Die Wasserwachtjugend Dachau

Wenn es ums liebe Geld geht, dann scheiden sich die Geister. Geld, so weiß auch der Volksmund, kann die besten Freunde entzweien.

N.N.
3/1982

Wie wahr. Nach unseren Erfahrungen sind es entweder Finanz-Uneinigkeiten oder Kompetenzschwierigkeiten, die vielerorts die fünf Gemeinschaften auch im Roten Kreuz einander nicht ganz grün werden lassen. Wir ersparen es euch, die einzelnen Querelen aufzuzählen (und wenn zwei sich streiten, freut uns das in diesem Fall überhaupt nicht). Wir möchten an dieser Stelle einmal ein Beispiel bringen, wo die Zusammenarbeit gut klappt.

Auf den Standpunkt kommt es an

Im Kreisverband Dachau sind die Jugendgruppen der Wasserwacht und das Jugendrotkreuz so eng zusammengewachsen, daß es nur auf den Standpunkt ankommt, ob es sich bei der einen Gruppe um Jugendrotkreuzler mit dem Schwerpunkt „Rettungsschwimmen" handelt und bei der anderen um junge Wasserwachtier, die im besonderen auch noch im jugendpflegerischen Sinn betreut werden. Gründe, warum sich die Situation in Dachau so entwickelt hat, gibt es mehrere. Bei der Gründung der Wasserwacht-Jugendgruppe vor sieben Jahren wurden die jungen Leute gleich einmal Mitglieder beider Gemeinschaften. Zu (Bürokraten-)Deutsch: Die jungen Wasserwachtler wurden nicht nur — wie woanders auch — numerisch zum Jugendrotkreuz gezählt, sie wurden gleichzeitig mit dessen Inhalten konfrontiert. Neben dem Schwimmtraining wurde in den Gruppenstunden auch gebastelt, getanzt und über aktuelle Themen diskutiert. Dinge also, die auch in JRK-Gruppenstunden auf dem Programm stehen. Bei diesem abwechslungsreichen Programm waren die jungen Leute natürlich mit Feuer und Flamme bei der Sache.

WW-Jugendwart = Leiter der JR K-Gruppenarbeit

In der Folge wuchsen die beiden Gemeinschaften weiter zusammen. Dies dokumentiert sich heute darin, daß Wasserwachtier JRK-Gruppenleiter sind und Jugendrotkreuzler Aufgaben der Wasserwacht übernahmen, zum Beispiel Rettungsschwimmer wurden. Und zu guter Letzt wurde der Jugendwart der Wasserwacht Dachau, Martin Kruske, noch zum Leiter der JRK-Gruppenarbeit gewählt. Kruske fühlt sich dabei nicht überlastet, wie das bei vielen anderen „Funktionären" der Fall ist: „Ich halte die Verflechtung dieser beiden Posten für sinnvoll, weil sich die Aufgabengebiete gleichen, und somit nicht viel Mehrarbeit anfällt." Günstig ist dies allemal, weil die Koordination der gemeinsamen Arbeit an einem Schreibtisch und ohne umfangreichen Briefwechsel vor sich geht. Die Liste der von JRK und WW-Jugend gemeinsam durchgeführten Veranstaltungen und Aktionen ist lang. Da sind der alljährliche Faschingsball für junge Leute, das Pfingstzeltlager, diverse Feten im Partykeller, ein Markt- und Informationstag für Kinder, Erste-Hilfe-Kurse, Betreuung behinderter Kinder, Frühjahrs- und Herbstsammlung, Betreuung von Kleinkindern am Heiligen Abend, Erste-Hilfe-Wettbewerb auf Kreisverbands-Ebene usw., usw.

Zusammenarbeit ist besser als Streit

Natürlich läßt sich dieses Konzept nicht ohne weiteres in anderen Kreisverbänden durchführen. Aber ein Gedanke scheint noch sehr wichtig. Junge Rotkreuzler, ganz egal zu welcher Gemeinschaft sie tendieren, lernen aus einer guten Zusammenarbeit sicher mehr als aus Zwistigkeiten und ständigem Konkurrenzkampf.