Dem Esel fiel der Schwanz ab

Musik macht Spaß - Musik verbindet - Mit Musik läßt sich Ärger von der Seele singen - Es läßt sich mit Musik einiges verdeutlichen, was ohne undenkbar wäre - und trotzdem möchte das Thema ,Musik' kaum eine Jugendgruppe aufgreifen - ganz im Gegensatz zum Bezirksverband Oberbayern, der im Oktober dieses Jahres zum sechsten Mal einen Musischen Wettbewerb auf Bezirksebene durchgeführt hat - und das mit großem Erfolg

Christian Haas
Haas
1/1985

Bereits seit 1979 gibt es den oberbayerischen 'Musischen Wettbewerb'. Jede teilnehmende Gruppe - mindestens fünf Teilnehmer, nach oben gibt es keine Eingrenzung - kann sich für einen A-Teil oder einen B-Teil entscheiden. Thema 'Zirkus' war der Inhalt des Wettbewerbes Teil A. Dies entstand aufgrund der überaus positiven Erfahrungen mit dem Thema 'Zirkus' beim Bezirkswettbewerb in Garmisch-Partenkirchen. Sketche, Tänze und ganze Zirkusnummern sollten unter dieser Rubrik dargebracht werden. Beim Wettbewerb Teil B kam es auf ein gutes und einfallreiches Singen an. Die Gruppe konnte zwei Stücke nach freier Wahl singen - die Stilrichtung war dabei unerheblich. Ob klassisch, modern, fetzig oder schmalztriefend gefragt war der Ton aus der Kehle der Jugendrotkreuzler. Für den A- und den B-Teil konnten sich Teilnehmer von 10 bis 25 Jahren
melden. Da aber seit letztem Jahr auch Kindergruppen im Jugendrotkreuz existieren, wurde 1984 zum ersten Mal ein Teil C eingeführt - für 6- bis 9-Jährige JRK'ler, die sich ein Stück nach freier Wahl aussuchen konnten. Zehn Minuten waren für alle Altersstufen die Obergrenze ihrer Einlagen, sonst riskierte die Gruppe einen Punkteabzug.

Schulzentrum in Waldkraiburg

Insgesamt kamen am Sonntag, den 21. Oktober 1984 elf JRK-Gruppen nach Waldkraiburg, um ihr Können unter Beweis zu stellen. Bereits gegen 9°° Uhr waren im Schuözentrum fast 120 Teilnehmer und Schlachtenbummler in recht angespannter - aber doch lustiger Stimmung beieinander. Mit Ausnahme der Gruppe aus Ubersee - die wohl den Weg nicht so recht fand - standen alle Teilnehmer in den Startlöchern. Nervenkitzel und Lampenfieber waren in jeder Ecke des Raumes zu spüren. Überall war zu hören: "Hallo", "Servus", "Kennst mich noch" und "Wer bist denn Du?". Ein buntes Treiben in der großen Halle. Über alles wurde geredet nur auf die Frage: "Was macht denn ihr?" wurde sich häufig ausgeschwiegen. Prädestiniert für einen musikalischen Wettbewerb war die Turnhalle dieses Schulzentrums in Waldkraiburg. Groß alle Teilnehmer, Schiedsrichter, Gäste und Schlachtenbummler konnten leicht einen bequemen Platz finden - und doch noch überschaubar. Danach stellte er das Schiedsrichterteam vor, das aus einem hauptamtlichen Rotkreuzler vom Bezirksverband und aus fünf weiteren ehrenamtlichen JRK-Führungskräften bestand. Soweit nicht genug - jeder Gruppenleiter, von dem eine Gruppe am Musischen Wettbewerb auftrat, hatte die Möglichkeit, alle anderen auftretenden Gruppen zu bewerten. Die Gesamtheit alier Gruppenleiter-Punkte wurde dann ermittelt ebenso die Gesamtzahl der Schiedsrichterpunkte - und die Summe beider Bepunktungen ergab den Sieger. Ein System, das ein Höchstmaß an Objektivität zuließ. Dann begann der eigentliche musische Wettstreit.

JRK-Gruppe aus Trostberg

Tierisch ging es bei den Trostbergern zu. Es begann mit einem dressierten Esel, der allerhand Kunststückchen parat hatte. Oft wollte er nicht so, wie es sich der Dresseur einbildete. Nach vielem hin und her verlor der Esel dann « auch noch seinen Schwanz - zur Freude des Publikums. Auf seinen Abgang folgten zwei Schimpansen - die ihre Blutsverwandschaft zu King-Kong nicht leugnen konnten. Wild gestikulierend, fürchterliche Schreie ausstoßend machten sie ihren Schimpansentanz; er gipfelte darin, daß einer der beiden von der Bühne sprang und LdJA Michael Weisky nach dem Takt der Musik die Haare kraulte der Lacherfolg war gesichert. Den Abschluß der Trostberger bildete das rechnende Pferd Rosinante. Es beantwortete die gestellten Fragen mit dem auf den Boden tippenden Huf. Eine Frage aus dem Publikum - in 1.000-er Höhe - wurde folgendermaßen beantwortet: Langsam hob sich die Seitenverkleidung des Pferdes und zum Vorschein kam einer der beiden "JRK-Pferdeträger" - in der Hand einen Taschenrechner. Damit rechnete er die Frage aus dem Publikum aus und das Pferd begann mit dem Huf auf den Boden zu trommeln. Abgang. Ein gemeinsamer Rundtanz aller Traunsteiner Figuren schloß den Auftritt ab.

JRK-Gruppe aus Traunstein

Mit Sicherheit eine der Hauptattraktionen am Musischen Wettbewerb war die Gruppe aus Traunstein. Die 'Philharmoniker' war das Thema der Ortsgruppe Übersee. Sechs Jugendrotkreuzler in schwarzen Fracks, schwarzen Hüten, weißen Hemden und riesigen Schleifen um den Hals - sangen, spielten und gestikulierten zu den Klängen der "echten Philharmoniker", die ihre Stimmen aus dem Cassettenrekorder schmetterten. Auf diese Art und Weise brachten sie die Stücke 'Lieselotte, willst du mit mir auf die Wiese gehn?' und 'Monika, der Lenz ist da'. Das Publikum hätte es beinahe 'verrissen' vor Lachen. Bären, Gaukler, Turner, Sänger, Szenen vor und hinter der Bühne - alles war vertreten an diesem ereignisreichen Tag. Am Nachmittag - nach einer Mittagspause - folgten noch einige Auftritte von JRK-Gruppen. Besonders ideenreich waren die beiden Kindergruppen eine aus Rosenheim, die den Lagerboogie gesungen hat und die andere Kindergruppe aus Bad Aibling, die ein selbstgetextetes Lied: 'das Lied der Kindergruppen' sang.

Sieger und ihre Ehrung

Das Schiedsrichterteam zog sich zur Beratung und Auswertung zurück. Gegen 16°° Uhr - viele Gäste waren gekommen - konnte dann die Siegerehrung und Preisverteilung beginnen. Oberbürgermeister Jochen Fischer, Kulturreferent Friedemann Stecher, Vorsitzender des Kreisverbandes Walter Strauch und viele andere ließen es sich nicht nehmen, an der Siegerehrung dabei zu sein. Eingeleitet wurde sie mit einer Rock'n-Roll-Aufführung. JR K-Bezirksausschußmitglied Helmut Greif nahm die Siegerehrung vor. Für die ersten Plätze gab es die heißumkämpften Wanderpreise in Form eines Zinntellers; andere Preise spendete die Stadt Mühldorf. Darüber hinaus erhielt jede Gruppe eine Urkunde und jeder Teilnehmer bekam zum Abschied einen JRK-Trillerpfeifenumhängekugelschreiber. Es wäre schön, wenn sich das Jugendrotkreuz viel mehr mit der Materie 'Musik' beschäftigen würde - nicht: "Ich kann nicht" sondern "Ich probier's"

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