Behinderte erleben Schottland

Auf nach Schottland hieß es für zehn Behinderte, davon fünf Rollstuhlfahrer.

Manfred Neuber
1/1982

Sie folgten einer Gegeneinladung der schottischen Behindertenorganisation "Opportunity Holiday Trust". Mitglieder dieser Organisation waren im vergangenen Jahr zu Besuch im Fetienhaus „Sonnenhang" des Bayerischen Roten Kreuzes in Pleystein und wurden vom Jugendrotkreuz betreut.
Mit etwas gemischten Gefühlen trafen sich die Teilnehmer am Abreisetag am Bahnhof in Weiden. Hier wurden bahneigene Spezial-Rollstühle zur Verfügung gestellt, da die privaten Rollstühle für die Zugtüren und Gänge im Waggon zu breit sind. Von hier ging die Fahrt nach München und von dort weiter mit dem Flugzeug nach Edinburgh. Nach der Zoll- und Sicherheitskontrolle am Flughafen München-Riem war die Flughafenfeuerwehr eine große Hilfe beim Einsteigen in das Flugzeug.

Haus der Möglichkeiten

In Edinburgh wurden sie bereits von Mrs. Rosmary Stroyen erwartet. Die Reise führte nun in zwei Kleinbussen über Carlops und Biggar nach Lamington in das einfache, aber behindertengerecht eingerichtete Opportunity House. Am darauffolgenden Tag wurde das Triquair House besucht, das älteste noch bewohnte Haus Schottlands, welches sogar eine hauseigene Brauerei aufweisen konnte, die aber leider nicht mehr in Betrieb war. Doch der Park, der sich als Irrgarten herausstellte, war recht amüsant.

viel Gesang

Am Sonntag konnten Gottesdienste beider Konfessionen besucht werden. die mit deutschen Liedern tatkräftig mitgestaltet wurden. Auch Folklore stand auf dem Programm, eine Volkstanzgruppe zeigte mit viel Geschick ihre anmutigen Tänze. Anschließend wurde das schottische Nationalgericht „Haggis" serviert, bestehend aus Hammelfleisch, Mohrrüben, Kartoffeln und gekochtem Weißkraut. Natürlich durfte auch der Gesang nicht fehlen, also wurden fast allabendlich die Stimmen kräftig strapaziert. Besonders beliebt war hierbei das Lied „Peters Brünnele". Die Schotten nannten es allerdings nur „KuckuckSong" wenn sie es hören wollten, und das war eigentlich ständig der Fall.

Quer durch Edingburgh

Einen besonderen Eindruck auf alle Beteiligten machte der Besuch im Trinity Center in Edinburgh, einem Behindertenzentrum mit speziellen Werkstätten für Holz- und Metallverarbeitung, Druckerei, Photolabor und einer besonders schönen Gärtnerei. Anschließend ging es auf zu einer Sightseeing-Tour quer durch Edinburgh. Von einem sehr guten Platz am Fuße der Tribüne konnte die deutsche Gruppe am Abend mit ihren Gastgebern das farbenprächtige Spektakel des Edinburgh "Military Tattoo" aus unmittelbarer Nähe betrachten. Bei diesem großen Zapfenstreich wurden die alten schottischen Traditionen wach.

Heimreise

Für die Heimreise packten die Gastgeber noch eine riesige Schachtel mit Sandwiches ein, denen aber bereits in Edinburgh größtenteils der Garaus gemacht wurde. Zu schnell vergingen die Tage in Schottland. Sie werden aber für die Teilnehmer eine bleibende Erinnerung sein.