in Theatern, Verwaltungsämtern oder auch Bahnhöfen spezielle Auffahrten oder Aufzüge für Rollstuhlfahrer zu schaffen. In Deutschland ist es für Behinderte leichter mit dem Flugzeug zu reisen,
als mit der Bundesbahn in einem Intercity-Zug zu fahren. Die Türen im Fahrzeugabteil sind für Fahrstühle viel zu eng. Deshalb müssen die Behinderten, die auf Fahrstühle angewiesen sind, die Zeit ihrer Reise oft im ungeheizten Gepäckraum verbringen. Höhepunkt des Seminars war der Besuch von Mitgliedern des Coburger Behindertenclubs. Kurt Hartleb und Jens Plath (letzterer ist Sozialarbeiter im Behinderten-Zentrum Coburg), beide selbst an den Rollstuhl gebunden, führten mit ihrer Betreuerin Maria Kellersch kleine Sketche über die Probleme behinderter Menschen auf. Eines dieser Stücke, die Jens Plath selbers schrieb, war die „Utopische Auslegung" des umstrittenen Frankfurter Urteils vom Februar 1980. Er drückte damit aus, daß wenn der Anblick behinderter Menschen eine Wertminderung des Urlaubs bedeutet, vielleicht im Jahre 2000 Reservate für diese Personen geschaffen werden, um Gesunde nicht mit ihnen zu konfrontieren und daran zu erinnern, daß es auch Kranke gibt. Ein anschließender Film zeigte auch die großen Probleme der Rollstuhlfahrer beim Benützen öffentlicher Verkehrsmittel und Einrichtungen.