Echte Integration

An der Fortbildung für Gruppenleiter nahmen zwei Gehörlose und ein Blinder teil. Vor dieser Veranstaltung konnte man überall hören: Das geht schief!

Otto Bosch
2/1984

Doch die Praxis zeigte ein anderes Ergebnis auf. Nach einer für alle Teilnehmer recht harten Anfangsstunde waren die Voraussetzungen geschaffen. Ein Merkblatt über Gehörlose, ein Blatt über das Fingeralphabet waren die Theorie; die Bereitschaft der Teilnehmer, langsam und deutlich zu sprechen, war die Praxis. Dem blinden Teilnehmer wurden, soweit möglich, alle Vorgänge beschrieben. Mit Peter und Paul begann die Vorstellung der Teilnehmer. Zwei befragten sich gegenseitig ca. fünf Minuten, dann trat einer hinter den Stuhl des anderen und "schlüpfte" sozusagen in dessen Haut. Er mußte in der "Ich"-Form aufzählen, was er sich gemerkt hatte. Name, Alter, Hobbys, Tätigkeit im JRK usw. Wenn Stefan und Werner - die beiden Gehörlosen - nicht verstanden, was gesagt wurde, so machten sie die anderen darauf aufmerksam. Die Gehörlosen wiederholten dann. Später war dann das Eis gebrochen. Alle drei Behinderten saßen mit den übrigen Teilnehmern zusammen und unterhielten sich gut. Am Samstag wurden in einer Gruppe die Arten der Gehörlosigkeit, Schwerhörigkeit und Resthörigkeit vorgestellt und erklärt. Anschließend wurde das Schreibtelefon bestaunt. Die Möglichkeiten, einen Gehörlosen in eine Gruppe zu integrieren, wurden besprochen und vieles mehr. Es war zum ersten Mal die Möglichkeit gegeben, mit Behinderten zu sprechen und nicht wie früher nur über Behinderte!