Ein tolles Wochenende

Weit weg von daheim und ein tolles Wochenende erleben, das ist Ziel vieler Lehrgangsteilnehmer.

hg
3/1985

So meldet man sich ein halbes Jahr vorher zu einem JRK-Lehrgang an, kommt gestreßt und voll Spannung an und nach dem Zimmerschlüssel gibt es schon Abendessen. So unglaublich es sein mag, man soll heute Abend noch etwas tun. Die große Vorstellungrunde beginnt: "Ahh, da kommt der her, so sieht er auch aus!" und ähnliche Gedanken umnebeln die Sinne. Was? Jetzt wollen die doch tatsächlich von uns wissen, was wir uns von diesem Lehrgang erwarten! Ja, wenn die das nicht wissen, wie sollen's dann wir? Und jetzt der Gipfel, um 20.45 Uhr noch die Bekanntgabe der Lehrgangsinhalte.

Geschafft und erledigt

Endlich, um 21.00 Uhr ist es geschafft. Jetzt geht es los, ich muß mit den Teilnehmern von meinem KV noch unbedingt besprechen, wie das Zeltlager laufen soll. Die Anderen machen Spiele. Warum denn? Ich bin doch hier um zu lernen, um andere kennen zu lernen, um Erfahrungen auszutauschen. Doch unser Zeltlager geht vor. Wann sieht man sich schon so lange, um das ausführlich zu besprechen? Um 24.00 Uhr Bettruhe. Das darf doch nicht wahr sein, jetzt wo wir den Speiseplan festlegen. Was, um 7.00 Uhr aufstehen, und das am Wochenende? Ich sehe ein, daß ich 3 Stunden Schlaf brauche und gehe in's Bett. 7.30 Uhr. Frühstück mit Erfahrungsaustausch über Schlafgewohnheiten und Schnarchen. 8.10 Uhr, der Referent ist ja schon da und es
geht los. Ist ja ganz gut der Mann, aber zwei Stunden mehr Schlaf wären besser. Ob noch Fragen wären. Nein, dazu bin ich noch zu müde. Aber meine Kritik: "Das Thema ist um diese Zeit zu trocken!"

Magenknurren und Pause

Jetzt Gruppenarbeit, hoffentlich komme ich mit den Leuten aus meinem KV in eine Gruppe. Die Vorträge der einzelnen Gruppen. Es ist nur gut, daß ich nicht vortragen muß, außerdem knurrt mein Magen. Endlich Mittagspause. Um 14.00 Uhr geht es weiter. An den von unserem KV besetzten Tischen wird der Speiseplan des Zeltlagers um ein Gericht ergänzt und die Nachtwanderung besprochen. Was, schon 14.00 Uhr?! Ein anderer Referent bemüht sich, meine Verdauungsmüdigkeit zu überwinden - erfolglos - meine ungeteilte Aufmerksamkeit gehört der Uhr (15.30 Uhr, Kaffeepause). 30 Minuten, das ist einfach zu kurz um das Samstagsprogramm unseres Zeltlagers festzulegen. Schon wieder Gruppenarbeit! Ja, wissen die Referenten nichts mehr? Müssen wir alles selbst erarbeiten? Bei der Auswertung kommt es ans Licht; wir haben alles gefunden was sich die Referenten ausgedacht haben. Befriedigt geht man zum Abendessen.
Hiobsbotschaft Das Samstagsprogramm steht noch an, aber mitten in der Diskussion die Hiobsbotschaft. Um 20.00 Uhr treffen sich wieder alle. Der Tag war doch schon lang genug. Was wollen die überhaupt noch? Probleme bei unserer Arbeit: Die lösen wir selbst und außerdem unser momentanes
Problem: zu wenig Zeit und keine Information von oben, das haben die anderen auch schon gesagt. Um 21.00 Uhr Hurra - gemütlicher Teil - jetzt bin ich richtig munter und für das Zeltlager habe ich eine Menge Ideen. Ich versteh die anderen Teilnehmer nicht, sprechen über Probleme und deren Lösungen, für unser tolles Zeltlager hat keiner Interesse. Um 1.30 Uhr ist es geschafft und ich auch, aber der Durchführung unseres Zeltlagers steht nichts mehr im Wege.

Lärmbelästigung

Was ist das für ein Lärm? Da klopft doch jemand. Wo bin ich überhaupt? Ach so, Lehrgang, 8.10 Uhr - verschlafen. Raus aus dem Bett und rein in den Vortrag. Er redet ja ganz gut, aber um was geht es denn überhaupt? Ah, Pause, jetzt schnell eine Tasse Kaffee und schon geht es weiter. Schon wieder Gruppenarbeit, ich glaube, denen geht doch der Stoff aus. Die Besprechung dauert aber. Es ist passiert - nach dem Mittagessen treffen wir uns nochmal. Thema abgehakt. Was? Noch Lehrgangskritik, ich könnte schon eine halbe Stunde fahren! Nur nichts sagen, sonst dauert es noch länger.

Nette Leute

Endlich im Auto. Unterwegs die Gedanken: War schon ein tolles Wochenende, eine Menge netter Leute, das Zeltlagerprogramm steht, wie üblich keine Infos von Oben oder doch? Aber denen, die nicht dabei waren, kann ich wochenlang von diesem tollen Wochenende erzählen und außerdem für den nächsten Lehrgang bin ich ja auch schon angemeldet.