Bombenalarm unter der Dusche

70 Jugendrotkreuzler aus dem Kreisverband Cham eine Woche lang in Berlin

Monika Ungethüm
1/1981

Von der Polizei bewacht als seien sie eine Art „bayerische Mafia" wurden die Jugendrotkreuzler aus dem Kreisverband Cham, als sie im August 1980 zum dritten Mal nach Berlin fuhren. Eine Woche zuvor war das Attentat auf die kurdischen Studenten in Berlin geschehen, und die dramatische Verfolgungsjagd der Berliner Polizei
hatte zufällig vor der Unterkunft der Bayern, dem Jugendgästehaus Nord, seinen Höhepunkt gefunden. Trotzdem gefiel den 70 Jugendlichen die Woche in der geteilten Stadt sehr gut. Durch die Vorfälle in der vorangegangenen Woche stand die Unterkunft der JRK'ler unter besonderer Bewachung und damit auch sie
selber. Natürlich gab das einigen Witzbolden und Anhängern des schwarzen Humors Gelegenheit, „Opfer" zu suchen. Vier Mädchen beispielsweise erzählten ihrer Zimmerkameradin, daß sie jederzeit auf „Bombenalarm" gefaßt sein müsse. Natürlich machten sie ihr das in humorvoller Weise klar, so daß sie es „eigentlich" nicht glaubte... Als das Mädchen aber unter der Dusche stand und ein merkwürdiges Geräusch hörte (es war ein alter Föhn im Nebenzimmer) und die übrigen „Bombenalarm" reifen, sprang sie in aller Eile (noch naß) in ihre Kleider, lief auf den Flur hinaus, und wartete - bis sie das schallende Gelächter ihrer Kameradinnen hörte und knallrot wurde, hatte sie doch noch zuvor tapfer behauptet, daß sie diesen Unfug nicht glaube... Tagsüber besichtigten die jungen Leute zusammen mit dem stellvertretenden Leiter der Jugendarbeit, Josef Pongratz, ausgiebig die geteilte Stadt. Natürlich durfte ein Ostberlin-Besuch, eine Schiffahrt auf dem Tegeler See und die obligatorische Berlin-Rundfahrt nicht fehlen. Einige besuchten auch die „Nofretete", den Kudamm jedoch ließ sich keiner entgehen...