Theater für Makedonien

Als im Juni letzten Jahres die Gruppe V des JRK Weißenburg-Gunzeshausen von ihrem Leiter der Gruppenarbeit Gerhard Grimm erfuhr, daß das makedonische RK Wasserrettungsgeräte benötigte, wollte sie auch etwas dazu beitragen.

Ronald Scharf
2/1982

So beschlossen die Gruppenmitglieder, zwei Theaterstükke aufzuführen. Die Gruppenleiterin besorgte die Textbücher für zwei lustige Einakter, die Rollen wurden besetzt und die Texte verteilt. Nach den Sommerferien ging's dann an die Arbeit. Die Kulisse bauten vier Mann an einem Nachmittag. Der Leiter der Gruppenarbeit und „baff"-Autor Gerhard Grimm hatte den ganzen Plan ausgetüftelt und das Werkzeug besorgt.

Lustspiel vor Weihnachten?

Ja - und dann kam das böse Erwachen. Wann wollten sie die Stücke denn eigentlich aufführen? Inzwischen
war es Mitte Oktober, und ein Lustspiel in der Vorweihnachtszeit?
Es blieben ihnen also nur noch bestenfalls sechs Wochen, und noch konnte keiner auch nur ein Viertel seiner Rolle. Und dann die zweite Hiobsbotschaft: Einer der Hauptdarsteller des einen Stücks hatte plötzlich keine Lust mehr und ließ sich durch nichts dazu bewegen, weiter mitzumachen. Da die Rolle auch wegen Personalmangels nicht neu besetzt werden konnte, mußten sie eines der Stücke fallen lassen. Aber sie konnten ja keine Veranstaltung von 30 Minuten Dauer aufziehen. Was tun? Da kam einem von ihnen die rettende Idee: Volkstänze. Kurz darauf folgten zwei weitere Geistesblitze: Ein Sketch und ein Diavortrag. Damit, so überlegten sie, müßte es ihnen gelingen, die Veranstaltung auf eineinhalb Stunden zu strecken. Mittlerweile blieben ihnen nur noch drei Wochen bis zur Aufführung, und es begann die totale Hektik. Sie mußten also nun: Ihre Rolle für Lustspiel oder Sketch lernen, acht Volkstänze einstudieren, Kostüme und Möbel für die Bühne besorgen, Plakate und Eintrittskarten malen und drucken, usw., etc. pp.

Generalprobe mit Schwierigkeiten

Es kam der letzte Tag vor der Aufführung, der Tag der Generalprobe. Theaterstück - ok., Sketch - ok. Diavortrag - ok. Doch bei den Volkstänzen löste sich ihre Bühne aus zusammengebundenen Tischen (!) ziemlich schnell in einzelne Teile auf. Doch auch dieses Problem wurde überwunden. Die gesamte Generalprobe wurde auf Videofilm festgehalten. Nachdem die Jugendlichen den Film noch einmal betrachtet und genug Selbstkritik geübt hatten, trennten sie sich. Jeder mit einem mehr oder weniger guten Gefühl und einer tüchtigen Portion Lampenfieber.

Donnernder Applaus

Aber alles erwies sich als unberechtigt. Die Aufführung ging problemlos über die Bühne, ein donnernder Applaus belohnte die Mühe der Theaterspieler. Als sie ihre Einnahmen zählten, blieb ihnen nach Abzug aller Ausgaben ein Gewinn von 80 DM. Das mag manchem vielleicht ein wenig mager erscheinen, aber wenn man bedenkt, daß die Spesen für Textbücher und Kulissen ja eine einmalige Ausgabe waren (und ihnen somit eine weitere Aufführung keine Kosten mehr verursacht), ist es doch ganz beachtlich.

Alle hatten ihren Spaß

Nach der Aufführung waren alle doch ein wenig traurig darüber, daß es nun vorbei war. Trotz aller Schufterei war ihnen das Theatermachen zur Gewohnheit geworden, die Arbeit hatte Spaß gemacht (auch wenn einige manchmal kräftig geflucht hatten). Und, obwohl sie nun wissen, was sie erwartet, lautet, so glaube ich, die Antwort auf die Frage nach einer weiteren Aufführung: JA!!!