Arbeiten in Lakkia

Hannes Wolf, aktiver Jugendrotkreuzler aus Ansbach, leistet seit Anfang August 1983 in Griechenland in der Nähe von Saloniki sein freiwilliges soziales Jahr ab.

Hannes Wolf
Wolf
1/1984

Er arbeitet dort in einer Behindertenwerkstatt, die etwa nach dem Prinzip der Lebenshilfe aufgebaut ist. Dabei muß er ganz schön mit zupacken: die Ausstattung der sozialen Einrichtungen in Griechenland ist nicht gerade luxuriös und muß mit handwerklicher Eigenarbeit noch verbessert werden. Doch die Erfahrungen in einem fremden Land wiegen für Hannes alle körperlichen Mühen auf, wie aus seinen Schilderungen hervorgeht. Hier der Bericht des ersten "Auslandskorrespondenten" der 'baff":
Als ich im Sommer herkam, gab es hier ein Behindertenwohnheim für geistig behinderte Jungen und die Werkstatt, in der vor allem Holzspielzeuge und Kindermöbel hergestellt wurden. Ich bekam ein geräumiges Zimmer, dessen Einrichtung allerdings für meinen Geschmack etwas zu wünschen übrig ließ. Da ich eine Ausbildung als Zimmerer hinter mir hatte, wollte ich mich gleich daran machen, Gegenstände herzustellen, die mein Zimmer verschönern sollten. Nachdem sich der Heimleiter von meinem Können überzeugt hatte, durfte ich in eigener Regie an den Maschinen arbeiten, und bald konnte ich das Zimmer mit neuen Lampenschirmen, einem Spiegel, einer Garderobe und einem Tisch versehen.
Meist habe ich Abfallstücke vom Holz verwendet, was alle in Erstauenen versetzte: Bisher war man gewohnt gewesen, solche Abfälle wegzuwerfen (obwohl Holz hier in Griechenland sehr teuer ist). Da während der Sommerferien nur wenige Jungen im Heim waren, konnte ich auch die Umgebung erkunden und mich mit den anderen Mitarbeitern anfreunden. Fast alle, die im Heim als Erzieher oder ähnliches arbeiten, haben ihren Beruf in Deutschland oder der Schweiz erlernt, sodaß ich keine Verständigungsprobleme hatte. Für einen Anbau des Hauses sollte ich auch ein Fenster und eine Tür bauen. So etwas hatte ich zwar noch nie gemacht, aber am Schluß waren doch alle mit dem Ergebnis zufrieden.
 

... bis tief in die Nacht

... bis tief in die Nacht Und dann gab es da noch einen Rohbau etwa 300 Meter vom Heim entfernt. Dort sollte ein neues Heim für geistig behinderte junge Männer entstehen. Die Einweihung sollte schon am k. Oktober sein! So kam es, daß wir neben unserer Arbeit im Behindertenheim Lakkia auch noch mit Hochdruck an der Fertigstellung des neuen Hauses arbeiten mußten (und nebenbei auch noch Lakkia renovierten)! Die letzten zwei Wochen vor der Einweihung arbeiteten wir jeden Tag bis tief in die Nacht. Meine Arbeiten beliefen sich auf Einbauschränke, Treppen, Spiegel und Garderobe, einen Tisch für 10 bis 12 Personen, Fenster, Leisten und, und, und ... Irgendwie haben wir es schließlich geschafft, doch mit allem fertigzuwerden, und der Tag der Einweihung war da. Zu der Feier waren viele Gäste nicht nur aus Griechenland gekommen; sie kamen aus der Schweiz, Deutschland, Luxemburg und Frankreich. Auch ich wurde gebeten, als Vertreter des Jugendrotkreuzes, das ja schon mehrere Einsätze hier geleistet hatte, eine kleine Rede zu halten. Ich baute sie auf unseren drei Diensten auf und erklärte, daß die Arbeit in Lakkia für mich sowohl Dienst am Nächsten als auch Dienst an der Völkerverständigung sei. Zum Schluß wünschte ich Lakkia und Katoika (dem neuen Heim), daß es immer weiterbestehen und sein guter Stern auch anderswo in Griechenland leuchten solle.
 

Mädchen für alles

Jetzt bin ich nach Katoika umgezogen, das ich mit Georg aus Rosenheim zusammen leite. Unser Ziel ist es, die Jugendlichen zu einer Art Wohngemeinschaft zu bringen, in der sie selbständig ohne Leiter leben könnten. Dazu gehört natürlich, daß Georg und ich in der nächsten Zeit so etwas wie "Mädchen für alles" sind. Zusammen mit den Jungen müssen wir alle Haushaltsarbeiten verrichten, also: Kochen, Waschen, Putzen, Einkaufen, im Garten arbeiten, etc. In nächster Zeit sollen wir ein Gewächshaus bekommen, dessen Ertrag zumindest unseren Eigenbedarf decken soll; vielleicht können wir aber auch etwas verkaufen. Außerdem bekommen wir noch Hasen, Hühner und ein Schaf. Neben all dem müssen wir aber auch noch zum Arbeiten nach Lakkia, weil wir hier keine Werkstatt haben. Unser Programm darf aber nicht mit dem von Lakkia kollidieren. Das ist zur Zeit unser größtes Problem. Aber wir haben schon so viele Probleme in den Griff bekommen, da werden wir mit dem auch klarkommen. Ihr seht also, daß ich hier nicht gerade auf Kururlaub bin. In Deutschland wäre ein Soziales Jahr vielleicht einfacher gewesen. Ich glaube aber, daß die Erfahrungen, die ich hier in einem anderen Land, wo die Hilfe für Behinderte noch in den Kinderschuhen steckt, sammeln und damit alles andere aufwiealles andere aufwiegen. Hier in Lakkia und Katoikia geht nämlich alles noch sehr familiär zu, die Gruppen sind noch überschaubar! Wo gibt es das sonst noch?

Eröffnungs-Buffet